Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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II. Mormyridae. Sie kommen etwa in 
fünf Arten vor. Ich habe Exemplare bis zu einem 
Meter Länge gesehen. Es sind Fische mit langer 
Schnauze und unter der Haut liegenden Augen. 
Ihr Fleisch ist sehr schmackhaft. 
III. Distichondina. Sie kommen in 
mehreren Arten vor, werden von den Weißen 
gewöhnlich als „Kongolachse“ bezeichnet, sind 
karpfenähnlich, haben ausgezeichnetes Fleisch 
und erreichen eine beträchtliche Größe. Sie 
werden von den Eingeborenen in den vor- 
erwähnten Einbuchtungen in großen Mengen ge- 
fangen und geräuchert, und nur ihr Fleisch scheint 
sich zu dieser Prozedur besonders zu eignen, denn 
ich habe geräucherte Fische anderer Gattungen 
nicht zu Gesicht bekommen. 
Außer diesen drei Hauptgruppen von Nutz- 
sischen gibt es noch mehrere Arten, die sich für 
den Tisch eignen, so ein Raubfisch, unserem Hechte 
ähnlich, Sarcodaces, der auch im Njong vor- 
kommt, ferner mehrere kleine Gattungen, deren 
Fang sich für den Fischer nicht lohnt. Wissen- 
schaftlich interessant ist das Vorkommen des Poly- 
pterus bichir und eines ähnlich gebauten Fisches, 
den ich nur einmal zu Gesicht bekommen habe, 
ferner von einem Kugelfische. Eßbare Crustaceen 
aus der Gattung Palemon scheinen sehr selten 
zu sein, ebenso eine eßbare Krabbe, die ich nur 
in wenigen Exemplaren gesehen habe. 
Der Dscha hat in seiner Fischfauna Ahnlichkeit 
mit dem Njong; letzteres trübe langsam fließende 
Gewässer, das durch nicht zu hohe Schnellen 
unterbrochen wird, birgt ebenfalls eine große Zahl 
Nutzsische Morungriden (Liluriden) und, wenn 
ich nicht irre, auch Dichdontina. Leider wird 
der Fischreichtum von seiten der Europäer am 
Nijong nicht genügend ausgenutzt. Die Welse 
stehen sogar bei ihnen im Rufe, daß sie „Würmer“ 
im Muskelfleisch beherbergen. Ich habe diese 
Erfahrung nicht gemacht, es kann sich da nur um 
schlecht zubereitete Fische handeln. 
Ein ganz anderer Flußtypus wie diese 
Schlammflüsse bildet der Sanaga mit seinem 
klaren, oft sehr rasch fließenden Wasser, mit seinem 
Kiesgrunde und seinen imposanten Fällen. Hier 
treten Schlammfische wie die Morungrides zurück. 
Die Ausübung der Fischerei ist, wie ich wenig- 
stens bei Abunambella beobachtet habe, auch in der 
Trockenzeit schwierig auszunützen, hier kommt 
meistens die Angel in Frage. Die Indolenz der 
dortigen Eingeborenen erzielt jedoch keine Erträge 
in der Nutzfischerei. Über die Fischfaung des 
Sanaga bei Abunambella und der Mündung des 
Mbam weiß ich weiter nichts mitzuteilen als die 
Vermutung, daß es sich um Einwanderung von 
Küstenfischen über die Fälle hinaus handelt. Der 
  
Aufenthalt des Stationschefs am Sanaga war 
zur kurz, um darüber Gewißheit schaffen zu 
können. Soviel ist sicher, daß die Fischfauna 
des Sanaga sich in der Zusammensetzung we- 
sentlich unterscheidet von der des Njong und 
des Dscha. 
Der Sanaga würde sich seiner Beschaffenheit nach 
zum Einsetzen von Salmonicden eignen, aller- 
dings sind das bei der Regenzeit eintretende 
Hochwasser, das Vorkommen einer Menge Krokodile, 
Raubfische und auch Fischottern zu berücksichtigen. 
Was nun die Ausnutzung des Fischreichtums des 
Sanaga in der Nähe von Abunamballa, der dem 
Bezirksamt Jaunde am nächsten gelegenen Stelle 
anbetrifft, so sind zu einer regelrechten Fischerei 
die dortigen Eingeborenen nicht zu gebrauchen, 
sie verstehen lediglich zu angeln, wodurch der 
Bedarf des einzelnen gedeckt wird, oder fangen 
eine geringe Menge, wenn die Trockenzeit heran- 
naht, durch Absperren von Einbuchtungen des 
Flusses. Manchmal betäuben sie die Fische in 
kleinen Nebenbächen oder Tümpeln durch Hinein- 
streuen zerriebener Blätter einer Mimosenart. 
Regelrechte Flußfischerei kann nur betrieben 
werden durch besonders angestellte Leute, welche 
mit Reusen, Wurfnetzen, Angeln usw. umzugehen 
wissen; darin haben sich hier in Molundn Ba- 
tanga= und Bakokoleute vortrefflich bewährt. 
Als besonders nachteilig wird in fast allen 
Berichten hervorgehoben die Anwendung von 
Giften oder Betäubungsmitteln und das 
Absperren kleinerer Wasserläufe durch Wehre oder 
Standämme mit eingebauten Fischreusen. Durch 
diese Verfahren wird viel junge Brut vernichtet. 
In ähnlicher Weise nachteilig wirkt in manchen 
Gebieten das erhebliche Steigen und Fallen der 
Flüsse in der Regen- und Trockenzeit. Mit dem 
über die Ufer tretenden Hochwasser werden na- 
mentlich die jungen Fische in Sümpfe oder üÜber- 
schwemmte Niederungen fortgerissen, wo sie beim 
Sinken des Wasserstandes gefangen werden oder 
umkommen. Anderseits verhindert aber auch 
vielfach das Anschwellen der Flüsse in der Regen- 
zeit den Fang und gewährt somit den Fischen 
eine Schonzeit. 
Mit Giften arbeitet der Schwarze nicht nur 
in kleineren Flüssen und Bächen, sondern auch in 
Tümpeln und Lachen, wie sie z. B. die zurück- 
tretende See zur Ebbezeit hinterläßt. Als Gifte 
dienen: eine Strychnosfrucht, eine blausäurehaltige 
Liane sowie Tephrosiaarten, die von den Einge- 
borenen zu diesem Zwecke in ihren Gärten kultiviert 
werden. (Tephrosia wird zu diesem Zwecke fast 
in ganz Kamerun benutzt und angebaut.) 
Die hauptsächlichsten Methoden der Einge- 
borenen zum Fang lebender Fische mittels Wurf-,
	        
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