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dem auf dem Baumwollmarkte Geschäftslosigkeit
herrschte, Spinner und Weber Anzeichen einer
Anderung in diesen Verhältnissen nicht. erblickten
und die Baumwollbörsenleute in New Orleans
und in New York ganz überwiegend einen weiteren
Preisrückgang erwarteten, so wurde der Ruf der
Pflanzer nach gemeinschaftlichen Maßnahmen zum
Schutze ihres Interesses am Preise immer lauter.
Die Führung in diesem Streben nach einheit-
lichem Vorgehen ist seit einiger Zeit bereits von
dem Verein der Baumwollpflanzer auf den Bund
der Landwirte (Farmers' Union) übergegangen.
Dieser Bund, der angeblich 300 000 Mitglieder
zählt und sich in besondere Abteilungen für jeden
Einzelstaat gliedert, hat in den ersten Tagen des
September 1908 seine Jahresversammlung ab-
gehalten, in der die Staaten mit Baumwollbau
mit 2000 Mitgliedern vertreten gewesen sein sollen.
Der Gegenstand der Beratungen, auf den sich
das allgemeine Interesse vornehmlich richtete, war
der von der Abteilung von Texas (Texas Farmers'
Union) eingebrachte Antrag auf Festsetzung eines
Mindestpreises für Baumwolle und die Schaffung
von Einrichtungen innerhalb des Bundes, die
den Pflanzer in dem Verkaufe seiner Baumwolle
unabhängig von dem Zwischenhändler (middle-
man) machen könnten.
Der erste Teil dieses Antrags, die Festsetzung
eines für alle Mitglieder verbindlichen Mindest-
preises, ist nach eingehender geheimer Beratung
in der dafür gewählten Kommission gutgeheißen
und von dem Plenum angenommen worden.
Ülber die Höhe dieses Preises und darüber, ob er
ein starrer oder unter Umständen beweglicher ist,
hat man den Mitgliedern des Bundes unver-
brüchliches Stillschweigen auferlegt, das auch, so-
viel bekannt, noch nicht gebrochen worden ist.
Dem zweiten Teil des Antrags ist man durch
die Bestellung eines Komitees von zwölf Mit-
gliedern, je einem aus jedem der zwölf Staaten
mit Baumwollbau, näher getreten. Das Komitee
soll in Memphis, Tenn., seinen Sitz haben mit
der Aufgabe, den Verkauf der Baumwolle von
dem Pflanzer direkt an den Spinner zu ver-
mitteln. Der Plau geht dahin, daß die Mit-
glieder des Bundes sich verpflichten, ihre Baum-
wolle nur in Lagerhäuser des Bundes zu liefern,
wo ihnen für ihre Ablieferungen Lagerscheine
ausgestellt werden. Das Komitee übernimmt die
Verkaufsverhandlungen mit dem Spinner und liefert
die Ware aus den Lagerbeständen unter gleich-
mäßiger Berücksichtigung der Herkunft aus den
verschiedenen Staaten. Es heißt, daß der Bund
über 200 Lagerhäuser in den verschiedenen Staaten
des Südens habe. Im Staate Mississippi allein
werden 64 solcher Lagerhäuser aufgezählt, wozu
noch viele im Bau begriffene hinzutreten sollen.
Die Vereinigung der lokalen Banken und Bank-
häuser in Mississippi soll sich bereit erklärt haben,
die Lagerscheine bis zu 60 v. H. des Wertes zu
beleihen. Auch die Vereinigung der lokalen
Banken und Bankhäuser von Alabama hat vor
einigen Tagen ihren Mitgliedern möglichstes Ent-
gegenkommen gegenüber den Pflanzern in dieser
Beziehung empfohlen.
Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Plan als
praktisch erweisen wird. Die Kosten der neuen
Organisation, des Baues so zahlreicher Lager-
häuser, ihrer Versicherung und der Unterhaltung
des zu ihrem Betrieb erforderlichen Personals
können nicht gering sein. Die großen, an den
Zentralstellen des Handels von Privatunternehmern
errichteten Lagerhäuser verzinsen sich bei einem
des ganze Jahr hindurch anhaltenden Umschlage
schon schwer. Wie sollen die Kosten für die kleinen
örtlichen Lagerhäuser herauskommen, durch die
nur die Ernte eines beschränkten Umkreises hin-
durchgeht?
Ein ungünstiges Vorzeichen für das Gelingen
dieses Planes sind die in der letzten Zeit aus
Mississiippi, Arkansas und Georgia einlaufenden
Nachrichten von nächtlichen Überfällen auf die
Pflanzer, die sich ihre Selbständigkeit in der Ver-
fügung über ihre Ernte vorbehalten, durch Ver-
mummte (night riders) und die von diesen an
Pflanzern und Besitzern von Entkörnungsanstalten
vorgenommenen Nötigungen durch Drohung oder
Gewalt. Bekannt ist, welcher Terrorismus durch
ähnliche Mittel im Staate Kentucky gegen die
Tabakbauer, die sich den Geboten ihrer Berufs-
genossen nicht unterwerfen wollten, zum großen
Schaden der Gesamtheit ausgeübt worden ist.
Die handelsfeindlichen, insbesondere gegen den
Börsenhandel gerichteten Tendenzen der Pflanzer
haben sich in den letzten beiden Jahren in der
Gesetzgebung einer Anzahl der südlichen Staaten
zur Geltung gebracht und auch im Kongreß ein
Echo gefunden.
(Bericht des Kais. Konsulats in New Orleans.)
Außbenhondel Mexihkos im Slshallahr 1907/08.
Das mexikanische Finanzministerium (Secre-
taria de Hacienda) hat im September 1908
eine statistische Ubersicht über die Ein= und Aus-
fuhr Mexikos im letzten Rechnungsjahre, vom
1. Juli 1907 bis 30. Juni 1908, erscheinen
lassen.
Der Wert der Gesamteinfuhr betrug hiernach
221 535 993 Pesos gegen 232 299 579 Pesos im
Vorjahre, mithin 10 693 586 Pesos weniger.
In Anbetracht der im ganzen Lande seit dem
Herbst 1907 andauernd herrschenden Handels-