Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

W 351 20 
Reagens auf den Boden ist in diesem Falle die Mehl- 
banane (Plante), die uns besser über die Fruchtbar- 
keit des Bodens unterrichtet, als es eine chemische 
Analyse vermag, und deren Wachstum überall die besten 
Anhaltspunkte zur Beurteilung des Bodens liefert. 
Wo die Plaute kümmert, ist es aussichtslos, Kakao zu 
pflanzen. Das gesunde, kräftige Wachstum der Kakao- 
bäume in den meisten Negerdörfern beweist jedoch, 
dcc ein erfolgreicher Kakaobau auch im Süden mög- 
ich ist. 
Landwirtschaft der Eingeborenen und Ein- 
geborenenkulturen. 
Die Landwirtschaft der Eingeborenen in dem 
ganzen Küstengebiet südlich der Bakoko ist eine sehr 
primitive Hackkultur. Im Januar bis Februar wird 
Busch geschlagen und gebrannt und mit der einsetzenden 
Regenzeit das Feld bestellt. Nach ein= bis zweijähriger 
Bennutzung verläßt der Neger die Farm und schreitet 
wieder zum Neuschlag. Angebaut werden nur Maniok 
(Cassada) und Planten, also diejenigen Pflanzen, die 
zu ihrer Kultur den geringsten Aufwand an Mühe und 
Arbeit fordern. Sehr selten werden andere Pflanzen 
kultiviert. Hin und wieder sieht man in den Dörfern 
ein paar Kakaobäume. Die Viehzucht ist arg vernach- 
lässigt, es wird nur Kleinvieh gehalten. Erheblich 
höher steht der Ackerbau bei den Bakokos. Ihre Feld- 
wirtschaft ist nicht nur intensiver, da sie Hügelkulturen 
anlegen, sie zeichnet sich auch durch Anbau von Pflanzen 
aus, die sorgfältiger Pflege bedürfen, wie Erdnuß, 
ams, Mais, Makabo. Die Ackerbestellung geht im 
Januar bis Februar vor sich, die Pflanzen werden in 
Mischkulturen angebaut. Leider haben die Bakokos 
die Gewohnheit, bei der Neuanlage einer Farm die 
jungen Palmen heftig zu mißhandeln. Sie schlagen 
sämtliche Blätter bis zu ein paar Herzblätter ab und 
nehmen auch beim Brennen keine Rücksichten. Be- 
denklich ist auch, d ie jüngere Generation immer 
mehr das Palmklettern verkernt, wie denn die land- 
wirtschaftliche Arbeit bei Negern wie bei allen primi- 
tiven Völkern nur geringes gesellschaftliches Ansehen 
genießt. In allen Bakokodörfern findet man Kakao, 
in vielen Kickria. Diese Farmen nehmen teilweise 
einen respektablen Umfang an, so besitzen einzelne 
Eingeborene Farmen von 700 bis 800 Kakao= resp. 
Kautschukbäumen. 
An der Straße Kribi—Bipindi wurden die Be- 
dingungen landwirtschaftlicher Produktion auf die Mög- 
lichkeit hin geprüft, hier einjährige Exportkulturen zu 
chaffen, um eventuell ziffermäßige Grundlagen für die 
Rentabilität einer Bahn zu gewinnen. In erster 
Linie sollte dabei der Anbau von Mais berücksichtigt 
  
werden. Die wichtigsten Produktionsfaktoren sind 
Menschen, Boden, Klima. Die Kribistraße ist zwar 
verhältnismäßig dicht besiedelt, indessen sind die arbeits- 
ã änner mit wenigen Ausnahmen abwesend. 
In den meisten Dörfern findet man nur den Häupt- 
ling zur Stelle. Die Mehrzahl der Männer ist als 
Träger auf der Walze. Die Frauen in den Dörfern 
sind ausreichend damit beschäftigt, die Verpflegung für 
die durchziehenden Karawanen zu beschaffen. Es ist 
ein aussichtsloses Unternehmen, den viel begangenen 
Kribiweg mit all den übeln, die unentrinnbar mit 
jeder Karawanenstraße verbunden sind, zum Ausgang 
einer Exportkultur zu machen und die Dörfer an der 
Straße mit der Anlage neuer Farmen zu belasten. 
Weas insbesondere den Maisbau betrifft, so glaube 
ich nicht, daß der Neger ihn mit seinen Kulturmethoden 
im Waldgebiete erfolgreich betreiben kann. Der Boden 
trägt sicherlich nach dem Brennen des Waldes eine 
oder zwei gute Ernten, wird dann aber versagen. Es 
  
wird auch Schwierigkeiten bieten, den Mais bei dem 
hohen Feuchtigkeitsgehalt der Luft in Venügend trocknem 
Zustande zur Verfrachtung zu bringen. Für den Neger 
des Urwaldbezirkes kommen als einjährige Export- 
kulturen nur Plauten und Cassada in Betracht, eben 
die Kulturen, die ein Minimum von Arbeit bean- 
spruchen. Die Haupternte der Planten findet in der 
Trockenzeit statt, in der der Neger leicht die Möglich- 
keit hat, die Plante in der Sonne für den europäischen 
Markt (Biskuitfabrikation) zu trocknen. Der Planten- 
bau wird für Weiße und Schwarze lohnend sein, auch 
wenn der heutige Preis von . pro Ki 
noch erheblich sinkt. Cassadastärke stellt wegen ihrer 
Feinheit einen begehrten, gut bezahlten Artikel für die 
Textilindustrie dar, indessen wird die Bereitung der 
Stärke dem Neger vielleicht Schwierigkeiten machen. 
Es ist aber überhaupt fragwürdig, ob es gelingen 
wird, den Urwaldneger in absehbarer Zeit zu einem 
selbständigen, tüchtigen Bauern abn erziehen. Die 
Indolenz, die Faulheit und die Unfähigkeit des Urwald- 
Negers, über den nächsten Tag hinwegzusehen, machen 
ein günstiges Ergebnis wenig wahrscheinlich. Für die 
nächste Zeit werden die Europäerplantagen die über- 
ragende wirtschaftliche Bedeutung gegenüber der Ein- 
rherenenprobustion haben. Freilich kann die Euro- 
päerfarm in ihrer heutigen Form nicht das Ziel sein. 
Es ist ein ungesunder Zustand, daß hier eine große 
Zahl Männer ohne Frauen zusammenlebt. Der Verlust 
der Arbeiter liefernden Distrikte an menschlichem 
Samen führt notwendig zu einem Bevölkerungsrück- 
gange, falls diese Wirtschaftsform in größerem Maße 
zur Durchführung gelangt. Man wird versuchen 
müssen, ganze Arbeiterfamilien auf den Pflanzungen 
anzusiedeln, um diesem Mißstand abzuhelfen. Auf der 
anderen Seite stellen die Europäerplantagen die besten 
landwirtschaftlichen Schulen dar, die man sich für den 
Urwaldbezirk wünschen kann. Hier lernt der Neger 
ich an regelmäßige Arbeit zu gewöhnen und wird mit 
den Exportkulturen vertraut. 
  
2. 
*- 
  
  
  
  
  
Fettnußbäume. 
Den Fettnußbäumen wandte ich besondere Auf- 
merksamkeit zu in Rücksicht auf die Exportmöglichkeit. 
imusops djave. Der Njabibaun scheint das 
Küstenklima zu meiden, ich habe ihn überall erst 30 
bis km vom Strande ab gefunden. Wo, wie im 
Kribi= und Campobezirke, Fettmangel infolge des 
seltenen Vorkommens der Olpalme herrscht, verzehren 
die Eingeborenen selbst die ganze Ernte. Im Edea- 
bezirke aber ist die Njabinuß ein aussichtsreicher 
Exportartikel, zumal sie jetzt auch in Deutschland einen 
Markt gefunden hat. 
nanthus Kombe. Die wilde Muskatnuß 
kommt in zahllosen Exemplaren in der ganzen Küsten- 
zone Kameruns vor. Leider ist es vorläufig aus- 
sichtslos, die schöne Frucht zu verwerten. Die Preß- 
rückstände sind nicht als Futter verwendbar, während 
das Ol nur für die Seifenfabrikation brauchbar ist. 
Dazu kommt noch, daß das Ol eine recht unscheinbare 
Seife liefert. 
ophira alata, der Lieferant des „Niam-= 
fetts“, ist ebenfalls an der ganzen Küste in unge- 
heuren Mengen verbreitet. In Senegambien sowie 
anderen Teilen Afrikas wird das Ol für Küchen- 
zwecke und als Haaröl verwendet. Auffallenderweise 
wird das Fett in Kamerun von den Eingeborenen 
nirgends benutzt. So stillen z. B. die Campoleute 
ihren Fetthunger mit dem sehr bitteren Ol der Raphia- 
Früchte, trotzdem ihnen im Walde verschiedene Bäume 
gute Speisefette liefern könnten. Das Lophirafett 
Libt eine weiße, fesie, schöne Seife, und die Versuchs- 
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.