Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Interessante Fingerzeige für eine rationellere 
Aufbereitungsmethode des Palmkern= und Palmöles 
ergab das Studium der Poissonschen Fabrik in 
Cotonou, wo im vergangenen Jahre Maschinen 
eines neuen, von dem französischen Ingenieur 
Paulmyer gebauten Systems zur Aufstellung ge- 
langten. Diese Maschinen, die von der Firma 
L. F. Fournier & Cie. in Marseille hergestellt 
werden, zeichnen sich dadurch aus, daß sie ohne 
Anwendung von Schälmaschinen und ohne Zusatz 
von Wasser, d. h. nach einer rein „trockenen“ 
Methode arbeiten. Sehr wichtig ist die in der 
Fabrik von Poisson gemachte Erfahrung, daß 
auch ältere Früchte in der Maschine gepreßt 
werden können, wodurch der Betrieb einer Ol- 
fabrik während des ganzen Jahres ermöglicht 
wird. Mit dieser Maschine werden aus den 
Olpalmfrüchten 16½ bis 18½ v.H. Ol gewonnen, 
während die Eingeborenen daraus nur 10 bis 
11 v. H. erhalten; das bedeutet eine Steigerung 
des Ertrages um 50 bis 80 v. H. 
Was die Einführung der Olpalmenkultur in 
Deutsch-Ostafrika anbelangt, so dürfte zunächst die 
Anlage einer Versuchspflanzung an einem kli- 
matisch geeigneten Punkte der Kolonie zu emp- 
fehlen sein. Die aus Westafrika eingeführten 
Samen wären in Saatbeeten auszusäen, und es 
dürfte zweckmäßig sein, die gezogenen Pflänzchen 
zunächst an europäische Pflanzungsunternehmungen 
zu verteilen. Die Verteilung von Samen an 
Eingeborene im ersten Stadium der Einführung 
der Kultur würde erfolglos sein. Sobald die 
ausgepflanzten Olpalmen zu tragen beginnen, also 
nach etwa 5 bis 6 Jahren, vermehrt sich die 
Olpalme auf natürlichem Wege durch Selbst- 
besamung. Zur Organisation und weiteren Aus- 
breitung der Kultur sowie zur Einführung der 
maschinellen Erntebereitung ist dann eine Reihe 
weiterer Versuchsjahre erforderlich. 
Ein ausführlicher Bericht Dr. Soskins über 
seine Studienreise wird im „Tropenpflanzer“" ver- 
öffentlicht werden. Das Komitee beschloß außerdem, 
zwecks Einführung der Olpalmenkultur in Deutsch- 
Ostafrika eine von Dr. Soskin auf Grund seiner 
in Westafrika gesammelten Erfahrungen auszu- 
arbeitende Anleitung in Deutsch und Kisnaheli 
herauszugeben. 
Holzexrpedition nach Kamerun. 
liber ihre kürzlich abgeschlossene Holzerpedi- 
tion nach Kamerun berichten die Professoren 
Dr. Büsgen und Dr. Jentsch: 
Die Expedition hatte den Zweck, durch eine 
genauere Untersuchung des Kamernner Urwaldes 
in forstwirtschaftlicher und botanischer Beziehung, 
besonders in den Gebieten, die binnen kurzem 
durch Bahnen dem Welthandel erschlossen werden, 
  
weitere Grundlagen für die spätere wirtschaftliche 
Nutzung der reichen Waldgebiete des Schutzgebietes 
zu schaffen. 
Nach Ankunft im Schutzgebiete Ende Oktober 
unternahm die Expedition die erste Waldreise nach 
dem Flußgebiet des Mungo und hinauf in die 
Manengubaberge. Der Marsch erstreckte sich von 
Mpundu über Mundame nach den Mungoschnellen, 
von dort über Nijasosso nach der Manenguba-= 
Bahnstrecke und an dieser entlang wieder zurück. 
Zu beiden Seiten der Bahn befindet sich dichter 
Wald, der teilweise reich an Ebenholz ist. Die 
zweite Tour wurde den Sanaga hinauf nach 
Edea, von hier zum Kelefluß und über Lokune 
wieder zurück nach Edea unternommen. Die 
durchreisten Wälder waren teils primärer, teils 
sekundärer Natur. In den sekundären Wäldern 
herrschten besonders drei Bäume vor: Der 
bekannte Schirmbaum (Musanga Smithü,, der 
Wollbaum (Ceiba pentandra) und Rauwolfia 
macrophylla, die alle drei durch weiches, bisher 
nicht genutztes Holz ausgezeichnet sind. Wie eine 
genaue Untersuchung des Schirmbaumholzes in 
Deutschland ergab, verspricht dieses ein (zwar nicht 
für billige Massenerzeugnisse, jedoch für spezielle 
Zwecke) große Vorteile bietender Rohstoff zu werden; 
der Faserstoff ist zur Herstellung von feinen Illu- 
strationsdruckpapieren sowie für die Herstellung 
von Zellulose, aus der Kunstseide hergestellt werden 
soll, sehr geeignet. 
Der Reichtum an starken, zur Nutzung ein- 
ladenden Stämmen ist im sekundären Wald nicht 
besonders groß. Forstassessor Schorkopf, der im 
Auftrage des Gouvernements an den Reisen teil- 
nahm, schätzt ihn im Mungogebiet pro Hektar auf 
etwa 10 bis 15 Stämme, was bei deren gewal- 
tigen Dimensionen etwa 200 bis 250 Festmetern 
Schaftmasse entspricht. Der primäre Wald ist 
reicher an hohen und mittelhohen Stämmen; nach 
Schorkopfs Schätzung kommen auf den Hektar 
etwa 30 bis 40 mit 300 bis 350 Festmetern 
Schaftmasse. Der Schirmbaum fehlt im primären 
Walde vollständig; er ist eine Leitpflanze des 
sekundären Waldes. Schorkopf schätzt das Flächen- 
verhältnis des primären zum sekundären Wald 
im Mungogebiet auf ¼ zu ¾ des Waldlandes, 
im Gebicte südlich des Sanaga auf ½ zu 25 
oder gar ½ zu 78. 
Um die einzelnen Bäume wissenschaftlich zu 
bestimmen und für alle Zeiten festzulegen, ist 
reiches Blüten= und Früchtematerial gesammelt 
worden. Außerdem wurden durch verschiedene 
Aufnahmen von Probeflächen die vorhandenen 
Holzmassen in ihrer ungefähren Menge ermittelt. 
Die nähere Prüfung, welche Holzarten besonders 
als Handelsholz in Frage kommen, wird nach den 
nach Deutschland herübergesandten Holzproben
	        
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