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Verbesserung ihrer Weideverhältnisse anzuhalten
und sie so allmählich zu Viehzüchtern zu erziehen.
Auch in den Bakossi= und sonstigen Land-
schaften, in denen Waldlandrinder von Ein-
geborenen gehalten werden, ist die Bevölkerung
noch nicht soweit fortgeschritten, daß man sich
von einer Landesviehzucht Erfolg versprechen könnte.
Die Sennerei in Buea ist daher vorläufig
in dieser Richtung ohne Bedeutung. Die Ab-
gabe von Zuchtbullen erfolgt zur Zeit, wie aus
dem Folgenden zu ersehen ist, nur an die Re-
gierungs-Viehzuchtstationen. Dagegen hat der
weitere Zweck der Sennerei, die Abgabe von
Molkereiprodukten an die hier und in der Um-
gebung angesessenen Europäer, einen großen Um-
fang angenommen. Es ist zu hoffen, daß hier-
durch vielleicht in Kürze sogar eine gowisse
Rentabilität des Betriebes wird erzielt werden
können.
Um hier klar zu sehen, ist eine genaue Buch-
führung eingeführt worden. Der Jahresbericht
der Sennerei über das Rechnungsjahr 1912/13
wird hierüber genaueres bringen.
Eine große Schwierigkeit für den Betrieb der
Sennerei besteht darin, daß infolge der gebirgigen
Lage und des zum Teil sehr steinigen Bodens
nur wenig Kraftfutter gewonnen werden kann.
Die Grasflächen stehen, soweit sie regelmäßige
Düngung mit Stallmist erhalten, das ganze Jahr
hindurch sehr gut. In der Regenzeit aber, wo
das Vieh ebenfalls dauernd auf der Weide gehen
muß, ist es schwierig, Durchfall und Erkältungs-
krankheiten zu verhindern. Infolge der häufigen
Nebelbildung ist es sehr erschwert, Hen und
Körnerfrüchte in der Regenzeit zu konservieren.
Es erscheint aber unbedingt notwendig, die
Leistungen des Viehs in bezug auf Milch durch
Fütterung mit Kraftfutter zu erhöhen. Es soll
deshalb in der nächsten Trockenzeit der Versuch
in größerem Maßstabe ausgeführt werden, brauch-
bares Heu zu gewinnen. Ein im letzten Jahre
ausgeführter Versuch mit dem Anbau von „Makabo“
(Colocasia esculenta) hat sehr gute Erfolge ge-
zeitigt, und augenblicklich erhält das Vieh neben
Maisschrot eine tägliche Beigabe von gekochten
Knollen.
Mais kann die Sennerei selbst nicht anbauen,
doch wird, wenn das Vorwerk, wie beabsichtigt,
ausgebaut ist, von dort eine größere Menge
als bisher geliefert werden können.
Diezüchterischen Aufgaben der Sennerei
sind aus der anliegenden Instruktion") ersichtlich.
Hierbei sei auf folgendes hingewiesen:
Die hier befindliche Allgäuer Herde ist, wie
schon erwähnt, aus zwei Transporten heran-
*) Siehe Anlage 1.
gezüchtet, deren Ankauf der ehemalige Gouverneur,
jetzige Kabinettschef Seiner Majestät des Königs
von Württemberg, Staatsminister Frhr. v. Soden,
seinerzeit persönlich ausgeführt hatte. Die Tiere
stammten aus dem bayrischen Allgäu, vornehmlich
aus Höfen in der Nähe von Immenstadt, und
gehörten zum Teil auch der sogen. Montafuner
Rasse an, und zwar einem minder verfeinerten
und minder empfindlichen Schlage.
Die Herde besteht jetzt 13 Jahre und ist hier
akklimatisiert in einem Lande, das für die Vieh-
zucht die extremsten Bedingungen bietet. Es.
wäre daher von großem wissenschaftlichen und
praktischen Interesse, wenn einmal vergleichende
Messungen im Allgäu und hier an den Rindern
vorgenommen und die etwaigen Veränderungen
wissonschaftlich festgelegt würden. Es hat nämlich
den Anschein, als ob die Durchschnittsgröße der
Rinder hier abgenommen habe, und als ob sich
diese auch sonst verändert hätten.
II. Vorwerk Buca.
Schwieriger als bei der Sennerei liegen die
Verhältnisse beim Vorwerk Buca. In der an-
liegenden Instruktion") ist der Zweck dieses Be-
triebes folgendermaßen bezeichnet:
Das Vorwerk Buca züchtet Kreuzungen zwischen
Allgäuer Bullen und Waldlandrindern. Das Vor-
werk hat den Zweck, den Schlachtviehbedarf von
Buca, Soppo und Victoria zu decken, soviel
Zugvieh heranzuziehen, als für die eigenen Zwecke
und den Betrieb des Gonvernements in Buca
und Victoria notwendig ist. Es fällt ihm ferner
die Maisversorgung von Buca und Soppo zu.
Auch auf dem Vorwerk macht der Viehbestand
auf den Laien einen guten Eindruck. Aber auch
hier wie auf der Sennerei fehlen besonders in
der Regenzeit genügende Mengen von Kraftfutter.
Man hat, da auch die europäische Bevölkerung
von Buca mancherlei Bedürfnisse (Kartoffeln,
Mais usw.) hat, schon frühzeitig versucht, hier
einen geschlossenen landwirtschaftlichen Betrieb ein-
zurichten, und hat in der Hauptsache Mais und
Kartoffeln angebaut. ·
Um diesen Arbeiten eine feste betriebstechnische
Grundlage zu geben, ist das ganze, dem Vorwerk
zur Verfügung stehende Gelände durch Kompaß—
Meßbandzüge aufgenommen und das Ackerland
vorläufig in vier Schläge eingeteilt worden. Es
ist ferner ebenso wie auf der Sennerei eine land—
wirtschaftliche Buchführung eingerichtet worden.
Sie wird in den nächsten Jahren zeigen, ob der
landwirtschaftliche Betrieb als solcher Aussicht auf
Rentabilität hat. Die Einführung der Pflugkultur,
wie sie auf dem Vorwerk betrieben wird, hat
*) Siehe Anlage 2.