Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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häufungen brasilianischer Produkte schon durch ihre 
Masse imponierend. Besonders galt dies für die 
mächtigen Klumpen von - Fine Rubber- aus den 
verschiedensten Herkunftsgebieten der Hevea, alle 
aber in jener eigenartigen Form, wie sie durch 
die landesübliche Herstellungsweise bedingt ist.“) 
Natürlich führte die gesonderte Darbietung der- 
selben Sorten in geographischen Untergruppen zu 
vielfachen Wiederholungen. Die Reinheit der 
durch Querschnitt geöffneten Klumpen wechselte 
natürlich, wie das ja schon in den Handels- 
bezeichnungen (' fina , interfina usw.) zum 
Ausdruck kommt. 
Besonders instruktiv wirkte ein angeblich zehn 
Jahre alter Klumpen Fine Rubber, der kurz vor 
der Ausstellung halbiert worden war, er zeigte 
die vom Räucherprozeß herrührende charakte-- 
ristische Lamellenstruktur von dichtem Gefüge und 
Lamellen von gelblichweißer Farbe mit 
schwarzbraunen Grenzlinien. Von Fäulnisgeruch 
und Schimmelbildung im Innern — wodurch 
namentlich die „ Cameta-Negroheads hervor- 
stechen — war keine Spur zu bemerken. Weniger 
günstig als der Fine Rubber präsentierte sich 
natürlich das zweitklassige Produlkt von Castilloa 
Ulei, der = Caucho-. Die ' Caucho-Balls# 
stellen große abgeplattete Ballen dar aus breiten, 
dunklen Streifen zusammengesetzt, die sich vielfach 
mit der Hand leicht voneinander trennen lassen. 
Ihr Marktwert ist etwa der gleiche wie derjenige 
der " Scrappyr Negroheads"# von Hevea. 
Tiefer rangieren die „ Caucho Slabs:, um- 
fangreiche, schwarze und weiche Fladen. 
Zwischen allen Kautschukmassen der brasilianischen 
Gruppe hatte man recht geschickt eine Hütte der 
Kautschuksammler Brasiliens („Seringueiros") mit 
allem Zubehör, wie von Sandmann kürzlich 
beschrieben, aufgestellt. 
In neuerer Zeit ist wiederholt die Frage er- 
örtert worden, ob sich die Kautschukpro- 
duktion Brasiliens bei den hohen Ge- 
stehungskosten und Ausfuhrzöllen und bei 
der zu erwartenden scharfen Konkurrenz 
des Plantagenkautschuks noch lange werde 
halten können. Diese Frage ist in sehr ab- 
weichendem Sinne beantwortet worden.““") Wie 
die Verhältnisse liegen, läßt sich meines Erachtens 
kaum eine einheitliche generelle Lösung für die 
gesamte Produktion brasilianischen Gummis er- 
* Ich verweise bezüglich der Kautschukproduktion 
Brasiliens auf den Bericht von D. Sandmann im 
„Tropenpflanzger“ 1908 Nr. 9. Weitere Mitteilungen 
desselben Verfassers werden demnächst im „Deutschen 
Kolonialblatt“ erscheinen. 
*“) Vgl. Sandmann a. a. O. S. 432; Soskin, 
Beiheft zum „Tropenpflanzer“ 1908 S. 326; Berk- 
hout, „Tropenpflanzer“ 1909 Nr. 2. 
  
warten. Die besten Sorten von Para-Gummi 
werden trotz hoher Gewinnungskosten voraus- 
sichtlich immer ihren Platz behaupten. Für die 
geringeren Sorten, auch für „ Caucho-, er- 
scheint mir das jedoch fraglich; die Anlieferungen 
hochwertigen Para-Kautschuks in anderen Pro- 
duktionsgebieten werden schon in kürzester Zeit 
erheblich an Umfang zunehmen und damit allen 
minderwertigen Produkten den Stand erschweren. 
Rangiert uun auch der brasilianische Castilloa- 
Kautschuk noch nicht unter den minderwertigen 
Sorten im wahrsten Sinne des Wortes, so wird 
er doch unter den eigenartigen Verhältnissen 
seines Ursprungslandes Schwierigkeiten haben, sich 
zu behaupten. 
Anderseits besteht aber noch die Möglichkeit, 
daß die brasilianische Regierung, um einem so. 
wichtigen Produktionszweig des Landes die Lebens- 
ader zu erhalten, den hohen Ausfuhrzoll herab- 
setzt und damit auch den geringeren Sorten den 
Wettbewerb auf dem Weltmarkt erleichtert. 
Von besonderem Interesse für die Besucher 
der Ausstellung waren ferner die Darbietungen, 
welche sich auf den jüngsten Zweig der Kautschuk- 
Großproduktion bezogen, nämlich auf die Aus- 
beutung der Guayule-Bestände in Merxiko. 
Sowohl zahlreiche Exemplare der Guayule-Pflanze 
(Parthenium argentatum) wie auch ansehnliche 
Stücke von Rohkautschuk und endlich verschiedene, 
daraus gefertigte Produkte (letztere von der Firma 
Ed. Maurer in New ork) waren vertreten. 
Vorzügliche Abbildungen von der Hacienda 
„ San Tiburcio“ und anderen Unternehmungen 
erläuterten die Gewinnung des Rohmaterials und 
dessen Verarbeitung. Der Guayule-Kautschuk soll 
sich vorzüglich für die Herstellung von Gummi- 
schuhen und Gummisohlen eignen. « 
Einige der ausgestellten Proben von Roh— 
kautschuk riefen insofern Verwunderung hervor, 
als sie ihrem Außeren nach nichts weniger als 
günstigen Eindruck von der Qualität dieses 
Materials erweckten. Wer nur diese schmierigen, 
teils grün, teils schwarz gefärbten Massen zu sehen 
bekommen hätte, wäre kaum geneigt gewesen, 
dem Guayule überhaupt eine nennenswerte Be- 
deutung für die Kautschukindustrie beizumessen. 
Vermutlich handelte es sich bei dem betreffenden 
Stücke um Material, das nach der „Gärungs- 
methode“ gewonnen worden war.“) 
Wie mir von gut unterrichteter Seite gesagt 
wurde, gibt man sich in Mexiko heute betreffs der Zu- 
kunft der Guayule-Gewinnung keineswegs rosigen 
Hoffnungen hin. Ob sich die Pflanze plantagenmäßig 
*) ܼber die Gewinnungsmethoden siehe Atrevido 
in der „Gummi-geitung“ Bd. 23 (1908) S. 93 und 
500 f. Die früheren Mitteilungen von Dr. Endlich 
im „Tropenpflanzer“ sind bekannt.
	        
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