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nur in Ganggraniten (Pegmatiten), die als Nach-
schübe gewaltiger Eruptionen granitischen Gesteins
zu deuten sind. Die massigen, decken= und lagen-
förmigen Granitvorkommen selbst sind nicht zinn-
führend. Die Pegmatitgänge durchsetzen fast aus-
nahmslos nur den Glimmerschiefer, der das
Urgestein bildet, nicht den weit härteren Granit.
Die Mächtigkeit der der Schichtung des Glim-
merschiefers meist parallel laufenden Pegmatit-
gänge schwankt zwischen wenigen Zentimetern bis
zu 30 m. Nur ein kleiner Teil der unzähligen
Pegmatitgänge ist zinnführend. Die minera-
logische Ausbildung der Zinnerzgänge ist sehr
wechselnd; teils herrscht Quarz, teils Feldspat,
teils Glimmer vor. Die glimmerreichen Partien
der Pegmatitgänge haben sich als die zinnreich-
sten erwiesen. Aus ihnen stammen die reichen
Erzuester, die 500 kg und mehr Zinnerz ge-
liefert haben.
Das Zinnerz befindet sich nach den bisherigen
Beobachtungen nur in räumlich eng begrenzten
Teilen der Gänge; die über Tage und nahe der
Oberfläche oft sehr reiche Zinnerzführung der
Gänge pflegt nach der Tiefe nicht auszuhalten.
Nach 30, 20, oft schon nach 10 und 5m ver-
tauben die Gänge schnell und keilen aus. Die
Erzführung der Gänge in der Längserstreckung
schwankt zwischen wenigen Metern bis zu 100 Fuß
und mehr. Die bis jetzt vorgenommenen Unter-
suchungsarbeiten lassen in Anbetracht der gewal-
tigen Ausdehnung des gesamten Zinnvorkommens
ein endgültiges Urteil über die Zinnführung der
Gänge nach der Tiefe noch nicht zu.
Es kann sehr wohl damit gerechnet werden,
daß an einigen Stellen die Erzführung der Gänge
auch in größere Tiefe hinabgeht und Bergbau-
betriebe, denen eine längere Lebensdauer be-
schieden ist, entstehen werden. Daß die Pegmatite
auch in der Tiefe reiche Erzablagerungen ent-
halten, ist sicher, schwierig ist es nur, diese
Stellen zu finden. Über Tage taub scheinende
Gänge können in der Tiefe reiches Zinnerz
führen. Dazu sind gründliche und kostspielige
Aufschlußarbeiten erforderlich.
Ein Glück ist es, daß die Erschließung der
Zinnfelder kapitalkräftige Gesellschaften in die
Hand genommen haben, die in der Lage sind,
sehr erhebliche Summen für Ausschließungs=
arbeiten zu verausgaben.
Die bis jetzt bekannten besten Zinnfundstellen
liegen bei Otjimbojo und Neineis. Das
Feld 19 der Kolonialgesellschaft in Otjimbojo
weist über Tage stellenweise eine außergewöhn-
lich reiche Zinnerzführung auf, ebenso einige
Gänge in Neineis.
Das Südwestafrikanische Minensyndikat, das
die Zinnvorkommen zuerst untersuchen ließ, war
vor allem bestrebt, die Zinnführung der Gänge
nach der Tiefe hin festzustellen. Die Ingenieure
der Otavi-Exploring Company, der Nachfolgerin
des Minensyndikats, haben ihr Hauptaugenmerk
auf das Alluvialzinn gerichtet und herausge-
funden, daß das Alluvialzinnvorkommen keineswegs
unerheblich und mit gutem Gewinn abzubauen ist.
Auf den Feldern bei Neineis sind jetzt zwei
Setzmaschinen zur Gewinnung des Alluvialzinns,
das sich in Schluchten und kleinen Rivieren
nahe den Zinnerzgängen findet, in Betrieb, bei
Chatpütz ebenfalls zwei, bei Otjimbojo eine.
Auch der Kaufmann Schmidt hat auf seinen
Feldern bei Neineis mit der Gewinnung des
Alluvialzinns begonnen. Man hofft in diesem
Jahre für wenigsteus 150000.“ Zinnerz zum
Versand zu bringen. Für die nächsten Jahre
wird mit einer Förderung an Zinn von jährlich
300 000 bis 400000 „N gerechnet.
Der Abbau des Alluvialzinns wird wenig-
stens 5 bis 6 Jahre anhalten, vielleicht auch er-
heblich länger. Außer dem Alluvialzinn sind
viele der erzreichen zutage tretenden Gang-
partien mit Gewinn abzubauen.
Die Aussichten für den Zinnbergbau sind
also für die nächsten Jahre als günstig zu be-
zeichnen.
Vorteilhaft für den Bergbaubetrieb ist der
Umstand, daß die reichen Zinnvorkommen in der
Nähe von grundwasserreichen Revieren liegen:
Khanfluß und Omarururivier, Quellen und Stau-
anlagen bei Ameib.
1 *
#
Dazu bemerkt die Geologische Zentral-
stelle für die Schutzgebiete:
Die im obigen Bericht hervorgehobene Be-
schränkung des Zinnerzes auf die höheren Gang-
partien ist zweifellos eine primäre Eigenschaft
dieser Zinnerzpegmatite und geht nicht etwa auf
sekundäre Veränderungen zurück, wie sie bei einer
Reihe anderer Lagerstätten, wie Gold, Silber,
Kupfer usw., eine große Rolle spielen. Cloos,
dem wir eine wertvolle Arbeit über das Erongo-
gebirge verdanken,“") hat die gleiche Beobach-
tung über die Zinnerzverteilung in den dortigen
Pegmatiten gemacht und ist zu der Ansicht ge-
kommen, daß innerhalb der im großen und
ganzen horizontal, aber wellenförmig verlaufenden
Pegmatitplatten eine Anreicherung von Zinnstein
in den Wellenbergen stattgefunden hat, an-
scheinend, weil an diesen Stellen die Dämpfe, aus
denen das Zinnerz sich bildete, gefangen wurden.
*) Geologie des Erongo im Hererolande.
Mit Karte 1:300000 usw. Beiträge zur geologischen
Erforschung der denischen Schutzgebiete. Heft 3. Heraus-
gegeben von der Preuß. Geologischen Landesanstalt.
1911. Preis 1.7.