Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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rondo, ferner von den Pfahldorfbewohnern 
Wakingua, abermals Warondo, Wamraguru und 
Wasongora bewohnt, deren Sultan Kasigano ein 
Mhima ist. 
Eigene Kultur ist noch nicht zu finden. Ba- 
nanenschamben gibt es bei Kissenyi und Ruisamba 
vereinzelt. Interessant und sehr der Beachtung 
wert ist aber das nördlicher gelegene Kaiwe, 
das eine eigene Salzsaline hat und die Gegend 
weithin, sogar bis Bukoba, mit Salz versorgt. 
Der größte Teil der Bewohner ist mit Euro- 
päern noch wenig in Berührung gekommen und 
zeigt sich diesen gegenüber im allgemeinen wenig 
zugänglich und schen. Die Zurückhaltung verliert 
sich aber bei entsprechender Behandlung. 
Über die Nordost-Ecke des Sees wurde Ka- 
sinde erreicht, wo für einige Zeit Standlager 
vorgesehen war. Dieser Posten ist vor Jahres- 
frist angelegt worden und liegt auf einer Höhe 
3/8 Stunden vom See entfernt. Er wird von 
einem agent militaire verwaltet und hat eine 
militärische Besatzung von 50 Mann. Die un- 
mittelbare Umgegend ist völlig kahl; nur unter- 
halb des Postens am Seenfer bringt ein üppiger 
Akazienwald Abwechslung in die Eintönigkeit der 
Landschaft. Die ebene Grassteppe dehnt sich im 
Westen bis an die nahen Berge, die Kasinde vom 
Tale des Semliki trennen; im Osten bildet ein 
südost-nordwestlich laufender Rücken die Grenze, 
über dessen Höhen der gewaltige Bergkomplex des 
Ruwensori zu uns herniederschaut, dessen schnee- 
bedeckte Gipfel allabendlich im Schein der unter- 
gehenden Sonne wundervoll erstrahlen. 
Da uns hier ein neues Lastendepot aus 
Entebbe erwartete, gab es für den Führer der 
Karawane, Leutnant v. Wiese, viel Arbeit. Der 
Abschluß aller Sammlungen brachte gleichfalls 
angestrengte Tage. Leutnant v. Wiese gelang es, 
die Einwohner zur Abgabe ethnographischer Ge- 
genstände zu bewegen, so daß bald darauf eine 
ansehnliche Sammlung registriert werden konnte. 
Eine neu angelegte Liste hiesiger Tätowierungen 
ergänzt die frühere. 
Während Dr. Czekanowski nach sehr ein- 
gehenden, erfolgreichen Forschungen gestern hier 
anlangte, werden die anderen Herren heute mittag 
erwartet, nachdem auch sie ihre Arbeiten im 
deutschen Gebiet endgültig abgeschlossen haben. 
Wissenschaftliche Ergebnisse der Expedition. 
Wie der Direktor des Königlich Botanischen 
Museums in Dahlem berichtet, hat der mit Unter- 
stützung der Königlichen Akademie der Wissen- 
schaften an der Expedition des Herzogs Adolf 
Friedrich zu Mecklenburg teilnehmende Botaniker 
  
Dr. Mildbraed bis jetzt schon 1347 Nummern 
getrockneter Pflanzen in recht gutem Zustande und 
mit vortrefflicher Etikettierung versehen eingesandt. 
Die zwischen Viktoria-See und dem Gebirgsland 
im Osten des Kiwu-Sees gemachten Sammlungen 
enthalten wenig Neues. Dagegen sind die auf 
dem Gebirge am Kiwu-See in der Höhenwald- 
region zusammengebrachten Sammlungen reicher 
an Neuheiten und auch von pflanzengeographischer 
Bedeutung. Je weiter westlich, nord= und süd- 
westlich die Expedition gelangen wird, desto mehr 
wissenschaftlicher Gewinn ist zu erwarten. 
1 
r 
Nach einem Bericht des Direktors des König- 
lich Zoologischen Museums sind von der 
Expedition bisher folgende Sendungen in gutem 
Zustande eingegangen: 
1. Am 2. Dezember 1907: Zwanzig Kisten 
aus Ruanda, enthaltend: 
46 Felle und 108 Schädel von Säugetieren 
(Zebra, Büffel, sechs verschiedene Anti- 
lopengattungen, Schwein, Hyänen, Scha- 
kale, Löwen, Sumpfböcke, Otter), 
3 Skelette. 
4 Blechbüchsen und 2 Gläser (wirbellose 
Tiere und kleine Säugetiere), 
34 Vogelbälge. 
2. Am 9. Januar 1908: 
Kiwu-See, enthaltend: 
27 Felle von Säugetieren (Meerkatzen, Co- 
lobus, Hyrax, Hase, Ichneumon, Ottern, 
Serval, Ginsterkatzen, Katzen), 
1 Blechdose mit Eichhörnchen, 
Mäusen. 
3. Am 24. Jan. 1908: Eine Kiste, enthaltend: 
30 Felle von Säugetieren (Cercopithecus, 
Herpestes, Felis, Lutra). 
4. Am 10. Februar 1908: Drei Kisten, ent- 
haltend: 
14 Felle und 2 Schädel von Säugetieren 
(Löwe, Antilopen, Otter, Herpestes, Meer- 
katzen, Affen), 
11 Gläser mit kleinen Säugetieren, Reptilien, 
Amphibien und wirbellosen Tieren, 
1 Krokodilhaut mit Schädel, Chamäleon, 
160 Vogelbälge, 
4 Kästen mit verschiedenen Insekten. 
5. Am 22. Februar 1908: Acht Kisten, ent- 
haltend: 
3 Elefantenschädel und 1 Elefantenhaut, 
1 großes Glas mit Reptilien, Amphibien 
und Fischen, 
2 Raupennester. 
Eine Kiste vom 
Ratten,
	        
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