Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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sie sogar, da sie so nur eine beschränkte Leistungs- 
sähigkeit besitzt, in eine Schmalspurbahn umzuwandeln, 
die Bangui und Fort Crampel verbindet. Diese Bahn, 
die den Schienen= und Wasserweg über den Kongo 
hinaus vervollständigt, wird auf die beste und wirt- 
schaftlichste Weise die beiden großen Becken des Tschad- 
see und Kongo verbinden und die volle Entwicklung 
des interessanten und bevölkerten Tschadgebiets sichern. 
Nach dem vorgelegten Projekt braucht der meist emp- 
fohlene Schienenstrang von 60 cm Spurweite keine 
Steigung von mehr als 35 mm und keinen Nrüm- 
mungoradius von weniger als 30 m zu haben. zZwischen 
Fort Sibut und Fort Crampel ist die Legung der 
Schienen ohne neue Arbeiten auf der schon gebauten 
Straße möglich. Dagegen ist der Bahnbau zwischen 
Fort Sibut und Bangui eine völlig neue Arbeit, die 
aber in einer leicht zugänglichen Gegend zu vollführen 
ist. Die Ausgabe wird sich auf 15 Millionen Franken 
belanfen. 
Mit der Verlängerung seiner hauptsächlichsten Ver- 
kehrlinie nach Fort Crampel führt Französisch-Aqnatorial= 
Afrika ein Unternehmen ans, gleich dem, das die Belgier 
ohne Zögern vollführt haben, als sie durch zwei nach- 
einander angelegte Schienenstränge vou Stanley-Pool 
nach Ponthierville (125 km) und von Kindu nach Kongola 
(350 km) die Schiffahrt des Kongo ausdehnten. 
Der Zugangsweg zum Tschadgebiet würde nicht 
vollendet sein, wenn der Schari selbst nicht ausgebaut 
würde. Schon seit mehr als 14 Jahren wird der Schari 
für Militärtransporte benugt. Immerhin wird die 
Schiffahrt dort nur versuchsweise betrieben: sie erbringt 
den Beweis, daß, wenn Fort Crampel das ganze Jahr 
von Frachtkähnen erreichbar ist, es von kleinen Dampfern 
nur während der Hälfte des Jahres erreicht werden 
kann. 
Um auf diesem Flusse Untersuchungen gleich denen 
vorzunehmen, die 1910 und 1911 im Kongobecken so 
erfreuliche Ergebnisse gezgeitigt haben, ist eine besondere 
Untersuchungskommission vorgesehen und für ihre Tätig- 
keit während einer Zeit von fünf Jahren ein Predit 
von 1 Million Franken in das Programm der neuen 
Anleihe aufsgenommen worden. 
Die Vorschiebung der Eisenbahn bis zum Schari 
macht diese Studienarbeit unumgänglich nötig, und der 
Ausban dieses Flusses wird praktisch das Netz der 
großen französischen Verbindungswege bis zum Tschad- 
gebiet erstrecken. 
Der Gesamtbetrag der Ausgaben für die großen 
Verbindungswege von Französisch-Aqguatorial-Afrika, 
vom Atlantischen Ozean bis zum Ischadsee, beläuft 
sich auf 114 300 000 Franken. 
Die meisten der großen Verbindungsstraßen, die 
in dem vorhergehenden Abschnitte geprüft worden sind, 
sind zugleich Hilfsmittel zu örtlicher Ausbentung für 
dic durchgnerte Kolonie. Nach ihrer Anoführung wer- 
den sie ganz besonders geeignet sein, die Entwicklung 
der Kolonie zu sichern. Indessen gibt es noch andere 
Arbeiten, die in Angriff genommen und vollendet wer- 
den müssen, um jeder eingelnen der Kolonien die be- 
sonderen Aktionsmittel zu gewähren, deren sie bedarf. 
Von den drei Kolonien Agquatorial-Afrikas ist die 
Kolonie Gabun am ältesten, reichsten und leichtesten 
auszubenten. Ihre Lage an der Mceresküste, deren 
Ansdehnung mehr als 1000 km beträgt, das Nes ihrer 
Schiffahrtswege, ihre Reeden, ihre Astmarc, die Mannig- 
faltigkeit ihrer Erzeugnisse, die Fruchtbarkeit ihreo 
Bodens, alles das gestattet die verschiedenartigsten und 
lohnendsten Unternehmungen. 
So interessiert das auf der neuen Anleihe aufsge- 
baute Programm der Nutzbarmachung und Ausbentung 
dieses Teiles der Nolonie naturgemäß ganz besonders. 
  
Es umfaßt die Bahn von N ssolk nach Nandjama, den 
Ausbau der Häfen von Libreville, N Djolék und Cau- 
Lope, die Einrichtung der Meceresküste und des C goou-- 
für die Schiffahrt. 
Von allen diesen Arbeiten ist die wichtigste die 
Eisenbahn N'’Djolé —Kandjama, die dazu bestimmt inm. 
das reiche Jwindabecken mit dem nicht weniger reichen 
Becken des Ogooué zu verbinden. 
Seit 1898 hat die Notwendigkeit, in das Ointer- 
land Gabuns vorzudringen, den Bau einer Bahn ins 
Auge fassen lassen, die von Libreville am Ozenn aue- 
gebend den Sanga oder Likouala-Mossaka im Rongo- 
becken erreichen sollte. Die Untersuchungen, die Laupt- 
mann Pérequet im Jahre 1909 und 1910 auf (FZrund 
der Geldmittel der Anleihe von 1909 vorgenommen 
hat, haben durch ihre neuen Ausschlüsse in der Wol- 
wendigkeit bestärkt, hier vorzugehen: sie haben über 
Gesamt-Gabun monographische Auskünfte von grund- 
legender Bedentung entstehen lassen. Unglücklicherweise 
ist die von diesem Offizier als am günstigsien und am 
wenigsten kostspielig empfohlene Trace — Libreville. 
N Duya, N’gork, Kandjama — teilweise durch das 
November-Abkommen deutsch geworden. Die ver- 
gleichende Prüfung der verschiedenen Proselte fühm 
heute dazu, eine mehr im Süden gelegene Trace zu 
wählen — Libreville, N’Djolc, Kandjama, Ouesso —. 
die auf einem großen Teil ihrer Spur der Trace der 
Projektes des OLauptmanns Cambier folgt. die dieser 
1905 auf Weisung des Generalkommissars von Fran- 
zösisch-Hongo geprüft hat. Libreville, ein ausge- 
zeichneter Hafen am Atlantischen Ozean, N Diol“, der 
Endpunkt der Schiffahrt auf dem Ogooué, Kandjama. 
der Ausgangspunkt der fächerförmig zufließenden schimf- 
baren Flüsse des oberen Jwindo, alles das sind Platc. 
deren Wahl sich heute anfdrängen muß. Ein solcher 
Schienenweg würde bei der Mindestausdehnung von 
1020 km eine Gesamtausgabe von 113290000 Franken 
bedeuten. Es ist nicht möglich, die Bahn zur Aus- 
beutung Gabuns mit einem Male zur Durchiührung 
zu bringen und eine so hohe Summe auf das Anleibe= 
projekt zu setzen: es würde auch, selbst wenn die nol- 
wendigen finanziellen Mittel zur Verfügung ständen. 
in zehn Jahren eine Bahn von dieser Bedentung gar 
nicht vollendet werden können, zumal ihr Bau aner- 
kanntermaßen besonders schwierig ist und durch kaum 
erschlossene Gegenden führt. Wie die anderen Babnen 
von Französisch-Aqguatorial-Afrika, so muß auch dieser 
Schienenweg nach und nach in Teilstrecken gebaur 
werden, mit Hilfe von Krediten, die für Anleibhen vor- 
gesehen werden, die weiterhin aufgunehmen sein wer- 
den, um die normale Entwicklung der Kolonie sicher zu- 
stellen. Nur eine Teilstrecke, die in acht bis zehn Jahren 
ausführbar ist, ist deohalb auf das der Prüfung des 
Departements unterbreitete Projekt gesetzt worden — 
der Auoschnitt N Djiolée-Kandjama, dessen Länge 350 km 
beträgt und dessen Kosten sich auf 45 Millionen Franten 
belaufen werden. Von den beiden Strecken Libiec- 
ville —N Djolk und N Djolé-Nandjama leidet dic letztere 
den geringsten Aufschub, denn sie trägt unsere wirt- 
schaftliche Tätigkeit sofort so weit nach Osten, nach dem 
Iwindo zu vor, als möglich ist: sie bringt den schönen 
Schiffahrtsweg des Ogovoué zu voller Eutfaltung, der 
mit Dampfschiffen bis N’ Djolk befahren werden kann 
Für sich allein betrachtet, als eine Eisenbahn für die 
lokale Erschließung, die zwei schiffbare Becken mitein- 
ander verbindet, stellt sie das Minimum dessen dar. 
was für Gabun unbedingt zu geschehen hätte, wenn 
diese Kolonic auf sich selbst ungewiesen und vom Hinter- 
lande getrennt wärc. Die Verbindung von N Dsol.“ 
nach Libreville wird an zweiter Stelle sogleich gebaun 
werden, wenn der Handel des Be zirks die Eroffnung
	        
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