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anbauen lassen wird, ob sie sich in der Wildnis
so schnell von selbst regenerieren wird, wie es
erforderlich wäre, um dem heutigen forcierten
Ausbeutungssystem die Kontinuität zu wahren, ist
sehr zweifelhaft.
rechnen, daß schon in einigen Jahren nach Er-
schöpfung der natürlichen Bestände ein — min-
destens vorübergehender — Stillstand
Produktion eintreten wird.
Landolphia-Kautschuk war in London
längst nicht in dem Maße vertreten, wie es der
kolonialwirtschaftlichen und industriellen Bedeutung
dieser Produkte entspricht. Das erklärt sich sehr
einfach daraus, daß die wichtigsten Produktions-
gebiete, der Kongostaat und die deutschen
Kolonien, auf der Ausstellung fehlten.
Hochwertige Sorten vom Kongo hatte da-
gegen die Firma Weise & Co. in Rotterdam
geliefert; darunter fielen besonders die schwach-
transparenten, braunroten, homogenen (d. h. nicht
„gesponnenen“) Bälle von „Congo rouges auf.
Von Ostafrika, und zwar aus Mozam-
bique, stammten schöne, hellfarbige und reine
Muster von Landolphia Kirkii, gesponnene
Bälle vom Aussehen des besten Donde-Kautschuks,
von der „Companhia de Mogambique“ ein-
geliefert. Wenig Vertrauen erweckte indessen eine
von der Goldküste stammende Probe von Lan-
dolphia owariensis, deren Milchsaft mit Kalk
koaguliert worden war. Die Stücke sahen un-
sauber aus und fühlten sich schmierig an.
Die Versuche, Landolphien in Kultur zu
nehmen, scheinen bisher, mit einer Ausnahme,
keine günstigen Ergebnisse geliefert zu haben.
Nach neueren Berichten aus dem Kongostaat
wachsen die Pflanzen in Kultur überaus langsam
und der Erfolg gilt als ganz unsicher.
Nur die im deutschen Nyassa-Gebiete
(Bezirk Neu-Langenburg) seit etwa 10 Jahren
angebaute Landolphia Stolzii scheint nach
den neuesten Mitteilungen von Dr. Eduardoff“)
auch in Kultur freudig zu gedeihen und soll be-
friedigende Erträge liefern. Meiner Überzeugung
nach wird die Landolphia-Kultur — auch wenn
sie anderwärts gut einschlagen sollte — nur
immer in beschränktem Umfange Bedeuntung er-
langen und auch nur als Nebenkultur in ander-
weitig gut situierten Betrieben.
Verschiedene Landolphia-Gummis aus dem Ge-
biet des Bahr-el-Ghasal waren endlich in der
anschaulichen Kollektion des Botanischen Gar-
tens von Kew enthalten, darunter das Produkt
der L. owariensis var. tomentella, die sich
auch in Togo findet und den vorzüglichen Adele-
*) „Der Pflanzer" (herausg. v. Biol. Landwirtsch.
Inst. Amani!] 1908, Heft 12.
Jedenfalls hat man damit zu
in der
Kautschuk liefert. Ihr einheimischer Name ist
hier „Okola“. Dagegen besitzen die Milchsäfte
von L. Florida und L. Petersiana, var.
Schweinkurthians einen zu hohen Harzgehalt,
um für die Kautschukindustrie verwendbar zu sein.
Dasselbe gilt auch von dem roten Produkt
der Ficus platyphylla vom Niger und Ga-
zellenflusse und von verschiedenen anderen kaut-
schukhaltigen Ficus-Säften. Etwas höhere Quali-
täten besitzt schon das Gummi von Ficus
Vogelii, welches u. a. in Togo und an der
Goldküste gewonnen wird und das aus letzterem
Gebiet auch auf die Londoner Ausstellung gelangt
war. Immerhin ist der Harzgehalt noch erheb-
lich. Die Farbe der ausgestellten Proben war
schmutzigrot. .
Von der Kollektion der Kew-Gardens seien
u. a. noch die Produkte der Clitandra Hen-
riquesiana aus Nordwest-Rhodesia und der
Urceola esculenta aus Hinterindien, ein hell-
rötlichbraunes Gummi, und der schwarze Kautschuk
der Willoughbeya kirma aus Singapore er-
wähnt. Letzterer war auch in der Straits-Gruppe
vorhanden; die Gewinnung dieses Wildkautschuks
spielte auf der Malaiischen Halbinsel bisher immer
noch eine gewisse Rolle, soll aber neuerdings bei
dem gewaltigen Aufschwung der dortigen Hevea-
Kultur ganz in den Hintergrund getreten sein.
Ein Wildkautschuk aus Britisch-Guyana,
der sich in Form schöner Blöcke und Biskuits
gut präsentierte, ist das -Touckpong-Gummil-
von Sapium Jenmani.
Endlich sei noch des Kautschuks von Mas-
carenhasia elastica gedacht, der in Deutsch-
Ostafrika unter dem Namen „Mgoa“, im por-
tugiesischen Nachbargebiet als „Nharasika“
bekannt ist. Die Companhia de Mogambique
hatte drei Sorten ausgestellt, nämlich „Nharasika
Balls, unsaubere und lockere Bälle, = Nharasika
Sausages, längliche, sehr weiche, etwas faulig
riechende Klumpen von der Form und Größe
der Kapokfrüchte, und Smoked Nharasika Slabse,
dunkelbraune und weiche Fladen.
Nach einer ausgelegten Zusammenstellung von
Analysen beträgt der Kautschukgehalt des Nhara—
sika-Gummis 73,4 bis 74 v. H., der Harzgehalt
6,4 bis 7,4 v. H. Der Preis bezifferte sich da-
mals immerhin auf 3 sh 4 d bis 3 sh 9 d pro
engl. Pfund.
Eine dauernde Bedeutung für den Kautschuk-
markt dürfte das Mascarenhasia-Gummi kaum
erlangen. . .
Wenden wir uns nunmehr denjenigen auf
der Ausstellung vertretenen Produkten zu, welche
außerhalb des Kautschuks standen, so verdient
zunächst die Guttapercha erwähnt zu werden.