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Baumwollstationen in Togo.
Zum Zwecke der Baumwoll-Saatzucht und
Saatvermehrung hat das Kaiserliche Gouverne-
ment zwei Baumwollstationen eingerichtet.
Die eine, für die Bezirke Atakpame und Lome-
Land bestimmt, befindet sich in Nuatjä, die
zweite, für die Hinterlandbezirke, ist am
Kamaa, 14 km ostnordöstlich von Bassari,
gelegen.
Die der Ackerbauschule angegliederte Baum-
wollstation Nuatjä steht bereits in vollem Be-
triebe. Diese Station hat in erster Linie die
Verbesserung der Togo-Sea-Island-Baumwolle,
die durch Verbastardierung in den letzten Jahren
sehr an Güte eingebüßt hatte, in Angriff ge-
nommen. Schon bei der letzten Ernte wurde die
Saatauslese für die weiteren Züchtungsarbeiten
mit größter Sorgfalt durchgeführt.
Außerdem werden große Vermehrungsfelder
angelegt, aus denen später der Bezirk Atakpame
mit Saat versorgt werden soll.
Um den an die Station Nuatjä zu stellenden
erhöhten Ansprüchen betreffs Saatgewinnung ge-
recht werden zu können, soll das Anbaugelände
der Ackerbauschule um 100 ha vergrößert werden.
Die Station am Kamaa hat den eigentlichen
Zuchtbetrieb noch nicht aufnehmen können. Nach-
dem nämlich die diesjährigen Anbauversuche von
neuem das vollständige Versagen der Ne-
glectum-Sorte ergeben haben, wird es vorerst
Aufgabe der neuen Station sein, durch weitere
vergleichende Anbauversuche die beste Sorte aus-
findig zu machen. Dazu werden in der kommen-
den Pflanzperiode folgende Arten und Sorten
herangezogen werden:
. Sokode-Sea-Island,
. Togo-Sea-JIsland,
. Küstenbaumwolle,
u. Neglectum (alte Saat),
. - (neue Saat),
. Hinghanghat (neue Saat).
Eine dritte Baumwollstation ist bekanntlich für
den Bezirk Misahöhe geplant. Bevor jedoch
der Platz für diese Station endgültig festgelegt
werden kann, sollen nochmals an mehreren Orten
des Bezirks größere Versuchsfelder angelegt wer-
den. Dafür kommen zunächst in Betracht: die
Orte Towe (in der gleichnamigen Landschaft)
und Glikophe (in der Landschaft Atigbe).
An beiden Plätzen werden je 10 ha mit aus-
gesuchter Togo-Sea-Island bestellt werden.
Endlich soll in Kpandu, um die teuren
Saattransporte über das Agome-Gebirge zu
vermeiden, eine Saatvermehrungsstelle ge-
schaffen werden.
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Die auf den Versuchsfeldern der drei letzt-
genannten Plätze zu gewinnende Saat wird im
Jahre 1913 zur Versorgung der Landschaft
Adaklu dienen.
Nachdem schon die letzte Baumwollernte im
Schutzgebiet nach Urteilen heimischer Sachverstän-
diger aus Handel und Industrie eine erfreuliche
Verbesserung in der Qualität der Togo-Baumwolle
hat erkennen lassen, ist zu erwarten, daß die
neuesten Maßnahmen zu weiteren Fortschritten
in dieser Richtung führen werden.
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Über die Milchwirtschaft in Deutsch-Südwestakrika
berichtet der Kaiserliche Gouverneur folgendes:
Wesentliche Anderungen in der Lage und dem
Umfange der Milchwirtschaft im Schutzgebiete
sind im letzten Jahre nicht eingetreten.
Die beschränkte Absatzmöglichkeit verhindert
eine erhebliche Vergrößerung der Produktion, so
daß nur in den von Bahnen durchschnittenen
Bezirken sich eine erheblichere Milch= und Butter-
erzeugung zu Verkaufszwecken entwickeln konnte.
Der Ausdehnung der Milchwirtschaft im
Schutzgebiet wirken auch die hohen VWiehpreise
entgegen, welche die Farmer vielfach veranlaßt
haben, die Milch zu verfuttern, um schwereres
Schlachtvieh zu erhalten; ferner die in diesem
Jahre ungewöhnliche Trockenheit, die häufig dazu
zwang, die-Milch den Kälbern zu lassen.
Molkereien befinden sich nur in der Stadt
Swakopmund. Sie beziehen die Milch teils
aus dem Innern, teils haben sie eigene Milch=
kühe in Swakopmund stehen. Butter und Käse
wird dort nicht bereitet. In den übrigen Teilen
des Schutzgebiets haben sich Molkereien nicht
entwickeln können, weil bei den großen Ent-
fernungen der Farmen ein weiter Transport der
Milch auf Wagen unvermeidlich wäre, den diese
nicht verträgt.
Das Hauptgebiet für die Milchwirtschaft ist
nach wie wie vor die Mitte des Schutzgebiets.
Von dort wurde frische Milch in größerer Menge
versandt, vornehmlich aus den Bezirken Karibib
(77 500 Liter) und Omaruru und dem Distrikt
Okahandja. In letzterem Bezirke versendet
seit Januar d. J. ein Farmer täglich 300 Liter
Milch nach Swakopmund. Mit Hilfe einer Kühl-
anlage (Kohlensäurekältemaschine) kühlt er die
Milch bis auf etwa 0 Grad ab und bringt sie
dann in viereckigen mit einer trockenen Korkschicht
umgebenen Kannen, die in starke Kisten verpackt
werden, zum Versand. Die Milch übersteht auf
diese Weise den Transport vorzüglich, kommt
nach 24 stündiger Eisenbahnfahrt etwa mit 6 Grad
Wärme in Swakopmund an und hält sich dort