Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Eindruck eines Häuptlings. Die Einwohnerzahl 
seines Stammes dürfte wohl die gleiche wie in 
Ukuambi sein. 
Ist Ukualuisi auch bedeutend kleiner als 
Ongandjera, so hat es doch eine ungemein dichte 
Bevölkerung und dürfte an Einwohnerzahl kaum 
von jenem Stamm Übertroffen werden. Der 
Häuptling von Okualudi ist Muala. Die Unter- 
haltung gestaltete sich auch hier wie bei den 
anderen Häuptlingen. 
Der Weg zum Kunene führte durch die 
beiden nordwestlich gelegenen Stämme Ukualu- 
kasi und Eunda. Bei letzteren mußte ich leider 
Unwohlseins halber zurückbleiben. Oukolonadi 
und Eunda, sehr dicht bevölkerte Gebiete, sind 
Republiken. Unter den Bewohnern herrscht jedoch 
das beste Einvernehmen. Auch diese Stämme 
sind in Bezirke eingeteilt, und die verschiedenen 
Bezirksvorsteher scheinen die Verwaltung des 
Landes zu leiten. Streitigkeiten im eigenen 
Lande sollen sehr selten vorkommen, um so mehr 
werden diese Stämme von Ipumbo, dem Häupt- 
ling von Ukuambi, belästigt. Er soll immer 
wieder Raubzüge nach dort unternehmen und 
Menschen und Vieh entführen. Auffallend sind 
in diesen Stämmen die sogenannten Eugulu, eine 
Art von Festungen, welche um einen Baobab- 
Baum herum angelegt werden. Die Stämme 
dieser Bäume sind meistens hohl und bieten Raum 
für mehrere Menschen. Um den Stamm herum 
wird eine doppelte Palisadenwand gesetzt und 
deren Zwischenräume werden mit Lehm ausgefüllt. 
Hinter der Palisadenwand findet das Vieh Deckung, 
während die im Stamm des Baumes befindliche 
Höhlung den Menschen als Zufluchtsort dient. 
Man hat diese Art von Befestigungen zum Schutz 
gegen die Überfälle der Ovakuambi gebaut. So- 
bald man das Herannahen des Feindes bemerkt, 
werden die Herden hinter die Palisadenwand ge- 
trieben, Frauen und Kinder im Innern des 
Baumes gesichert, und die Männer erwarten, 
hinter der Palisadenwand versteckt, den heran- 
nahenden Feind. Oft sind auch diese Festungen 
von dem Feinde gestürmt worden, wobei die Be- 
satzungen ermordet und die in der Höhlung des 
Stammes befindlichen Frauen und Kinder einem 
furchtbaren Tode preisgegeben wurden, in- 
dem man vor die Offnung dürres Holz legte und 
dies anzündete. 
Weiter nach Norden, aber schon auf portu- 
giesischem Gebiet, liegen noch zwei kleine Re- 
publiken, Eschinga und Onkuankua. 
Auf unserer Rückreise über Ukuambi betonte 
Ipumbo noch besonders, daß uns sein Land jetzt, 
da wir Freundschaft geschlossen hätten, zu jeder 
Zeit offen stände. 
Der Erfolg unserer Reise mag vielleicht ein 
  
relativer sein; aber immerhin hat sie den Häupt- 
lingen gezeigt, daß die deutsche Regierung ein 
Interesse daran hat, stets genau über die Lage 
der Dinge im Amboland unterrichtet zu sein und 
ein freundschaftliches Verhältnis mit allen Häupt- 
lingen des Landes zu unterhalten. Die großen 
Proviantmengen, die auch in diesem Jahre für 
die Hungernden bewilligt worden sind, werden 
sicherlich bei der Bevölkerung des Landes die 
Sympathie für die deutsche Verwaltung vertiefen. 
Am schlimmsten ist diesmal Ongandjera von 
der Hungersnot betroffen worden, wo manche 
Gärten auch nicht den geringsten Ertrag geliefert 
haben. Ein großer Teil des Volkes ist schon 
von dort nach anderen Stämmen übergesiedelt. 
Die vom Gouvernement für die Hungernden 
bewilligten Nahrungsmittel werden es ermöglichen, 
große Scharen vor dem sicheren Untergang zu 
bewahren, und die im Amboland tätige Mission 
wird es sicherlich nicht versäumen, die Leute immer 
wieder daran zu erinnern, daß es die deutsche 
Regierung ist, die sich in dieser Weise der Not- 
leidenden annimmt. 
Das Ovombo-Reservat Otjeru. 
Die früher angekündigte überweisung von 
10 000 Hektar Farmland an die in Otjeru 
ansässigen Ovambo“") ist inzwischen erfolgt. Nach 
dem abgeschlossenen Pachtvertrag sollen die Pächter 
so lange im Besitze des Farmlandes belassen 
werden, als sie sich loyal verhalten und sich 
den Gesetzen und Anordnungen der Behörden 
fügen. 
Wie das Gouvernement berichtet, erfreuen sich 
die innerhalb des Reservats angesiedelten Ovambo 
eines gewissen Wohlstands und leben friedlich 
ihrer Acker= und Viehwirtschaft. Zu Klagen haben 
sie bisher keinen Anlaß gegeben. 
Die Diamantenförderung im Ohtober 1911.,) 
  
  
  
  
  
Fördermenge Zu- Ab- 
in Karat nahme nahme 
im Rechnungsjahre gegenüber dem 
1910 1911 Vorjahre 
April bis August 358 420 38 582 — 24 847 
September 65 7665 8342 — 415 
Oktober 61764 60 803 — 961 
April bis Okt. 485 950|459 727 — 26223 
  
*) Val. „D. Kol. Bl.“ 1911, Nr. 9, S. 348. 
*#) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1911, Nr. 21, S. 806.
	        
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