Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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II. Vorbedingung für eine Aufbesserung der 
Fischereiverhältnisse wäre demgemäß Beseitigung 
der drei genannten Feinde. 
Zu 1. Es müßten Prämien, etwa zu 107 
pro Krokodil, ausgesetzt werden, um die Ein- 
geborenen, denen die Krokodile weniger Schaden 
zufügen als die Flußpferde, zu energischerer Ver- 
tilgung derselben anzuregen. 
Zu 2. Die größte Schwierigkeit tritt zutage, 
wenn man an eine spystematische Vertilgung der 
großen Raubfische denken wollte. 
In regulierten heimischen Gewässern gehört 
es heutzutage schon zu einer Seltenheit, wenn 
ein fünfzehnjähriger Hecht gefangen wird; im 
Croßfluß, und vermutlich in vielen anderen afri- 
kanischen Gewässern wimmelt es von Raubfischen, 
deren Alter auf fünfzig Jahre und darüber ge- 
schätzt werden kann. So oft wir im Croßfluß 
einen Grundköder gelegt und verankert, wurde 
ein etwa 25 kg schwerer alter Raubfisch gefangen. 
Der Grund für das zahlreiche Vorhandensein 
alter Raubfische liegt wohl zum Teil darin, daß 
die afrikanischen Flüsse den Lebensbedingungen 
der Raubsische den größten Vorschub leisten; 
Raubfische wählen mit Vorliebe ausgehöhlte Felsen 
als Aufenthaltsorte, und bei jeder Kanufahrt 
während der Trockenzeit kann man sich davon 
überzeugen, daß unter den ausgehöhlten Felsen, 
die das ganze Flußbett quer und längs durch- 
durchziehen, Massen solcher Raubsfische siten. 
An ein systematisches Abfangen der Raubfische 
öu gehen, ohne daß vorher die Flußläufe reguliert 
sind, erscheint mir daher aussichtslos. 
Zu 3. Es ist leicht möglich, daß die Pilze 
noch größere Schwierigkeiten der Zucht edler 
Fischsorten entgegensetzen werden; indessen wage 
ich darüber noch kein bestimmtes Urteil zu fällen, 
weil h#erzu längere Beobachtungen nötig sind. 
Ich habe nach Beendigung der Regenzeit einige 
Stellen aufgesucht, die den Fischen zur Ablegung 
des Laiches gedient haben; es sind dies 30 bis 
70 em tiefe Aushöhlungen in den Felsen, über 
welche während des hohen Wasserstandes der 
Bach oder Fluß hinwegströmt; mit finkendem 
Wasserstande treten diese Felsen frei zutage und 
das in den Löchern angesammelte Wasser bleibt 
oft während der Trockenzeit darin stehen. Warum 
hierorts einige Fischsorten es lieben, darin gerade 
ihren Laich abzulegen, statt wie die meisten unserer 
heimischen Fische im klaren, raschfließenden Wasser, 
ist mir noch unklar. Jedenfalls habe ich beob- 
achtet, daß anscheinend ganz frisch abgelegter 
Laich abgestorben war, nachdem acht Tage kein 
frisches Wasser Zutritt gehabt hatte, und als 
Ursache mußte wohl die enorme Pilzwucherung 
im dem stehenden Wasser angenommen werden. 
  
Für die angeführten drei Annahmen spricht 
folgender Ausnahmefall, der im Ossidinge-Bezirk 
im Totensee bei Nsakpe zu beobachten ist: In 
diesem See gibt es keine Krokodile und anscheinend 
keine Raubsische. Ich habe an keiner Stelle des 
Sees irgendwelche Pilzwucherungen beobachtet. 
Ob die chemische Zusammensetzung des Seewassers 
eine Pilzbildung verhindert, kann ich nicht ent- 
scheiden. Ferner liegen die Fischbrutplätze, die 
im See absolut klar zu beobachten sind, an der 
Stelle, an der infolge Ausströmens von Seewasser 
in den einzigen Abflußbach, den Emarafubach, 
Bewegung im Wasser vorhanden ist. Der See 
ist angefüllt mit großen Mengen edler Fische, die 
mit der Angel so leicht zu fangen sind wie in 
Europa, während im ganzen Croßfluß selten ein 
Fisch die Angel annimmt. 
III. Zurzeit fangen die Eingeborenen Fische 
mit Hilfe von Netzen, Reusen und Giften, doch 
spielt der Fischfang noch keine große Rolle. 
Pulververbot, der hier herrschende Pulver- 
mangel und die sich hieraus ergebende Schwierig- 
keit der Versorgung mit Wildbret wird aber die 
Eingeborenen sicher zu intensiverer Beschäftigung 
mit dem Fischfang anregen. 
Günstiger liegen die Verhältnisse im Süden 
des Schutzgebiets. Hierüber berichtet eingehend 
der Regierungsarzt der Station Molundu: 
Die Fische des Dschaflusses sind ein richtiges 
Nahrungsmittel für Weiße und Eingeborene. 
Sowohl die Station Molundu wie die Gesell- 
schaft Südkamerun haben Fischer in den Dienst 
genommen, welche täglich durch Reusen, Wurf- 
netze und Angeln für den Tisch Fische fangen. 
Die Eingeborenen fishen teils mit Angeln, teils 
sperren sie auf primitive Art mit Gitterwerk Ein- 
buchtungen des Dscha ab, um bei nahender 
Trockenzeit die darin zurückbleibenden Fische zu 
erbeuten. In Brazzaville und Leopoldville ist 
regelmäßige Flußfscherei eingerichtet, und die Ein- 
geborenen bringen dort ihre Fänge in die gut 
eingerichteten Markthallen. Einzelne Dampfer 
des Kongo beköstigen ihre Mannschaft auf die 
Weise, daß große Mengen Fische durch Dynamit 
erbeutet werden. Der Dscha ist als sehr fischreich 
zu bezeichnen, sowohl was Arten anbetrifft, als 
auch die Menge der Fische. 
Die Nutzfische, die in beträchtlicher Zahl 
vorkommen, zerfallen in drei Gruppen. 
I. Siluriden (Welse). Sie kommen in 
mehreren teils sehr großen Arten vor. Von den 
Welsen kommen ferner vor die Gattungen Eutro- 
Pius, Arius, Lynodontis, dann ein elektrischer 
Wels etwa ½ m lang mit ziemlich gutem Fleisch 
aus der Gattung Malapterurus. 
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