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Rechnet man die bewilligten und im Bau be-
griffenen Bahnen als vollendet, was im großen
und ganzen Ende 1913 oder Anfang 1914 ein-
treten wird, so ergibt sich eine Gesamtsumme von
wrund 4500 km Bahnen ohne die Kleinbahnen,
das ist etwa der Umfang des Bahnnetzes der
heurigen preußischen Eisenbahndirektions-Bezirke
Holle und Posen zusammen (2081 + 2507 km).
Tuf die Grundfläche unserer Schutzgebiete bezogen,
sind das 0,17 km auf 100 ckm, während Deutsch-
land an Eisenbahnen das 67 fache, Europa das
20 fache besitzt. — Das gesamte Anlagekapital der
Vahnen ohne die Kleinbahnen wird sich dann etwa
auf 378 Millionen Mark, das sind im Durchschnitt
mnd 84 000 . für das Kilometer belaufen. Im
KNechnungsjahr 1911 hat sich für die im Betriebe
befindlichen 2975 km Bahnen eine Roheinnahme
von 16,7 Millionen Mark, eine Rohausgabe von
11,164 Millionen Mark bei einer Betriebsziffer
von 66,7 v. H., also ein Betriebsüberschuß von
rund 5 548 000 — ergeben, das sind rund
1860 K für das Kilometer. Sieht man zunächst
von den Erneuerungsrücklagen ab, so erhält man
als Verzinsung des Anlagekapitals hiernach im
Durchschnitt etwa 2,2 v. H. Hierbei gelangt aber
die sehr wesentliche mittelbare Rentabilität der
Bahnen noch nicht zum Ausdruck. Mit einer
Verzinsung des Anlagekapitals von 2,2 v. H. darf
man einstweilen wohl zufrieden sein, zumal wenn
man bedenkt, dah die Mehrzahl unserer Kolonial-
bahnen heute noch ganz im Anfange ihrer
Verkehrsentwicklung steht.
Übersicht über den Eisenbahnbestand im Verhältnis zur Grundfläche.
Fläche Kilometer Kilometer auf
dkm Bahnen 100 qkm
1. Deutschlandd 540 61 148 11,8 das ist das ¶7 fache
2 Eurooaa . 69760 100 888 848 220 von4
—EIIIEI 29207 100 36 860 01
4 Deutsche Schutzgebiete in Afrika 2677 800 160 0.17
(1913)
5. Lbogoaon 97200 27 075
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder tellweise mur mit Quellenangabe gestattet))
eine Unternehmung gegen Baminge.
Aus einem Bericht des Hauptmanns Adametz.
(Mit einer Kartenskizze.)
Unter dem Sammelbegriff Baminge verstand
man bisher das Gebiet, das von den Land-
ichasten Bameta, Bali, Batebe, Widekum
and der Ostgrenze des Bezirks Ossidinge ein-
gechlossen ist. Nach Norden schließt sich das
ebiet an die englische Grenze an.
Im Februar—März 1911 sah sich Haupt-
la Menzel durch Klagen von Bali veran-
e einen Borstoß gegen Tjedje zu machen.
ieben Valis waren von Minge- Leuten gefangen
aud gefressen worden. Von Fombot, einem
k#ehlichen Minge-Ort, der formell Ball unterstell
D### wurde eine Patrouille von 20 Gewehren
Ach Tiedje hineingeschickt, die unter schweren
Amückgedrängt wurde. Es hat sich jetzt
. estellt, daß sich alle Minge-Stämme, auch
großen Landschaften Ngom und Befang,
damals vereinigt hatten, um dem Eindringen des
Weißen entgegenzutreten. Starke Patrouillen in
das Minge-Gebiet bewirkten, daß sich die Häupt-
linge von Tjedse und Bonetu stellten und die
Gewehre der gefallenen Soldaten auslieferten.
Strafzahlungen leisteten die Orte nicht.
Da auch nach dem Vorstoß des Hauptmanms
Menzel die Klagen der Nachbarstämme über
Totschläge, Sklavenraub und Kannibalismus nicht
aufhörten, wurde die Notwendigkeit eines militä-
rischen Einschreitens dem Gouvernement berichtet.
Die Unternehmung wurde in die Regenzeit ge-
legt, d. h. in die erfahrungsgemäß günstigste Zeit
für militärische Aktionen im Graslande. Die
eigene Truppe sindet im Feindesland reichlich
Berpflegung, und der Regen stellt eine wertvolle
Hilfswafsfe dar, da der Gegner, aus einem Bersteck
nach dem andern ausgejagt, sehr unter der Witte-
rung leidet und eher zur Unterwerfung geneigt
wird. Abgesehen davon, daß bei rascherer Be-
endigung die Unternehmung für den Gegner un-