Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

G 719 2O 
Die Aussaat für 1913/14 wird für die Ferghana 
um etwa 8 v. H. höher als im Vorjahre veranschlagt. 
Die Bitterungsverhältnisse waren dem 
Wachstum und der twicklung der Baumwoll- 
pflanzungen in Rußland rechr günstig; mit wenigen 
Ausnahmen war die Ernte befriedigend. Da die 
Pflücke zeitig beginnen konnte und die herbstliche 
Regenperiode ziemiich spät einsetzte, konnte sämtliche 
Baumwolle, sogar die verspätet gesäte, 
trockenem Zustande hereingebracht werden 
Di er in Rußland geerntern Baum- 
wolle erwies sich im Berichtsjahr als recht gut. 
Aueite und dritte Sorten wurden nur wenige geerntet. 
ie Ferghang-Baumwolle zeichnet sich durch große 
Beinheit und Trockenheit aus; ebenso die Taschkenter. 
Die Fortsetzung der Erntearbeiten auch während der 
Ramadan-Feiertage der Mohammedaner trägt gute 
Früchte. Die Baumwolle aus den Merwer Distrikt 
war weniger gut im Stapel als die vorjährige; hin- 
gegen fiel die OQualität der S Baum- 
wolle befriedigend aus. 
enn trotz der oben erwähnten günstigen Be- 
dingungen das quantitative Ergebnis der Baum- 
wollernte Rußlands weit hinter den Erwartungen und 
dem Ertrage des Vorjahres zurückgeblieben ist, so muß 
man dies auf allgemeine Verhälktnisse zurückführen. 
Die nächstliegenden Gründe sind wohl die noch immer 
nicht genügend organisierte Wasserversorgung und die 
anscheinend zunehmende Bequemlichkeit der Baumwoll= 
landbesiger. 
Die im Erntejahre 1912/13 (und 1911/12) auf 
russischem Gebiete geernteten Baumwollmengen werden 
ungefähr. wie folgt, geschätzt (in Ballen gerechnet 
00 lbs engl. netto): Ferghana 452 000 (540 000), 
d Sohen 48 000 60 000), Samarkand 22 000 (80000), 
Buchara 50 000 (37 000), Chiwa 29 000 (37 000), Merw 
20.00 (22 000), Aschabad 29 000 (8 g Kaukafus 
09000 (80 , zusammen 770 000 (833 Rechne 
1% dazu die Baumwolleinfuhr aus ias nach ß- 
land mit 70.000 Ballen (117.000), so — sich eine 
Baumwollmenge von E10 0 Ballen (950 000 
Die Einfuhr von ausländischer Nohbaumwolle 
(außer persischer) nach Rußland wird nach amtlicher 
Angabe für das Verichtsjahr 1012 auf 8 989 000 Pud 
oder umgerechnet in Ballen 00 lbs engl. netto 
649 365 Ballen (1911: 5 Meh Pud oder 
7½7 889 Ballen und 1910: 10 368 000 Pud oder 
748 984 Ballen) geschätzt. 
Es standen Vesehlberich dieser Einfuhr somit zur 
Verfügung des russischen Spinners aus der Ernte 
1912/13 insgesamt 1 489 365 Ballen = 20 623 000 Pud. 
Das derart verfügbare Onantum Rohbaumwolle 
war im Berichtsjahr um 228 071 Ballen — 5.000 Pud 
kleiner als 1911. Rußland hat aber bedeutende nicht 
verkaufte Vorräte, namentlich an Rohbaumwolle aus 
der russischen Ernte von 1911/12, zur Verfügung ge- 
habt und hat tatsächlich über ein nach der üblichen 
Schätung ungefähr 22 Millionen Pud betragendes 
Quantum Baumwolle verfügt. Im Zusammenhang 
hiermit und mit dem Geschäftsgang in der russischen 
Baumwollindustrie, die im Berichtsja hre zeitweise 
weniger Ware als sonst herstellte, war ein Mangel an 
Baumwolle trot der geringeren Ernte= und Import- 
ziffern für 1912 nicht bemerkbar. 
Berechnet man die Zahl der in 139 Spinnereien 
tätigen Spindeln Rußlands für das Jahr 1912 auf 
9 043 400, so würde das im Berichtsjahre geerntete 
und importierte Gesamt = Baumwollquantum von 
20 623 000 Pud bei vollem Betriebe der Spinnereien 
während des ganzen Jahres einen Baumwollver- 
brauch pro Spindel von nur 2,28 Pud pro Jahr 
  
in gutem, 
  
— 32 lbs engl. bedeuten gegen 2,52 Pud pro Jahr 
— 91 lbs engl. im Vorjahre. Dieser Kalkulation ist die 
Durchschnittsrummer von Garn zugrunde gelegt; der 
Unterschied im sichtbaren Vorrat zu Beginn der Saison 
ist nicht berüchsichtigt. auch nicht die Zahl der in Re- 
poratur. befindlichen Spindeln. Berücksichtigt man, 
daß sichtbare Vorrat zu Beginn des Enteeinhres 
7in ie oben geschätzt, um vielleicht 1377000 
war, so würde sich der Spindelverbrauch —* 
— 88 Ibs engl. stellen 
Für 50. Baumw ollprobuktion Rußlands gegen- 
über dem Baumwollimport aus dem Ausland und 
aus Persien ergeben sich für 1912/18, verglichen mit 
den Vorjahren, die folgenden Zahlen: 
  
d 
Erntelahr Rußland t75% Zusammen 
18 Ballen (à 500 lbs) 769800 719365 1488665 
entnau 51,J v. H. 48.3v. 
r—i 7 (à .500 Ibs) 6000 51 0 1717436 
prozentucl. 48,5 v. H. 5 
Für . letzten fünf Jahre hent #th der durch- 
schnitische Verbrauch Rußlands au 600 000 Ballen 
00 lbs engl. netto pro Jahr; ein Zunehmen des 
d ist nicht serouspeer obgleich gewöhnlich 
eine beträchtliche Zunahme angenommen wird. 
Der Einfluß des amerikanischen Marktes auf 
den russischen Baumwollmarkt war auch im Berichts- 
jahr unverkennbar. Unter dem Drucke großer unver- 
kaufter rN7n von mittelasiatischer Baumwolle aus der 
Ernte 1911/12 sank indessen im Spätsommer 1912 der 
Preis ul Slocke für einige Wochen bedeutend 
unter den Preis gleicher Qualitäten amerikanischer 
Baumnporn, was Lodz und St. Petersburg zu starken 
Be ügen von russischen Baumwollen aus Nechaln ver- 
anlaßte. Nach Räumung der Lager hob sich der Preis 
daflrr wieder bis Ei Stande der good 
middling orl/Texas 28 
Im eenna * ern sich mehrenden Klagen 
befonber über den Stapel der amerikanischen Baum- 
e findet die einen guten, genügend langen Stapel 
anhweisende russische Baumwolle von Saison zu Saison 
mehr Freunde unter den Spinnern. Im Berichtsjahr 
ist wiederum eine größere Anzahl derselben von 
amerikanischer ausschließlich auf russische Flocke über- 
gegangen. 
(Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Moskau.) 
  
Die Baumwoll-Knbaufläche in Turkestan 
im Jahre 1913. 
Nach den statistischen Nachrichten des Börsen- 
komitees von Kokand hat die Anbaufläche unter Baum- 
wolle im Ferghanagebiet in diesem Jahre zugenommen 
und beträgt 280 222 Zzsstinen gegen 263 918½ Dess. 
im vorigen und 273 991 Dess. im Jahre 1911. Auf 
die einzelnen Kreise l Ferghanagebiets verteilt sich 
diese Anbaufläche in folgender Weise: 
  
1911 1912 1913 
Dessätinen 
Andishan 80 101 7 79836 
Kokand 424208 43 773 47 594 
Namangan 44 500 42 141 43 470 
Skobeletust 85 315 82 573 90 006 
Osch 9860 9477 s 994 
Chodshent. 8 007 8 347½ 9320 
Im ganzen 273991 2638 918½ 280 220
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.