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noch 24 Stunden vollkommen frisch. Die Milch
wird, der Konkurrenz mit der Büchsenmilch halber,
mit 55 Pf. für das Liter verkauft. Obwohl die
Unkosten durch den Transport und die viel Raum
und Gewicht erfordernde Verpackung recht groß
sind, kommt der Farmer gut auf seine Kosten
und hofft die Büchsenmilch mehr und mehr ver-
drängen zu können. Im Bezirk Windhuk führte
die Trockenheit eine Minderung des Milchverkaufs
herbei; im entlegenen Distrikt Gobabis konnte
frische Milch nur in geringem Umfange in Go-
babis selbst und den Truppenstationen abgesetzt
werden. Im Bezirk Rehoboth ist frische Milch
noch nicht zur Versendung gekommen. Es dürfte
darin jedoch nach Eröffnung der Strecke nach
Windhnk bald eine Anderung eintreten.
Der Versand von Butter hat besonders im
Bezirk Omarurn (57 350 Pfund) und im Bezirk
Karibib (51 000 Pfund) einen erheblichen Um-
fang erreicht. Auch der Bezirk Rehoboth lieferte
beträchtliche Mengen nach Windhuk, wo der sehr
orhebliche Bedarf aus dem Bezirke selbst zeitweise
nicht gedeckt werden konnte. Selbst ein im Distrikt
Gobabis sitzender Farmer hat mit gutem Erfolge
Butter nach Windhuk verkauft und damit den
Beweis geliefert, daß ein Buttertrausport bei
geeigneten Maßregeln auch über weitere Ent-
fernungen hin möglich und gewinnbringend ist.
Zentrifugen und Buttermaschinen sind fast überall
vorhanden. Der Herstellung einer guten Daner-
butter hinderlich ist vor allem die Schwierigkeit,
bei der Butterbereitung die richtige Temperatur
herzustellen. Kleine Kühlanlagen sind dazu auf
die Dauer unumgänglich notwendig.
Noch störender macht sich das Fehlen von
Kühlanlagen bei der Herstellung von Käse be-
merkbar. Infolgedessen produzieren die meisten
Farmen heute, soweit sie es überhaupt tun, Käse
nur für den eigenen Bedarf. Nur der Farmer
Schlettwein auf Otjitambi, Bezirk Outio,
siellt in bedeutenden Mengen einen Käse zum
Verkauf her, der im ganzen Schutzgebiet lebhaften
Absatz findet. Ferner besteht in Osona, Distrikt
Okahandja, eine Käserei, die einen im Schutz-
gebiet recht beliebten Süßmilchkäse liefert. Die
dort angestellten Versuche, eine Dauerpackung
herzustellen, die das infolge der Trockenheit der
Luft sehr rasche Austrocknen des Käses verhindert
und billiger ist als die Blechdose, haben zu brauch-
baren Ergebnissen bisher nicht geführt. Außerdem
bestehen im Bozirk Windhuk und Distrikt Go-
babis mehrere kleine Käsereien.
Anscheinend arbeiten alle Käsefabrikanten mit
gutem Gewinn, so daß eine Vergrößerung der
Produktion für die Zukunft zu erwarten ist.
Im Süden produzieren die Farmen im
wesentlichen nur für den eigenen Bedarf. Die
in der Nähe der wenigen größeren Ortschaften
und der Truppenstationen belegenen finden dort
guten und gewinnbringenden Absatz. Wo solcher
möglich ist, insbesondere im Bezirk Maltahöhe,
sind fast überall Zentrifugen und Buttermaschinen
in Benutzung. Auch im Distrikt Hafuur wenden
die deutschen Farmer trotz der geringen Absatz-
möglichkeit mehr und mehr Zentrifugen und
Buttermaschinen an.
Im Bezirk Keetmanshoop und dem Distrikt
Warmbad wird frische Butter nur sehr selten
und zu sehr hohen Preisen (3 bis 3,50 /() zum
Kaufe angeboten. Auch im Distrikt Bethanien
wird Butter nur an die im Distrikt stehenden
Truppen zu den gleichen hohen Preisen verkauft.
Im übrigen beschränkt sich die Butterbereitung
auf den eigenen Bedarf. Die vorhandene Ab-
satzmöglichkeit nach Lüderitzbucht wird nicht
ausgenutzt. Weder Butter noch Milch gelangt
aus den Bezirken Keetmanshoop und Bethanien
dorthin, obwohl die einzige dort betriebene Milch-
wirtschaft in diesem Jahre zu bestehen ausfgehört
hat und damit dieser eine reiche Absatzmöglichkeit
bietende Platz wieder ganz auf Konservenmilch
und Butter angewiesen ist.
In den Nordbezirken Outjo und Groot-
fontein sind wesentliche Anderungen in der
Milchwirtschaft nicht eingetreten.
Aus fremden Kolonien und Drodutionsgebieten.
Die Baumwollernte fAgvptens im Jahre 1911.
Die Baumwollernte Agyptens im Jahre
1911 ist mittelmäßig ausgefallen. Infolge der
kühlen Witterung im September hat sich die Ernte
um zwei bis drei Wochen verspätet, so daß die
erste Pflücke im Delta erst Anfang Oktober vor-
genommen werden konnte. Raupen sind in großen
Massen aufgetreten, haben aber wegen der
euergischen Maßregeln, die die Regierung zu ihrer
Vertilgung getroffen hat, keinen größeren Schaden
als in früheren Jahren angerichtet.
Der Ertrag der Ernte wird auf 6¾ Millionen
Kantar (1 Kautar -44, kg) oder 3,03 Millionen dz
geschätzt, während im Vorjahr") 3,4 Millionen d-
geerntet worden sind.
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1911, S. 237 .