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drängt auf oder nahe den verschiedenen Bergen.
Die Leute sind fleißige Ackerbauer, von gutem
kräftigem, hohem Wuchs. Männer und Mädchen
sind meist völlig unbekleidet; Frauen begnügen
sich mit einem Büschel Gras oder Blätter; bei
manchen Stämmen, z. B. den Anima-Leuten,
gehen auch die Frauen ganz nackt.
Zur Klarstellung des Verlaufes der deutsch-
französischen Grenze vom Ende der Bayolmeridian=
Grenze beim 9. Breitengrad bis hinauf zum
10. Breitengrad waren in Ergänzung früherer
Vermessungen nur einige Kompaß-Meßbandzüge
und eine astronomische Azimutbestimmung vom
Semere-Berg zum Schireobe-Berg nahe dem
10. Breitengrad nötig.
Über den Verlauf der Grenze zwischen
10. Breitengrad und Dje bestanden weitgehende
Meinungsverschiedenheiten. Diese Grenzstrecke
wurde daher in einem breiten Streifen von der
Kommission besonders genau vermessen.
Vom Schireobe-Berg ab wurde von Leutnant
v. Reitzenstein im Mai-Juni eine Dreieckskette
gemessen bis hinauf nach Dje, östlich von Sansanne-
Mangu. Die Basis wurde bei Tapunte ge-
nommen und astronomische Breitenbestimmungen
bei Semere, Tapunte und Dje ausgeführt.
Auch die französische Abteilung triangulierte auf
der gleichen Grenzstrecke. Das Gelände war ja
dazu wieder recht günstig. Uber die Grenze vom
10. Grad nach Dje streicht das Togogebirge in
zwei als Landstufen zu bezeichnenden Zügen,
deren einer von der Tapunte-Ebene sauft nord-
westwärts ansteigend rund 200 m steil zum Kunitel-
Tal, die zweite, niedere und schmalere Landstufe
westlich davon zur Bukombe= oder Mellin-Ebene
absällt.
Diese durchschnittlich 15 km breite Ebene ist
dann weiter im Westen vom Koruntiere-Kukondo-
Gebirge gegen das große, etwa zwei Fünftel des
gesamten Togogebietes einnehmende Oti-Tiefland
abgeschlossen. Das Koruntiere-Kukondo-Gebirge
ist ein typisches Rückengebirge. Hier, nahe Korun-
tiere, verläuft auch die geologische Grenze zwischen
der Oti-Formation und den Buem= und Haupt-
gebirgs-Gesteinsarten.
Die Bewohner des Grenzgeländes vom
10. Breitengrad bis Koruntiere-Gegend, unter
dem Händlernamen Tamberna bekannt, sind erst
neuerdings in den Bereich der Verwaltungs-
behörden von Togo bzw. Dahomey einbezogen
worden; sie sind jetzt noch sehr scheu, aber willig,
und werden, wie alle die anderen urwüchsigen
Völker des nördlichen Togo, wertvolle Hilfskräfte
in der Entwicklung des Schutzgebietes sein. Die
Leute bewohnen kastellartige hohe Lehmhäuser.
Die kleinen Burgen stehen weit zerstreut inmitten
der Felder. Man kann dort stundenlang reiten,
ohne aus dem Kulturland herauszukommen.
Hier gestaltete sich die Aufnahme der Orts-
gemeinden und des Wegenetzes besonders schwierig.
Das Tamberna genannte Gebiet vom
10. Breitengrad bis hinauf nach Koruntiere
und der Grunerschen Route möchte ich in zwei
Teile trennen. Nahe nördlich von Bukombe,
von der Linie Kongo —Tarunta ab, sitzen die aus
Gurma eingewanderten Tamaba oder Tamarda,
von den Händlern Barba genannt. Südlich
davon aber bis nach Pida die Somba oder
Bomba. Schon die mäßige Kleidung der Leute,
vor allem aber ihre Sprache und ihre Wohnungen
ist eine verschiedene. Beide Stämme haben zwar
Kastelle, während aber der Somba-Mann nur
innen vom Erdgeschoß aus zu den auf der Platt-
form der Kastelle aufgesetzten Wohnhütten steigt,
benutzt dazu der Tamaba außen am Hause einen
eingekerbten Einbaum als Leiter.
Unter den südlichen Sombas haben sich einige
Fulbe-Familien als Viehhirten niedergelassen.
Im Gebiet nordöstlich von Bukombe leben einige
Kotokoli-, Fulbe= und Saberma-Familien, deren
Männer Vieh= und Tuchhandel mit den Ein-
geborenen treiben.
Für die Bergzüge östlich von Bukombe ist
aus der französischen Literatur die Bezeichnung
Atakora auch in die deutsche Literatur über-
nommen worden. Diese Bezeichnung für diesen
Teil allein ist aber unangebracht, weil sie ledig-
lich Haussasprachgebrauch ist, angewandt von den
Händlern für das ganze durch Togo und das
nördliche Dahomey bis zum Niger hinziehende
Schiefergebirge. Nach Mitteilung von Professor
Mischlich entstammt das Wort der am mittleren
Niger gesprochenen Songhai-Sprache.
Einen besonderen Namen für den Somba-
Tamaba-Teil des Togo-Dahomey-Schiefergebirges
haben die Eingeborenen nicht; ähnlich wie bei
allen anderen Naturvölkern, die nur Eigennamen
für einzelne Berge und Kuppen haben.
In Koruntiere, nordwestlich von Bukombe,
wohnen zusammen mit den Tamabas Namba=
Leute, welche wieder die gewöhnlichen Gehöfte
mit den niederen Rundhütten zu bauen pflegen.
Nahe an Kornntiere heran reicht das Land
Die, deren Leute schon zur großen Gurma-
Gruppe gehören, aber dem Tschokossi-Reich tributär
sind. Das Gelände ist nun wieder eine Fastebene
und ändert den Charakter nicht mehr längs des
übrigen Grenzgebietes bis zum Ende an der
onglischen Grenze, mit Ausnahme der Pugno-
Landschaft.
Das Gebiet in der Bukombe-Gegend, dann
weiter längs der Grenze durch Die hinauf bis
Guande ist keineswegs eine Sumpflandschaft, wie