980 20
Eindruck eines Häuptlings. Die Einwohnerzahl
seines Stammes dürfte wohl die gleiche wie in
Ukuambi sein.
Ist Ukualuisi auch bedeutend kleiner als
Ongandjera, so hat es doch eine ungemein dichte
Bevölkerung und dürfte an Einwohnerzahl kaum
von jenem Stamm Übertroffen werden. Der
Häuptling von Okualudi ist Muala. Die Unter-
haltung gestaltete sich auch hier wie bei den
anderen Häuptlingen.
Der Weg zum Kunene führte durch die
beiden nordwestlich gelegenen Stämme Ukualu-
kasi und Eunda. Bei letzteren mußte ich leider
Unwohlseins halber zurückbleiben. Oukolonadi
und Eunda, sehr dicht bevölkerte Gebiete, sind
Republiken. Unter den Bewohnern herrscht jedoch
das beste Einvernehmen. Auch diese Stämme
sind in Bezirke eingeteilt, und die verschiedenen
Bezirksvorsteher scheinen die Verwaltung des
Landes zu leiten. Streitigkeiten im eigenen
Lande sollen sehr selten vorkommen, um so mehr
werden diese Stämme von Ipumbo, dem Häupt-
ling von Ukuambi, belästigt. Er soll immer
wieder Raubzüge nach dort unternehmen und
Menschen und Vieh entführen. Auffallend sind
in diesen Stämmen die sogenannten Eugulu, eine
Art von Festungen, welche um einen Baobab-
Baum herum angelegt werden. Die Stämme
dieser Bäume sind meistens hohl und bieten Raum
für mehrere Menschen. Um den Stamm herum
wird eine doppelte Palisadenwand gesetzt und
deren Zwischenräume werden mit Lehm ausgefüllt.
Hinter der Palisadenwand findet das Vieh Deckung,
während die im Stamm des Baumes befindliche
Höhlung den Menschen als Zufluchtsort dient.
Man hat diese Art von Befestigungen zum Schutz
gegen die Überfälle der Ovakuambi gebaut. So-
bald man das Herannahen des Feindes bemerkt,
werden die Herden hinter die Palisadenwand ge-
trieben, Frauen und Kinder im Innern des
Baumes gesichert, und die Männer erwarten,
hinter der Palisadenwand versteckt, den heran-
nahenden Feind. Oft sind auch diese Festungen
von dem Feinde gestürmt worden, wobei die Be-
satzungen ermordet und die in der Höhlung des
Stammes befindlichen Frauen und Kinder einem
furchtbaren Tode preisgegeben wurden, in-
dem man vor die Offnung dürres Holz legte und
dies anzündete.
Weiter nach Norden, aber schon auf portu-
giesischem Gebiet, liegen noch zwei kleine Re-
publiken, Eschinga und Onkuankua.
Auf unserer Rückreise über Ukuambi betonte
Ipumbo noch besonders, daß uns sein Land jetzt,
da wir Freundschaft geschlossen hätten, zu jeder
Zeit offen stände.
Der Erfolg unserer Reise mag vielleicht ein
relativer sein; aber immerhin hat sie den Häupt-
lingen gezeigt, daß die deutsche Regierung ein
Interesse daran hat, stets genau über die Lage
der Dinge im Amboland unterrichtet zu sein und
ein freundschaftliches Verhältnis mit allen Häupt-
lingen des Landes zu unterhalten. Die großen
Proviantmengen, die auch in diesem Jahre für
die Hungernden bewilligt worden sind, werden
sicherlich bei der Bevölkerung des Landes die
Sympathie für die deutsche Verwaltung vertiefen.
Am schlimmsten ist diesmal Ongandjera von
der Hungersnot betroffen worden, wo manche
Gärten auch nicht den geringsten Ertrag geliefert
haben. Ein großer Teil des Volkes ist schon
von dort nach anderen Stämmen übergesiedelt.
Die vom Gouvernement für die Hungernden
bewilligten Nahrungsmittel werden es ermöglichen,
große Scharen vor dem sicheren Untergang zu
bewahren, und die im Amboland tätige Mission
wird es sicherlich nicht versäumen, die Leute immer
wieder daran zu erinnern, daß es die deutsche
Regierung ist, die sich in dieser Weise der Not-
leidenden annimmt.
Das Ovombo-Reservat Otjeru.
Die früher angekündigte überweisung von
10 000 Hektar Farmland an die in Otjeru
ansässigen Ovambo“") ist inzwischen erfolgt. Nach
dem abgeschlossenen Pachtvertrag sollen die Pächter
so lange im Besitze des Farmlandes belassen
werden, als sie sich loyal verhalten und sich
den Gesetzen und Anordnungen der Behörden
fügen.
Wie das Gouvernement berichtet, erfreuen sich
die innerhalb des Reservats angesiedelten Ovambo
eines gewissen Wohlstands und leben friedlich
ihrer Acker= und Viehwirtschaft. Zu Klagen haben
sie bisher keinen Anlaß gegeben.
Die Diamantenförderung im Ohtober 1911.,)
Fördermenge Zu- Ab-
in Karat nahme nahme
im Rechnungsjahre gegenüber dem
1910 1911 Vorjahre
April bis August 358 420 38 582 — 24 847
September 65 7665 8342 — 415
Oktober 61764 60 803 — 961
April bis Okt. 485 950|459 727 — 26223
*) Val. „D. Kol. Bl.“ 1911, Nr. 9, S. 348.
*#) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1911, Nr. 21, S. 806.