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Baumwolle zugeschrieben, die deshalb auch vom
fremden Exporteur mit Vorliebe gekauft wird.
Hierin ist unzweifelhaft ein Erfolg der gerade in
der Gegend von Linching, besonders an der
Grenze nach Tungchangfu hin seit Jahren in
größerer Ausdehnung betriebenen Anbauversuche
mit amerikanischem Saatgut zu erblicken. Doch
soll auch aus anderen Gegenden von Schantung
und Chihli Baumwolle nach Tsinanfu kommen,
die der Linchingchou-Ware mindestens gleichwertig
ist. Der Schantung-Baumwolle wird als be-
sonderer Vorzug gegenüber dem aus dem Yangtse-
tal stammenden Erzeugnis ein geringerer natür-
licher Feuchtigkeitsgehalt nachgerühmt, was wohl
in der größeren Trockenheit des Schantunger
Klimas überhaupt seinen Grund hat.
Der Gesamtertrag der über mittelgut aus-
gefallenen Schantung-Ernte für 1910 wird
auf etwa 200 000 Pikuls geschätzt. Davon bleibt
ein erheblicher Teil in der Provinz selbst, be-
sonders zur Versorgung der baumwollarmen Ge-
biete im Osten und Süden derselben. Ein
anderer, in dauernder prozentualer Steigerung
begriffener Teil geht nach Tientsin, wird dort ge-
preßt und nach Europa und Japan ausgeführt.
Nur ein relativ geringer Teil der Gesamternte
kommt also für den Tsinanfuer Markt in Betracht.
Das fremde Baumwollgeschäft in Tsi-
nanfu wird bisher ausschließlich mit den dort
sitzenden chinesischen Baumwollmaklern gemacht,
die ihrerseits das ganze Geschäft mit den Zwischen-
händlern bis herab zu den Produzenten besorgen.
Versuche fremder Exporteure, unter Umgehung der
Makler und Zwischenhändler durch ihre eigenen
Chinesen im Innern direkt vom Produzenten zu
kaufen, sind bisher nur vereinzelt gemacht worden
und haben zumeist zu Fehlschlägen geführt. Das
fremde, in diesem Jahr zum erstenmal in einigem
Umfang aufgenommene Exportgeschäft ist noch zu
klein, um gegen den Ring der Makler und ihre
Preisstellung aufkommen zu können, die den
Baumwollumschlagsverkehr in Tsinanfu von jeher
fest in der Hand haben und üÜber langjährige
Erfahrungen und Geschäftsbeziehungen im Innern
verfügen. Nur, wo das Geschäft auf größerer
Grundlage angepaßt wird, wie es z. B. neuer-
dings von Tientsin aus geschieht, ist eine völlige
Emanzipation vom Zwischenhandel durchzuführen.
Die Folge dieses Angewiesenseins auf den ein-
heimischen Makler ist, daß der fremde Exporteur
in Tsinanfu von schlechten Erfahrungen mit den
im chinesischen Baumwollgeschäft althergebrachten
Unsitten nicht verschont geblieben ist. Besonders
gilt dies vom Wässern der Baumwolle, die oft
zu 15 v. H. ihres Gewichts und darüber künstlich
mit Wasser beschwert ist. Eine andere häufig
geübte Manipulation ist die Beschwerung mit im
Ballen versteckten Strickknäueln, Erdklumpen usw-
und die ungenügende Reinigung von den schweren
Kernen.
Die entkernte Baumwolle kommt in Ballen
von 85 bis 95 Kättie Gewicht, bei etwa 3½ v. H
Tara (Sack und Verschnürung) auf den Markt
und wird vom fremden Exporteur mit Silber be-
zahlt. Die diesjährigen Kontrakte mit fremden
Firmen basieren meist auf einer Preisnotierung
von 21 bis 22 Taels pro Pikul (60,4 kg) loco
Tsinan. Der gegenwärtige (Anfang März) Markt-
preis im freihändigen Verkauf ist bei dem Mangel
an Zufuhren infolge der Pestgefahr, schlechter
Wege usw. allerdings bedeutend höher, bis zu
24 Taels. Diese Steigerung dürfte aber nur
vorübergehend sein. Der Einstandspreis der
Tsinanfu-Ware frei Bord Tsingtau (ungepreßt)
erhöht sich durch die Bahnfracht und Nebenspesen
um etwa 0,75 S. Der Unterschied des Einstands-
preises in Tsinanfu gegenüber dem Verkaufspreis
beim Produzenten beträgt 7 bis 10 v. H. Etwa
2 v. H. davon können durchschnittlich auf die
Frachtspesen bis Tsinanfu gerechnet werden. Die
höheren Frachtspesen von weiter entfernt liegenden
Produktionsgebieten werden meist durch den
niedrigeren Preis, den die Baumwollbauern dort
erhalten, wieder ausgeglichen. Der Rest von
5 bis 8 v. H. bildet den Zwischenhändlergewinn,
an dem der Kleinaufkäufer und der Großhändler
im Innern und der Makler in Tsinanfu beteiligt
sind. Zu diesem regulären Zwischenhändler-
verdienst kommt dann noch der schon erwähnte
besondere Verdienst, der durch die etwaige künst-
liche Beschwerung der Ware gemacht wird.
Ein kleiner Teil der in Tsingtau zum Export
kommenden Baumwolle geht nach Japan. Der
weitaus größte Teil aber wird nach Shanghai
verschifft und in den dortigen chinesischen Groß-
spinnereien, an denen meist fremde Firmen erheb-
lich beteiligt sind, verarbeitet. Die Seefracht
Tsingtau—Shanghai beträgt 1 3 pro 100 kg.
Nach Europa geht bisher nichts von der
Tsingtauer Ausfuhr, während, wie schon erwähnt,
in Tientsin besonders in letzter Zeit beträchtliche
Quantitäten Schantung-, namentlich Linchingchou-
Baumwolle, nach England und Deutschland
verschifft werden. Der Möglichkeit, die an sich
erheblicher Steigerung fähige und für den fremden
Handel bei Fortdauer der gegenwärtigen Lage
auf dem Weltmarkt sehr aussichtsvolle Baumwoll-
ausfuhr aus Schantung nach Tsingtau zu ziehen,
steht bisher vor allem der Mangel einer leistungs-
fähigen Baumwollpresse in Tsfinanfu entgegen.
Schon beim Bahntransport auf der Schantung-
bahn kann mit der ungepreßten Baumwolle die
Ladefähigkeit der Baumwolle nicht ausgenutzt
werden. Die ungepreßt nach Tsingtau gelangte