Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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sehr gut und vollkommen bewährt hat. Wir 
mußten uns bei der Auswahl der mitzunehmenden 
Gegenstände stets vor Augen halten, daß dieselben 
auf Menschenrücken über häufig sehr steile Berge 
und auf schlechten Pfaden transportiert werden 
mußten. Weiter war zu bedenken, daß auch für 
die Träger selber für mehrere Tage Proviant 
mitgeführt werden mußte, und schon aus diesem 
Grunde ihre Zahl möglichst zu beschränken war. 
Auf die Beköstigung der Träger wird von vielen. 
Expeditionen nicht immer das nötige Gewicht ge- 
legt, und doch hängt davon das Gelingen in 
hohem Maße ab. Solange der Eingeborene zu 
essen hat, marschiert er auch rapfer, und man 
kann ihm, wo es darauf ankommt, auch einmal 
mehr zumuten; werden aber die Rationen knapp, 
dann schwindet auch das Zutrauen zum Europäer, 
und der Hunger kann leicht zur heimlichen oder 
offenen Auflehnung führen. Für hiesige Ver- 
hältnisse ist Reis, wasserdicht verpackt, immer noch 
das beste Nahrungsmittel; wir hatten davon für 
sieben Tage und für den Notfall führten wir so 
viel Erbswurst mit, daß wir auch unsere Träger 
noch zwei Tage mit durchhalten konnten. Als 
günstigste Trägerzahl stellte sich nach sorgfältiger 
Berechnung für uns zwanzig heraus und so viel 
hatten wir schließlich auch. Der Proviant für 
uns Europäer beschränkte sich auf Erbswurst, 
Suppentafeln, zwei Säckchen geröstetes Brot, 
Kakao, Kaffee, Zucker, Salz, eine Dose Käse, ein 
Döschen Kaviar. Im übrigen waren wir auf 
das angewiesen, was das Land uns bot und im 
Notfall auf Reis. Ein Olrock, nicht Mantel, ist 
fast unerläßlich und, wenn wir auch zufällig vom 
Wetter außerordentlich begünstigt waren, keines- 
falls zu vergessen. An Gewehren führten wir 
fünf Stück mit ausreichender Munition. An 
Tauschartikeln sind weiße Perlen und Eisensachen 
am besten. Leider kann man letztere des Ge- 
wichtes wegen nur in Form kleiner Messer mit- 
führen. Zum eigenen Gebrauch hatten wir außer- 
dem noch zehn Stück Buschmesser mit Scheiden 
und zwei Beile. Zwei Stück Kompasse, zwei gute 
Höhenmesser, die schon längere Zeit hier beobachtet 
waren, vervollständigten neben den üblichen son- 
stigen Kleinigkeiten unsere Ausrüstung. Leider 
waren keine neuen photographischen Platten an- 
gekommen, so daß wir uns mit schon länger hier 
befindlichen behelfen mußten, die schon ziemlich 
stark gelitten hatten. 
Am 5. Januar, morgens 8 Uhr, brachen wir 
von der Missionsstation Simbang aus auf, nach- 
dem alle Lasten nochmals genau nachgesehen und 
gewogen waren. Ein jeder Träger hatte 15 Pfund, 
so daß er mit seinen eigenen Habseligkeiten wohl 
auf 20 Pfund kommen mochte. Wir hatten einen 
tüchtigen Tagemarsch vor uns, wenn wir das vor- 
Exemplar mehr sichten. 
  
genommene Ziel, ein kleines Dorf am Zuknangfluß, 
erreichen wollten. Die Wegverhältnisse waren gut, 
die Bergleute (Kai) bringen den diesbezüglichen 
Anregungen der Missionare bedeutend mehr Ver- 
ständnis entgegen als die Küstenleute, die nicht 
zu bewegen sind, auch nur ein Stückchen Weg 
von fünf Minuten Länge auszuhauen. Sie waten 
lieber bis an den Bauch in der See. Es hieß 
tüchtig bergauf und bergab marschieren, ein saures 
Stück Arbeit in der feuchten Hitze des Küsten- 
gebietes. Nachmittags passierten wir den bei 
Simbang in die Langemakbucht mündenden Mape, 
der hier schon auf 360 m Höhe lag. Man kann 
sich daraufhin leicht einen Begriff von dessen Ge- 
fälle machen. Völlig durchnäßt vom Schweiß 
kamen wir abends ½7 Uhr in unserem Lager 
an, wo wir und unsere Leute aufs freundlichste 
ausgenommen wurden. Am anderen Morgen 
hatten wir den ziemlich wasserreichen Zuknang 
zu durchwaten und gewannen dann auf steilem 
Pfade das 560 m hoch liegende Dorf Toloko, 
das wohl 30 Seelen zählen mag. Von hier aus 
hatten wir gute Aussicht, was zur Vornahme 
zahlreicher Peilungen günstig war. Wir trachteten 
danach, am zweiten Tag den zwischen Tigedu und 
Olugedu in den Hänischhafen mündenden großen 
Fluß Sopa (Küstenname Bulosom) zu erreichen. Es 
ging stetig bergan und angenehm war, daß wir 
nicht wieder allzuweit hinunter brauchten. Auf 
780 m Höhe passierten wir unmittelbar am Wege 
stehende Araukarien. Sie kommen übrigens auch 
schon auf 600 m vor. Der Stamm des einen 
Exemplars hatte 1,40 m Durchmesser und war 
etwa 55 m hoch, dabei war er kerzengerade. 
Diese Bäume machen, in der Nähe betrachtet, 
ganz den Eindruck eines riesigen Agavenblüten- 
stengels. Die Aste, die sich kandelaberartig ab- 
zweigen, sehen in dieser bedeutenden Höhe un- 
scheinbar aus. Tausend Meter scheint auch die 
äußerste Höhe zu sein, auf der sie vorkommen, 
wir konnten auf unserer ganzen Expedition kein 
Es war schon beinahe 
dunkel, als wir unser Ziel erreichten, und leider 
mußten wir bald vernehmen, daß der Fluß hier 
nicht passiert werden konnte, da wegen drohender 
Haltung der jenseitigen Bevölkerung die den Ver- 
kehr vermittelnde Rotangbrücke durchgehauen war. 
Wir mußten infolgedessen den halben folgenden 
dritten Tag in nördlicher Richtung die steilen 
Hänge entlang klettern, bis wir um ½4 Uhr 
nachmittags endlich wieder an eine Brücke kamen. 
Daß diese „Brücken“ höchst primitiver Art sind, 
braucht wohl kaum bemerkt zu werden. Die 
unfrige bestand in diesem Falle aus zusammen- 
gebundenen, nicht sehr dicken Baumstämmchen und 
zeichnete sich mehr durch einfache Herstellungsweise 
als durch Festigkeit aus. Mit Stiefeln ist so ein
	        
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