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wo am 17. April gefochten worden war, wurden
verlassen. In den östlich gelegenen Ebagamajenne-
Ortschaften aber wurden die Eingeborenen ohne
Kriegsvorbereitungen angetroffen, sie erklärten, mit
den Efaks Streitigkeiten zu haben. Ein Häupt-
ling schickte drei Leute mit der Patrouille ins
Lager und versprach, Lebensmittel zu bringen,
brachte solche auch am 25. April, als die ver-
einigten Abteilungen den Vorstoß auf Awögge —
Ntum unternommen hatten und kein Europäer
im Lager anwesend war. Für die Herbeischaffung
der geraubten Post und Geldkiste war dem
Häuptling eine besondere Belohnung in Aussicht
gestellt worden. Die Nachrichten über eine Ver-
sammlung der Ojeks bei Ebagamajenne trafen
also nicht zu.
Da hiernach, trotz des Verlustes eines Euro-
päers, der rasche und energische Schlag vom
17. April in Verbindung mit der raschen Kräfte-
vereinigung bei Ekoga offenbar nicht ohne Ein-
druck auf die Aufständischen geblieben war, glaubte
ich die militärische Auffassung der Lage vor der
Wichtigkeit der Grenzvermessungsarbeiten zurück-
stellen und die volle Sühne für den gefallenen
Europäer und den Postraub einer späteren Unter-
nehmung vorbehalten zu müssen. Dementsprechend
war bereits der Abmarsch nach dem Abanga
beschlossen worden, als die protokollarische Ver-
nehmung des an sich geistig beschränkten und
durch die überstandenen Anstrengungen und die
erhaltene Berwundung sehr verstörten Postsoldaten
Nsa ergab, daß unter anderen auch noch eine
Postlast von ihm in Bibolbola hatte zurück-
gelassen werden müssen. Zu ihrer Herbeischaffung
wurde Feldwebel Seifert am 23. April mit
30 farbigen Soldaten nach Bibolbola entsandt,
er sollte gleichzeitig auch bezüglich des Lasten-
raubes durch die französischen Binguilngenn-Leute
Klarheit in die bisherigen Aussagen der Farbigen
bringen. Dies schien um so mehr geboten, als
Hauptmann Crepet sein sofortiges Eingreifen
zugesagt und sein Erscheinen in der Gegend von
Binguilnge für den 24. oder 25. April in Aus-
sicht gestellt hatte. Er wurde entsprechend von
der Lage unterrichtet. Die 10. Kompagnie
erhielt Befehl, vorläusig in N dong Halt zu
machen.
Feldwebel Seifert kam am 23. April über-
raschend nach dem bislang für friedlich gehaltenen
Bibolbola. Trot beruhigender Zurufe griffen
die dortigen Bewohner zu den Gewehren und
slohen in den Busch. Außer 16 Sack Reis, einem
Sack Post und fünf anderen Lasten fand Seifert
noch 26 Lasten Tabak vor, die vor vier Tagen
von einer Polizeipatrouille aus Ekododo an-
gebracht, dann aber wegen Trägermangels dort
liegen gelassen worden waren. Die Patrouille
selbst hatte den Weg über Awögge nach Akoga
eingeschlagen, um zur Grenz-Expedition Süd 1.
zu gelangen. Am 24. April früh brachte dann
der Polizeisoldat Nduan die Nachricht, daß drei
Leute der Patrouille von den Eingeborenen über-
fallen und getötet worden seien.') Als Täter
kamen in erster Linie die Leute von Awögge
in Frage. Nduan hatte noch die Geistesgegen-
wart gehabt, von zwei seiner gefallenen Kameraden
Patronen, Gewehrschlösser und Seitengewehr mit-
zunehmen.
Dieser erneute Anfall hatte am 21. und
22. April stattgefunden, also vier Tage nach dem
Gefecht bei Mfku und zu einer Zeit, als das
Eintreffen der Verstärkungen in Akoga fraglos
in weitem Umkreis bekannt geworden sein mußte.
Von Oberleutnant Trenk war tags zuvor Mel-
dung über einen erneuten Anfall auf ihn in
Elilem eingetroffen. Unter diesen Umständen
war ein Vorstoß gegen Awögge geboten, sollten
diese dreisten Angriffe des hartnäckigen Gegners
nicht bei den weiter östlich sitzenden Stämmen
Schule machen und die Fortsetzung der Arbeiten
in dem sich immer mehr verengenden Gebiet in
empfindlichster Weise stören. Dementsprechend
marschierten die in Akoga vereinigten Grenz-
expeditions-Abteilungen am 25. April gegen
Ntum—Awögge vor. Der Gegner hielt aber
nicht stand, sondern wich nach Norden und Osten
aus; an Verlusten war bei ihm nur ein Toter
und ein Verwundeter festgestellt. Da man es
hier also mit einem Widerstand zu tun hatte,
der, wie die gleichartigen Verhältnisse Alt-Süd-
kameruns gezeigt haben, nur durch dauernde
Besetzung des Gebiets und monatelanges Patrouil-
lieren zu brechen ist, anderseits die Lastentrans-
porte für Süd I1 durch das Hauptunruhengebiet
durchgezogen waren, ordnete ich aus der bereits
erwähnten Abwägung der militärischen gegen die
Interessen der Grenzvermessung den Abmarsch
zum Abanga behufs Wiederaufnahme der Ver-
messungsarbeiten an. Die auf dem Weg dorthin
bislang erhaltenen Nachrichten wollen von einer
größeren Versammlung der Efakleute in dem
Viereck Mbe—Nlin—Aborotum—Akogessang
und ihrer Absicht wissen, uns dort zu erwarten.
Seele des Widerstandes ist nach allen bisherigen
Meldungen der Häuptling Bibange-Bibenge
von Aborotum, der bereits vor Wochen dem
Gefreiten Biduga die Kriegsansage übersandte.
Die eigentlichen Ojeks scheinen sich noch abwartend
zu verhalten. Dagegen wird auch Alum, nur
wenige Stunden nordwestlich Afarensork, als
ein Sammelpunkt Kriegslustiger bezeichnet. Auch
*) Tatsächlich sind nur zwei getötet worden.
dritte fand sich später in Ukoko wieder ein.
Der