Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Denn die Kaufleute im Innern, die ihrerseits 
wieder Tausende von schwarzen Händlern be- 
schäftigen und auf diesem Wege ihre Fäden bis 
in die entlegensten Teile des Schutzgebiets hinein 
erstrecken, sind am ersten in der Lage, etwas zu 
erfahren. Nach dem negativen Ergebnis dieser 
Erkundigungen und der durchaus loyalen Haltung 
der Eingeborenen bei meinem Durchzuge sind die 
gehegten Besorgnisse unbegründet gewesen. 
Auch halte nach allen mir von den verschiedensten 
Seit denen Mitteil der Tod Dominiks 
  
  
merkwürdigerweise bei den Eingeborenen nur einen 
geringen Eindruck gemacht. Im weiteren Süd- 
bezirke, wo sein Name weniger bekannt war, 
scheint der Tod überhaupt spurlos vorübergegangen 
zu sein. Nur ein einziger Fall konnte mir nam- 
haft gemacht werden, in dem ein Häuptling des 
Akonolinga-Bezirks seinen Leuten erklärt haben 
soll, sie brauchten nach dem Tode Dominiks der 
Regierung nicht mehr zu gehorchen. Der Häupt- 
ling ist durch das alsbaldige Einschreiten des 
Stationsleiters aber schnell eines Besseren belehrt 
worden. Von den Eingeborenen wurden mir 
weder unterwegs noch bei den Heuptlings- 
versammlungen, die ich überall abhielt, Klagen 
vorgebracht, die auf eine allgemeine Unzufrieden- 
heit schließen ließen. 
Gegen die Wahrscheinlichkeit bevorstehender 
größerer Unruhen im Süden sprechen auch wesent- 
lich zwei Momente. Einmal sind eine Reihe von 
großen Stämmen, wie die Jaunde, Bakokos 
und Bulis, tödlich miteinander verfeindet, und 
diese Feindschaft hat sich auch durch die stärkere 
Berührung miteinander nicht vermindert. Ferner 
sind ein großer Teil der Eingeborenen des Südens 
eng mit dem Handel verwachsen und für ihre 
gesteigerten Lebensbedürfnisse so von ihm ab- 
hängig, daß sie schwerlich zu kriegerischen Aus- 
schreitungen neigen. Das Gros der Männer be- 
findet sich zudem fast stets als Händler, Träger 
und Arbeiter unterwegs, und man trifft auf langen 
Wegstrecken in den Dörfern nur alte Männer, 
Weiber und Kinder. Auf der anderen Seite sind 
allerdings auch große Stämme wie die Makkas 
vorhanden, die dem europäischen Einflusse min- 
destens noch passiven Widerstand leisten, und 
andere, wie die Kakas, die durch den Gummi- 
handel zu einer gewissen Wohlhabenheit gelangt 
sind und damit zur Selbstüberhebung und Arbeits- 
scheu neigen. 
Es ist deshalb, wenn auch zur Zeit kein 
Grund zu irgendwelchen Besorgnissen vorliegt, 
doch nach wie vor die größte Vorsicht geboten, 
und es muß von der Verwaltung alles geschehen, 
um jeden Augenblick Herr der Situation bleiben 
zu können. Dazu gehört außer den jetzt bereits 
vorgenommenen Verstärkungen der Besatzung im 
  
  
Jaunde-Akonolinga= und Dume-Bezirk die Be- 
setzung des Baja-Gebietes mit einer Kom- 
pagnie oder wenigstens einer stärkeren Abteilung 
der Schutztruppe. Zu diesem Zwecke wird die 
Kompagnie des Dschang-Bezirks, der durch die 
Nordbahn jetzt jederzeit in wenigen Tagen von 
Duala aus erreicht werden kann, durch eine Polizei- 
truppe ersetzt werden müssen. Die hierfür not- 
wendige Verstärkung von 50 Mann für die letz- 
tere wird im Jahre 1912 angefordert werden. 
Ferner muß der bis Abongmbang bewilligte 
Telegraph im nächsten Jahre bis Dume weiter- 
geführt werden und später in östlicher Richtung 
auf Delele zu, wo sich das Zentrum des Gummi- 
handels mit über sechzig Weißen und mehreren 
Tausend schwarzen Händlern befindet, und wo 
naturgemäß sich am ersten Zündstoff aufhäuft. 
Wenn dann auch noch die bereits vorhandenen 
Befestigungen vollendet und die noch geplanten 
ausgebaut sind, kann man nach menschlichem Er- 
messen allen Eventualitäten auch für die Zeit bis 
zur Vollendung der Mittellandbahn, die ja in 
politischer Beziehung einen wesentlichen Macht- 
zuwachs bedeutet, ruhig entgegensehen. 
In wirtschaftlicher Beziehung habe ich von 
den Entwicklungsmöglichkeiten des Südens 
einen durchaus günstigen Eindruck gewonnen. 
In klimatischer Hinsicht und durch seine starke 
und intelligente Bevölkerung ist das Innere den 
tiefer gelegenen Küstenregionen zweifellos über- 
legen. Der größte Teil des Landes hat eine 
durchschnittliche Meereshöhe von 600 bis 700 m, 
einen erheblichen Unterschied in der Tages- und 
Nachttemperatur und eine weit geringere Regen- 
menge als die Küstenzone. Weiße, die eine ver- 
nünftige Lebensweise führen, werden daher hier 
jahrelang ohne schwere Schädigung ihrer Ge- 
sundheit aushalten und ihren verschiedenen Be- 
rufen nachgehen können. 
Es wird hierdurch der an der Küste für 
Unternehmungen aller Art empfindliche ständige 
Wechsel des Personals sich bedeutend weniger 
fühlbar machen, und es wird damit auch eher 
für kleine Unternehmungen die Lebensfähigkeit 
gegeben sein. 
Den günstigeren klimatischen Verhältnissen ist 
wohl auch zuzuschreiben, daß sich eine Reihe der 
Innendistrikte einer größeren und geweckteren 
Eingeborenenbevölkerung zu erfreuen hat als die 
Küstenzone. Die Jaunde-, Akonolinga= und 
Ebolowa-Gebiete gehören wohl zu den am stärksten 
bevölkerten Gegenden der ganzen Kolonie, und 
die Intelligenz und Räührigkeit ihrer Ein- 
  
geborenen wird durch die ständige Nachfrage nach 
Arbeitern, Trägern, Händlern usw. aus diesen 
Gebieten allgemein anerkannt. Auch der Dume- 
Bezirk hat in den Makkas einen, wenn auch jetzt
	        
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