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mögen im ganzen über 2000 unter dem Militär-
gesetz stehende Personen sein.
Mein Marsch von Eitape nach der hollän-
dischen Grenze war höchst interessant, sowohl in
geographischer wie in ethnologischer Hinsicht. Er
ging trotz der ungünstigen Jahreszeit sehr glatt
vor sich. Schwierigkeiten machten nur die Berge
von Ssera mit ihrem andauernden Hinauf und
Hinab, das rauhe Bougainville-Gebirge und
Umgebung, sowie einige Flüsse, die nicht durch-
watet oder durchschwommen werden konnten.
Ein erheblicher Teil der Küste wird gleich
hinter dem schmalen Dünenstrich von Lagunen
oder Sümpfen begleitet, ein Wegebau nach dem
Innern zu ist daher so gut wie ausgeschlossen
und würde auch angesichts der ganz spärlichen
Bevölkerung zunächst zwecklos sein. Für ein
Vordringen zur Erforschung würde sich auf dieser
Strecke vielleicht der Babue (Neumayer-Fluß)
eignen, wenn er auch nach Angaben der Ein-
geborenen nicht unmittelbar aus Süden, sondern
mehr von der Seite der holländischen Grenze
herkommt. Die ganze Küstenlinie von Jakomul
bis über den Babue nach Westen hinaus ist riff-
frei; dann bemerkt man, zunächst nur schwach
und auch ziemlich weit außen, eine Erscheinung,
die wie ein Barriereriff aussieht, später sich
nähert und dann ein Strandriff zu sein scheint.
Die nach einiger Zeit möglich werdende nähere
Untersuchung ergibt dann aber, daß die riff-
bauenden Korallentiere keinen Anteil an dieser
Formation haben, sondern daß es sich um ein
sehr hartes feinkörniges Konglomerat, um eine
Art grobkörnigen Sandsteins, handelt, und daß
wir offenbar in diesem Riff eine ehemalige Strand-
linie vor uns haben. Auf einer langen Strecke
begleitet dieses sonderbare Riff die Küste, bis es
dann kurz östlich der Make-Halbinsel vom An-
griffshafen durch ein wirkliches Korallenkalkriff
abgelöst wird. Von nun an bis zur Humboldt-
Bai bildet die Küste ein mehr oder weniger ge-
hobenes Kalkriff, das sich in früheren geologischen
Perioden an einem Kern von Eruptivgestein ge-
bildet hat. Spuren von Hebungen und Sen-
kungen ganz jungen Datums konnten an der
Küste mehrfach festgestellt werden. Auch Erd-
bebenerscheinungen sind diesem Teil von Neu-
guinea nicht so fremd, wie man wohl geglaubt
hat; in der doch erst 3½ Monate alten Kolonie
Hollandia konnten bereits drei nicht unerhebliche
Beben festgestellt werden.
Die Gegend der deutsch-holländischen Grenze
ist zuletzt von Professor Dr. Wichmanu mit
einigen Mitgliedern seiner Neuguinea-Expedition
und dann von Gouverneur Dr. Hahl in Be-
gleitung des Stationsleiters von Eitape besucht
worden. Professor Wichmann fuhr zu Wasser um
Germania-Huk herum von der Tami-Mündung
nach Wutung (von den Holländern Unaki ge-
nannt), um hier einige geologische, zoologische
und ethnologische Anschlußarbeiten vorzunehmen.
Dr. Hahl erreichte Metu-Debi, Humboldt-Bai,
von Eitape aus mit dem Motor-Schuner „Möwe“,
ließ sich durch Boot an einem später auch von
mir passierten Punkt des südöstlichen Teils der
Bai an Land setzen und ging dann über Land
bis zur Tami-Mündung, von wo er durch ein
Boot der hierher beorderten „Möwe“ wieder
abgeholt wurde.
Über die heutige deutsch-holländische Grenze
find also beide Parteien nicht gegangen, und ich
darf wohl sagen, daß sie dadurch auch nichts
versäumt haben. Es ist eine ganz üble, durch
Blutegel verpestete Wildnis auf gehobenem Ko-
rallenkalk.
Daß die bisher mathematisch festgelegte Grenze
durch eine natürliche, leicht auffindbare ergänzt
werden soll, ist zur Beaufsichtigung des Grenz-
verkehrs nur zu billigen. Der Paradiesvogel ist
allerdings bisher das einzige Wertobjekt dieser
Gegenden. Die Lizenzen müssen jedoch kon-
trolliert, der Schmuggel unterbunden werden
können. Das ist sicherlich notwendig angesichts
des erstaunlichen Preisunterschiedes in Deutsch-
und Holländisch-Neuguinea und angesichts des
Umsatzes auf dem Paradiesvogelmarkt, in den ich
an den holländischen Plätzen JTamna, Mokmer,
drei Orten auf der Insel Jappen, in Manuk-
wari, Saonek, Sorong (alle Holländisch-Neu-
guinea) und schließlich auf dem Hauptplatz Ter-
nate einen kleinen Einblick gewonnen habe. Im
vergangenen Jahre zahlte man in Eitape und
Friedrich-Wilhelmshafen 17 oder 19, für ganz
besonders gute Exemplare von paradisea papuana
23 “ per Stück. In diesem Jahre mit un-
natürlich hohen Preisen sind diese Zahlen bis zu
30 /4 hochgegangen. In den soeben genannten
Plätzen von Holländisch-Neuguinea aber zahlt
man für gleiche, vielleicht ein wenig größere und
vollere Exemplare derselben paradisea papuana
23, 25 oder mehr Gulden. In Ternate endlich
sind augenblicklich 30 holländische Gulden der
Durchschnittspreis für einen guten Paradiesvogel.
Solche Preisunterschiede fordern ja zu llbber-
tretungen und Schmuggel geradezu heraus!
Was die an der Grenze sitzende Bevölkerung
betrifft, so gehören die drei Skoo= oder Seka-
Dörfer sprachlich noch zu der Familie, die in
Deutsch-Neuguinea über Wutung, Mako, Wa-
remo und Wanimo bis nach Laitere geht.
Sie spricht eine Papug-Sprache. Westlich der Skoo-
Leute kommen dann an der Humboldt--Bai die
melanesisch sprechenden Jotafa, deren Dörfer
Tubadi, Ngros, Ngran, Enuchan und Imbi