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ein neuer wertvoller Rohstoff geliefert werden.
Schappe-Seiden-Fabriken bestehen bis jetzt nur
drei, und zwar alle im Auslande. Wenn das
Rohmaterial in den deutschen Kolonien gewonnen
werden könnte, würde dadurch die Möglichkeit
eines neuen Industriezweiges in Deutschland ge-
schaffen werden. Das Kolonial-Wirtschaftliche
Komitee hat beschlossen, sfolgender Anregung Folge
zu leisten:
Die Eingeborenen auf den Wert des Nester
der wilden Seidenraupe aufmerksam zu machen
und sie anzuhalten, diese Nester gegen Entgelt
an die nächste Station, Farm oder Faktorei
abzuliefern, um die willkürliche Vernichtung
der Nester durch die Neger nach Möglichkeit
zu verhindern. Auch soll eine Anleitung zur
Nutzbarmachung der Seidenraupennester heraus-
gegeben und, in die Suaheli-, Ewe= und Haußa-
sprache übersetzt, durch die Organe und Freunde
des Komitees an die Eingeborenen verteilt
werden.
Tabakbau, Kakao= und Kaffee-Kultur in den
deutschen Kolonien.
Über Tabakbau, Kakao= und Kaffee-
Kultur berichtet Geheimrat Professor Dr. Wohlt-
mann:
Die Tabak-Anbauversuche im großen, die
in unseren Kolonien, besonders in Ostafrika,
auf Neu-Guinea und in Kamerun in früheren
Jahren unternommen wurden, haben leider nicht
den gewünschten Erfolg gebracht und mußten zu-
gunsten anderer Kulturen aufgegeben werden. Im
Jahre 1907 hatte die Gesamtausfuhr unserer Kolonien
an Tabak nur einen Wert von 67000./, während
die Einfuhr nach Deutschland im gleichen Jahre
141 000 O000 (“ (1908: 136 000 000 /% be-
trug. Die Kolonien selbst hatten im gleichen
Jahre einen eigenen Bedarf, d. h. eine Einfuhr
an Tabak von über 2 500 O000 J7. Es ist
daher unbedingt anzustreben, daß mindestens der
Eigenbedarf der Eingeborenen in den Kolonien
selbst produziert wird, ein Ziel, das leicht erreicht
werden kann, da es sich hierbei nicht um Quali-
tätstabak handelt. Die Vorbedingungen für einen
rentablen Tabakbau sind vor allem gutes Land,
sicheres Klima, geschickte Arbeiter, tüchtige Sach-
verständige und richtige Pflanzmethoden. Nach
den heutigen Erfahrungen kommen von unseren
Kolonien hauptsächlich Kamerun, Neu-Guinea und
der Norden von Deutsch-Südwestafrika für
die Tabakkultur in Frage, da sie gutes Tabak-
land besitzen. Nach Mitteilungen des Deutschen
Tabakvereins waren die seither aus Kamerun
stammenden Tabakproben in bezug auf Struktur
des Tabaks, Deckfähigkeit, Brennbarkeit usw. durch-
aus vielversprechend. Wenn aber die Tabate
fermentiert waren, stellte sich der Pfälzer Charakt#e
heraus. Eine zur Vorbereitung des Tabakbaue-
zu bildende Gesellschaft würde daher em-
sprechend anders verfahren müssen, um geeigneie
Proben zu erhalten und jedenfalls auch aus-
reichende Mittel aufbringen müssen, um um-
fassende Versuche mehrere Jahre hindurch durch-
führen zu können.
Neuerdings werden in Kamerun durch die
Regierung größere Tabakbauversuche vorge-
nommen, weitere Versuche, und zwar mit orien-
talischem Tabak, sind im nördlichen Teil von
Deutsch-Ostafrika geplant.
Der Kakaobau hat sich in den Kolonien,
besonders in Kamerun, Neu-Guinena und Samoa,
recht günstig entwickelt. Die Gesamtausfuhr aus
den Kolonien im Jahre 1907 hatte einen Wen
von etwa 2 700 000 /4. Dagegen bettug der
Bedarf Deutschlands im gleichen Jahre über
62 000 000 . Wir decken daher heute nur
4½ v. H. unseres Bedarfs in den Kolonien selbf.
An der Kakao-Welternte 1908 mit über
193 000 000 kg waren die deutschen Kolonien
nur mit etwa 1,4 v. H. beteiligt, während der
Konsum Deutschlands 1908 21 v. H. der Bell-
ernte ausmachte.
Mit dem Kaffeebau in den Kolonien verho:t
es sich ähnlich wie mit dem Tabakbau. Die
Kultur im großen hat in keiner unserer Kolonien
den erwarteten Erfolg gebracht. In Ostafrikc,
wo seit dem Jahre 1890 etwa 18 000 000 “
in Kaffee angelegt worden sind, betrug die Ge-
samtproduktion der Kolonien im Jahre 1907 nur
etwa 750 000 /7(0. Die Gesamtausfuhr aus den
deutschen Kolonien belief sich 1907 auf ewa
545 000 /, während der Gesamtbedarf Deucch-
lands im gleichen Jahre 162 000 000 . betrug.
Fürs erste ist die Kaffee-Kultur in unseren Ko—
lonien im großen bei der schlechten Preislage
nicht anzuraten. Auch sind die Produktions-kos#n
in unseren Kolonien zum Teil sehr hohe, da:
gilt nicht nur für den Kaffee, sondern auch jür
den Kakao und insbesondere für Samoa mit #n
teuren chinesischen Arbeitern.
Unser Ziel muß daher Verbilligung der Pro-
duktion und daneben Erzeugung feinster Qualmin
sein.
Kautschuk in den deutschen Kolonien.
Über Kautschuk in den deutschen 2°
lonien berichtet Professor Warburg:
Die Plantagenkultur der Kautschukbäume
schreitet in unseren Kolonien erfreulich wei#ml.
Man wendet sich in den regenreichen Kolonien
wie Kamerun, Neu-Guinea und Bismarc-