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es nach den Darstellungen in den bisherigen
Karten den Anschein hat. Wo nicht durch eine
dichte Besiedlung Ackerland vorherrscht, ist die
Bodenbedeckung durchaus als lichte Baumsteppe
zu bezeichnen. Wohl ist das Gelände in der
Regenzeit starken Uberschwemmungen ausgesetzt,
weil die Gewässerrinnen nur sehr schwaches Ge-
fälle zum Oti-Tal haben, aber charakteristische
Sumpfvegetation ist in den Geländemulden nur
selten und dann nur in geringer Ausdehnung
vorhanden.
Im Lande Die hielt ich mich von Ende Juni
bis Mitte August vorigen Jahres auf. Der weit-
läufig angelegte Hauptort von Die, Dje-buri,
befindet sich auf einer Krusteisensteinschicht von
tennenartiger Ebenheit. Darunter steht der Sand-
stein der Oti-Formation an.
Durch Dje-buri führt einer der begangensten
Karawanenwege aus den Haussastaaten nach dem
altbekannten Kola-Hauptmarkt Salaga in der
englischen Goldküsten-Kolonie.
Nach Abschluß der Arbeiten im Dje-Gebiet
marschierte ich über Sansanne Mangu gleich in
das nördliche Grenzgebiet, wo inzwischen Leutnant
v. Reitzenstein mit Feldwebel Leidl tätig war,
um als letzte Arbeit den Anschluß an meine ge-
legentlich der deutsch-englischen Grenzexpedition
von 1901/02 geschaffenen Vermessungspunkte durch-
zuführen. Die in Ergänzung der 1898/99er
Grenzerpedition im Gelände nördlich des Dje-
Landes bis zum 11. Breitengrad noch nötig ge-
wesenen topographischen Arbeiten besorgte Leutnant
Heilingbrunner mit Feldwebel Jaeger. Für sie
waren nun in der Regenzeit die Arbeiten in der
Oti-Ebene sehr beschwerlich. Die zahlreichen
Bäche und Flüsse waren voll Wasser und die
Wege, welche doch mit Meßband aufgenommen
werden mußten, waren auch zu Wasserrinnen
geworden.
Der Norden des Schutzgebietes Togo ist nur
schwach bevölkert von Moab= oder Mobaheiden,
dann Fulbe, Gurma und Mossi und diesen nahe
verwandten Kusas. Unmittelbar an der Grenze
sitzen nur die Pugno-, Sanga= und Kusas-Leute,
voneinander durch weite wildreiche Baumsteppen
getrennt.
Das Gelände am 11. Breitengrad östlich und
westlich von Pugno ist durchaus eben; nur ab
und zu ragt eine niedere Granitkuppe hervor.
Die Pugno-Dörfer mit Ausnahme des früheren
Hauptortes Sankoti liegen auf dem nordöstlichen
Ende des sich ins englische Gebiet südwestwärts
hinziehenden Sandstein= und Tonschiefergebirges.
Dieses bildet in Togo zwei lange Landstufen mit
Steilabfall nach Norden.
Uber die mächtige, 300 m Steilabfall habende
Nakpandur-Natjintendi-Landstufe ist im Nordosten,
schon westlich von Dapong anfangend, eine im
Pugno-Gebiet endende zweite niedere, 80 bis
100 m hohe Landstufe vorgeschoben. Auf den
bisherigen Karten kommt diese zweite Landstufe
noch nicht gut zur Darstellung.
Die obersten Partien der Steilwände an den
Landskufen weisen zahlreiche überhängende Fels-
platten der dort horizontal geschichteten Sandstein-
und Tonschieferschichten auf. Die dabei gebildeten
Hohlräume dienten den Bewohnern der Gebirgs-
gegend als Zufluchtsstätten, wenn die Tschokossi-
oder die Gurma-Herrscher hierher Raubzüge unter-
nommen hatten. Durch Anbringung von Lehm-
wänden wurden kleine Höhlenwohnungen ge-
schaffen und außer dem noch besondere Lehmkammern
zur Verwahrung von Lebensmitteln gebaut.
Eine größere Anzahl solcher Zufluchtsstätten
findet man bei Dapong, Namunjogo und
Tambonga. Auf einem weiter nördlich gelegenen
Gebiet, der Landschaft Bandiagara, hat vor
drei Jahren der französische Forscher Oberleutnant
Desplagnes ähnliche Stätten nachgewiesen.
Die im allgemeinen recht einförmige Moba-
Gebirgslandschaft ist manchmal, so besonders bei
Dapong und Namunjogo, durch der Erosion
und Verwitterung noch widerstandene Felspartien
verschönert.
In Dapong, dem mit Rücksicht auf die Lebens-
mittellieferung günstigsten Ort in dortiger Grenz-
gegend, waren in den Monaten September und
Oktober alle Mitglieder der deutschen Abteilung
zum ersten Male seit dem Küüirkjiri-Aufenthalt
wieder versammelt. Hier wurde die Karte des
Grenzgeländes im Maßstab 1:100000 in pro-
visorischer Weise hergestellt. Die französische Ab-
teilung arbeitete ihr Kartenmaterial im nahen
Sankoti aus.
Nach dem Austausch von Kopien der her-
gestellten Karten wurden die Kommissionsarbeiten
Mitte November abgebrochen.
In einzelnen Abteilungen, und von Sansanne
Mangu aus auf verschiedenen Wegen, kehrte die
Kommission im Laufe des Dezember 1909 zur
Küste zurück. Ich wählte die westliche Route
über Dendi— Kratschi. Jendi war die Haupt-
stadt des früher mächtigen, kriegerischen Dagomba-
Reiches. Seit Einführung der europäischen Ver-
waltung, die 1896 nach einigen Kämpfen der
Polizeitruppe von Togo ermöglicht wurde, und
seit der Teilung des Reiches in eine deutsche und
eine englische Hälfte, zufolge des deutsch-englischen
Grenzvertrages von 1904, ist die Macht der alten
Herrscherfamilie natürlich bedentend gesunken. —
Kratschi hatte in der Zeit der Bezirksleitung
des jetzigen Gouverneurs, Grafen Zech, als Markt-
platz dem alten Salaga den Rang abgelaufen,
ist jetzt aber, nach dem deutsch-englischen Grenz-