Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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völkerung an selbst gewebten Stoffen eine stärkere 
oder schwächere Verbreitung gefunden. Sie wurden 
von den Vertretern des Kolonial-Wirtschaftlichen 
Komitees fast durchweg mit dem Namen ihres 
engeren Verbreitungsgebietes belegt, also: 
„Küstenbaumwolle“, „Kpandu“, „Sokode“, „Man- 
gu“" und „Togo-Sea-Island“ (oder „Ho-Baum- 
wolle“). Die allgemeine Annahme, daß eine 
Baumwollsorte dort, wo sie sich den Klima= und 
Bodenverhältnissen angepaßt hat, ihre größten 
träge liefert, sprach dafür, in jedem Gebiet die 
dort vorgefundene Sorte anbauen zu lassen. 
Demgegenüber machten sich jedoch die Wünsche 
es europäischen Marktes geltend, nämlich, eine 
are von einheitlicher Beschaffenheit aus 
Togo zu erhalten. Es wurde aber schon zu 
Anfang der Baumwollversuche erkannt, daß die 
czeugung einer einzigen einheitlichen Sorte im 
Schutzgebiet nicht im Bereich der Möglichkeit lag. 
Zum mindesten sollte nun angestrebt werden, im 
Süden — in den Bezirken Misahöhe, Lome, 
Anecho und Atakpame — nur eine Sorte in 
Volkskultur anzupflanzen. Die in diesem Gebiet 
vorgefundenen Sorten waren „Küstenbaumwolle“, 
„Kpandun“ und „Togo-Sea--Island“. Es galt 
nun, eine dieser drei Sorten für den allgemeinen 
Anbau im südlichen Teil des Schutzgebiets aus- 
zuwählen. Die Faser der Küstenbaumwolle war 
kurz und ihr Faserprozentsatz — Gewichtsverhältnis 
der Faser zum Samen — war niedrig. Da die 
Sorte keinerlei Vorteile aufwies, um diese Nach- 
telle auszugleichen, kam sie für den Anbau nicht 
in Frage. Ein Vergleich der übrigen beiden 
Sorten „Kpandu“ und „Togo-Sea-Island“ mit- 
einander ergab, daß „Kpandn“ die bessere Faser 
liefert, ihr Faserprozentsatz jedoch niedriger ist, 
wogegen die Erträge der beiden Sorten etwa 
gleich groß sind. Auf Grund der angestellten 
Berechnungen, wobei natürlich die seinerzeit ein- 
geholten fachmännischen Gutachten über den Wert 
beider Sorten eine große Rolle spielten, ergaben, 
daß Togo-Sea-Island die für den Anban 
geeignetere Sorte ist. 
Ausländische Arten und Sorten litten, wie 
aus den Versuchen hervorging, in verschiedenen 
Gegenden zu sehr unter Schädlingen und unter 
dem Einfluß des Klimas; deshalb konnte auch 
unter ihnen keine für die Verbreitung über das 
ganze Schutzgebiet geeignete Sorte gefunden 
werden. In einzelnen enger begrenzten Gebieten 
bewährten sich jedoch einige dieser Sorten gut. 
Um diese Möglichkeit auszunutzen, mußte eine 
weitere Aufteilung der Baumwollgebiete in 
spezielle Anbaudistrikte erfolgen. 
Wie schon oben erwähnt, waren auf den 
Bezirk Misahöhe besonders hohe Erwartungen 
bezüglich der Baumwollproduktion gesetzt worden. 
  
Die Versuche erstreckten sich deshalb anfangs 
hauptsächlich auf die Bedürfnisse dieses Bezirks. 
Fußend auf den Ergebnissen der bisher dort aus- 
geführten Versuche und aus anderen, oben ge- 
nannten Gründen entschied man sich für Togo- 
Sea-Island als die für diesen Bezirk geeignetste 
Sorte. 
Um aber die Erträge zu steigern, führte der 
verstorbene farbige Angestellte des Kolonial-Wirt- 
schaftlichen Komitees Robinson Versuche aus, 
durch Kreuzung die Widerstandsfähigkeit der 
Togo-Sea-Island und Produktivität der ameri- 
kanischen „Upland“ miteinander zu verbinden. 
Die betreffenden Bastarde wurden schon nach 
wenigen Jahren dem Anbau übergeben, spalteten 
sich aber, wie zu erwarten war, bald wieder in 
die Elternformen aus, wodurch sie für die weitere 
Verwendung unbrauchbar wurden. Die Versuche, 
die Togo-Sea-Island ertragreicher zu machen, 
mußten deshalb in andere Bahnen gelenkt 
werden, wovon unten noch die Rede sein wird. 
Als ein für den Baumwollbau im nörd- 
lichen Teil der Kolonie wichtiges Gebiet trat 
bald der Bezirk Sokode in den Vordergrund. 
Dieses mit einer arbeitsamen Bevölkerung dicht 
besiedelte Land ließ durch die Bahn Lome--Atak- 
pame und die von Atakpame nach Sokode weiter- 
führende fahrbare Landstraße einen lohnenden 
Baumwollexport erwarten. Die dank der rast- 
losen und erfolgreichen Tätigkeit des früheren 
Bezirksamtmanns von Sokode, Regierungsrat 
Dr. Kersting, durchgeführten und bereits abge- 
schlossenen Sortenversuche hatten inzwischen die 
für den Anbau im Bezirk geeignetste Sorte er- 
mitteln lassen und die Möglichkeit ihrer Verwen- 
dung in der Volkskultur außer Zweifel gestellt. 
Die vergleichenden Sortenversuche wurden in 
Sokode mit großer Genauigkeit und auf breitester 
Grundlage ausgeführt. Zahlreiche Arten und 
Sorten aus aller Welt, auch solche, die nur 
geringe Aussicht auf Anbaufähigkeit im dortigen 
Bezirk boten, wurden, um Zufälligkeiten auszu- 
schalten, wiederholt mehrere Jahre hindurch auf 
ihre Brauchbarkeit geprüft. Dabei zeigte sich, 
daß eine als „Gossypium neglectum“ bezeichnete 
Varietät der indischen Baumwolle unter den 
dortigen Bedingungen die besten Aussichten für 
die Volkskultur gewährte. Allerdings besitzt die 
Neglectumsorte einen verhältnismäßig kurzen und 
rauhen Stapel; doch wird hier durch erxakte 
züchterische Arbeit in der Faserverbesserung noch 
viel geleistet werden können. 
Der Aufnahme der Baumwollkultur im 
größeren Umfange von seiten der Eingeborenen 
im Bezirk Sokode stehen vorläufig noch die langen 
Märsche entgegen, denen die in weiterer Ent-
	        
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