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ziger bei dem Fono in Vaiusu am 18. Januar
gegenwärtig gewesener weißer Zeuge es für
meine Pflicht, hiermit zu bezeugen:
Bei dem Lauati bedingungsweise erteilten
Pardon hat eine feierliche Berufung auf die
Bibel überhaupt nicht stattgefunden.
Zweitens hat der Gouverneur dem Lauati
nur unter folgenden Bedingungen Pardon
gegeben: nämlich, daß er mit seinen Leuten
unverzüglich nach Sawaii zurückzukehren und
seine politischen Umtriebe einzustellen habe,
und ferner nur für den Fall, daß das Ge-
rücht von der Entsendung des Jiga Pisa
nach Tutuila, um die dortige Regierung um
Beistand zu bitten, unwahr sei.
Diese Bedingungen sind unerfüllt geblieben,
denn Lauati ist mit seinen Leuten nicht nur
noch tagelang in Upolu und Manono geblieben,
sondern hat nachher in Sawai politisch weiter
gewühlt. Auch das Gerücht von der Ent-
sendung Jiga Pisas nach Tutuila mit besagtem
politischem Austrag beruht auf Wahrheit.
Vailima, den 25. 4. 09.
gez. Hecker,
Leutnant im Schlesw. Holst. Drag. Regt. Nr. 13,
kommandiert
beim Kaiserlichen Gounverneur von Samoa.“
Am Dienstag, den 19. Januar, gingen Lauati
und seine Leute nach Afega (Tuisamau), wo sie
freundschaftlich aufgenommen und durch Dar-
reichung von Essen geehrt wurden, am 20. nach
dem ihnen verbündeten Manono, wo sie sich
wieder festsetzten und das stürmische Wetter als
Vorwand benutzten.
Schon am Tage der Verhandlungen in Vaiusu
hatten Häuptlinge der Tumua-Partei und von
Vaimauga, verletzt durch das Benehmen der
Eindringlinge, sich an den Gouverneur gewandt,
um Gewehre zu bekommen zur Gefangennahme
Lauatis und Vertreibung seiner Leute. Diesem
Wunsche wurde nicht nachgegeben, denn kämpfende
Samoaner in unmittelbarer Nachbarschaft von
Apia bedeuten Plünderung und Vernichtung des
Eigentums der Weißen, welche Partei auch immer
die fiegreiche sein möge.
Es war aber ein günstiges Zeichen, daß sich
eine starke Gegenpartei gegen die Aufrührer ge-
bildet hatte. Donnerstag, den 21., nahmen die
Nachrichten aus Leulumuega beunruhigenden
Charakter an. Kriegsgerüchte drangen nach Apia.
Der Schauplatz der Kämpfe sollte Tuamasaga
sein, der Distrikt, in dem Apia liegt, und in dem
die meisten Weißen wohnen.
Der Gouverneur sandte noch am Nachmittag
des 21. Afama Saga, einen einflußreicheff Häupt-
ling aus Fasitoa, Dolmetscher und Vertrauens-
mann des Gouvernements, nach Leulumoega, um
den Häuptlingen von Aa#na seinen unabänder-
lichen Willen dahin kund zu tun, daß Gewalt-
maßregeln gegen die Lauati-Partei strengstens
verboten wären. Freitag hieß es, die Leute von
Safata wollten vom Busch aus nächtlich einen
Überfall auf Vailima machen. Die Vaimauga-
Leute hatten unaufgefordert Wachtposten aufgestellt
und hielten den Weg von Vailima nach Apia
besetzt. Am Abend gegen 11 Uhr kamen Boten
aus Aa#na mit der Meldung, daß sämtliche Krieger
Aanas auf dem Wege nach Apia wären, um sich
von den Weißen die Gewehre zu holen zum
Kampfe gegen die Leute von Tuamasaga, die es
größtenteils mit Lauati hielten. Sie wollten
vorher sämtliche deutschen Flaggen ihres Distriktes
vor dem Gouverneur niederlegen, womit sie sagen
wollten, daß sie für die Dauer des Krieges un-
abhängig sein möchten, damit ihre Kriegführung
nicht als Ungehorsam ausgelegt werden könne.
Der unermüdlichen Tätigkeit des Häuptlings Saga
ist es zu verdanken, daß die Aana-Leute ihren
Plan nicht ausführten, sondern zunächst einen
Sendboten an den Gouverneur schickten mit der
Anfrage, wie sich Aana verhalten solle. Der
Bote wurde vom Gouverneur am Sonnabend
früh empfangen und mit dem Befehl für Aa#na,
Frieden zu halten und abzuwarten, wieder ent-
lassen. Der in den nächsten Tagen unter den
Weißen eingetretenen Aufregung konnte der Gou-
verneur nach diesen Vorgängen in beruhigender
Weise entgegentreten.
Inzwischen war Leutnant Hecker, den der
Gouverneur nach Tutuila geschickt hatte, um über
die Sendung Jiga Pisas nach Tutuila Erkundi-
gungen einzuziehen, mit der Nachricht zurückge-
kehrt, daß Jiga mit dem Häuptling Mauga, der
eine hohe Beamtenstelle in Pagopago innehat,
über die Absicht Lauatis, sich nach Tutuila um
Schutz zu wenden, verhandelt habe. Hierzu wird
bemerkt, daß Lauati bis zuletzt geleugnet hat,
mit der Sendung des Jiga nach Tutuila in Ver-
bindung zu stehen. Zum 25. Januar waren die
Faipule einberufen zu dem üblichen Januar-Fono.
Kurz vorher war es Amtmann Williams und
Leutnant Hecker gelungen, Lauati, der sich trotz
seines Versprechens in Manono festgesetzt hatte
und noch nicht nach Sawalf gegangen war,
unter Zusicherung freien Geleits nach Apia zu
bringen. Hier eröffnete ihm der Gouverneur,
daß er (Lauati), trotzdem er noch Faipule sei, an
dem Fono nicht teilnehmen dürfe. Er habe viel-
mehr unverzüglich in einem vom Gouverneur
gestellten Boot nach Safotulafai zurückzufahren
und dort zu verbleiben. Lauati versprach, daß
er Frieden halten und nichts gegen Tumua oder
gegen das Malo unternehmen würde, und reiste