Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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zuteil werden. Ich habe Jahre meines Lebens 
ausschließlich dafür gearbeitet, ich habe es auch 
hier nicht vergessen. 
Dem Wunsche der Bevölkerung entsprechend 
wird ein Entwurf für Einrichtung der Selbst- 
verwaltung in Gemeinden und Bezirken vor- 
gelegt. Ich hoffe, daß dies die Grundlage für 
eine weitere Mitwirkung der Bevölkerung bei 
der Verwaltung des Landes sein wird. Für 
den Ausbau und Weiterbau der Bahnen wird 
Ihr Rat erbeten. Da das Geld für den Bahn- 
bau dem Lande nur vorgestreckt wird, ist wohl 
zu erwägen, welche Ausgaben dafür gemacht 
werden sollen. Wir müssen dann stets im Auge 
behalten, daß die Kolonie finanziell selbständig 
werden soll. Endlich wird auch die Einge- 
borenenfrage zur Erörterung kommen. Eine 
Vorlage wegen des Verbots des Kreditgebens 
an Eingeborene wird Ihnen vorgelegt werden, 
und es wird sich fragen, welche Vorschläge Sie 
machen, um alle Eingeborenen zur schaffenden 
Arbeit heranzuziehen. 
Für alle diese Fragen wünscht die Regierung 
Ihren Rat. Es kommt nicht darauf an, ob die 
Vorschläge der Regierung Ihre Zustimmung 
finden, es handelt sich darum, etwas Gutes zu 
schaffen, das Bestand hat. Jeder gute Rat ist 
mir willkommen.“ 
Der Kampf gegen Simon Copper. 
lber die letzte Expedition gegen Simon 
Copper werden von zuständiger Stelle noch 
weitere Einzelheiten mitgeteilt. Das zunächst in 
zwei Kolonnen von Arahoab und Gochas vor- 
marschierende Expeditionskorps vereinigte sich am 
11. März in Geinab und stieß am 14. auf eine 
verlassene Werft Simon Coppers nördlich Klip- 
Kolk. Da die von dort nach Norden führende 
Abzugsspur in der nächsten Nacht wegen starker 
Bewölkung nicht verfolgt werden konnte, so nutzte 
Hauptmann v. Erckert diesen Umstand aus, um 
die Kamele, die schon seit acht Tagen kein Wasser 
mehr erhalten hatten, durch die allerdings nur 
sehr spärlich vorhandenen alten und welken Tsamas 
zu erfrischen und die Tiere dadurch für das un- 
mittelbar bevorstehende Zusammentreffen mit dem 
Gegner widerstandsfähiger zu machen. Neue 
Tsamas waren in dieser Gegend infolge außer- 
ordentlicher Trockenheit nicht gewachsen und die 
wenigen vorhandenen alten Früchte hatten die 
Hottentotten zum größten Teil als Depots ein- 
gegraben, um bei ihren Unternehmungen darauf 
zurückgreifen zu können. So bildete der vom 
Expeditionskorps durchzogene Teil der Kalahari 
ein absolutes Durstfeld. 
  
Wenn es trotz der außerordentlichen Schwierig= 
keiten in der Wasserversorgung gelang, den Gegner 
überraschend zu stellen, so ist dies in erster Linie 
der Maßnahme zu danken, daß Wasser wie Ver- 
pflegung nicht auf Fahrzeugen, sondern nur auf 
Reitochsen und Kamelen mitgeführt wurde, die 
der Truppe überall hin folgen konnten. Simon 
Copper hat sich hierdurch täuschen lassen. Nach 
Aussage seiner gefangenen Frau hielt er das ohne 
Fahrzeuge heranrückende Expeditionskorps nur für 
eine zur Unterhandlung bestimmte Kompagnie. 
Infolgedessen soll er befohlen haben, nicht zu 
schießen, wenn die Deutschen eine weiße Flagge 
zeigten, da er dann unter Hinzuziehung des Ma- 
gistrats der zunächst gelegenen britischen Station 
Matsa hätte verhandeln wollen. Demgegenüber 
ist aber festgestellt, daß die Copperleute zuerst 
das Feuer eröffnet haben, wobei Hauptmann 
v. Erckert als einer der ersten fiel, nachdem er 
alle Anordnungen getroffen hatte. 
Während des Gefechts wollen mehrere Reiter 
zwei Weiße auf gegnerischer Seite gesehen haben, 
von denen der eine, schwer verwundet, einen 
Reiter beim Sturmanlauf in gebrochenem Deutsch 
angerufen habe. Nach dem Sturm war der Weiße 
jedoch verschwunden. Die Frau Simon Coppers 
stellt die Anwesenheit von Weißen zur Zeit des 
Gefechts in Abrede, bekundet aber, daß drei Wochen 
vor dem Gefecht der Magistrat von Matsa und 
ein Händler im Lager gewesen seien. Ersterer 
habe ihren Mann aufgefordert, auf deutsches 
Gebiet zurückzukehren. 
Coppers Frau gibt ferner an, daß der am 
5. Juni v. Is. erfolgte Uberfall der Farm Daberas 
am Westrand der Kalahari, wobei deren Besitzer 
Duncan ums Leben kam, durch den früheren 
Unterkapitän der Hottentotten Christian Lambert, 
ausgeführt wurde, dessen Bande Anfang vorigen 
Jahres mehrfach angegriffen und zersprengt worden 
war. Lambert hat auch an dem Gefecht am 
16. März teilgenommen. Weitere Hottentotten- 
führer sollen sich nur vorübergehend bei Simon 
Copper aufgehalten haben, unter anderen der im 
Jahre 1906 viel genannte Bandenführer VBiel- 
ding, der seinerzeit von den kleinen Karras- 
Bergen aus seine Raubzüge und Viehdiebstähle 
unternahm, bis er Ende November 1906 von 
den Patrouillen unter Oberleutnants Rausch und 
Moliere über die englische Grenze gejagt wurde. 
Von dort hat er sich dann zu Simon Copper 
durchgeschlagen und soll nach kurzem Aufenthalt 
bei diesem in seine alten Schlupfwinkel in den 
Karras-Bergen zurückgekehrt sein. Mit seiner 
Rückkehr hängen vermutlich die dort kürzlich 
wieder vorgekommenen Viehdiebstähle zusammen. 
Durch Aussage Gefangener sowie durch Auf- 
finden von Gegenständen in der feindlichen Werft
	        
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