Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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fände, die Leute wie in Friedenszeiten 
auf den Plantagen und Kontoren arbeiten, 
und nur ein Teil der Bevölkerung, soweit ab- 
kömmlich, zu Militärdiensten eingezogen wurde.“ 
Mangel an Nahrungsmitteln soll nicht herrschen. 
Diese Mitteilungen stammen von einem, An- 
fangs September in Nairobi als Kriegsgefangener 
eingelieferten deutschen Offizier. 
Von einem Vordringen ins Innere 
scheinen die Engländer abgesehen zu haben. 
Ebenso scheint die Pariser Meldung, daß ein 
französisches Detachement von Madagaskar aus 
in Stärke von 7 Bataillonen Kolonialtruppen und 
einem Artillerie-Regiment den englischen Angriff 
unterstützen sollte, sich nicht bestätigt zu haben. 
Es ist auch an sich höchst unwahrscheinlich, daß 
die Franzosen in einem solchen Umfange Mada- 
gaskar von Truppen entblößt haben sollten. 
Im Südwesten der Kolonie, auf dem Njassa- 
See, überraschte am 14. August der englische 
Regierungsdampfer „Gwendolin“, der mit 2 Ge- 
schützen ausgerüstet ist, den kleinen Dampfer 
„Hermann von Wißmann“ in Sphinxhafen 
an der Westküste des Sees und machte ihn durch 
Wegnahme von Maschinenteilen unbrauchbar. 
Der Kapitän, der Maschinist und die farbige Be- 
satzung wurden gefangen gesetzt. Dieser, in der 
feindlichen Presse zu einem „Seesieg“ gestempelte 
Erfolg war ebenso billig wie harmlos, da das 
kleine deutsche Fahrzeug, das nur wenige Passa- 
giere und Ladung in ganz beschränktem Umfange 
aufnehmen kann, lediglich einen alten, nur zu 
Falutcchüsen brauchbaren kleinen Böller an Bord 
atte. 
Am 5. September soll dann eine deutsche 
Abteilung den Ort Abercorn, auf dem Tan- 
ganjikaplateau in Nord-Rhodesien gelegen, an- 
gegriffen haben, aber zurückgeschlagen worden 
sein und sich unter beständigen Kämpfen über 
die Grenze zurückgezogen haben. Verluste scheinen 
beide Teile nicht gehabt zu haben. 
Dagegen fanden, Anfang September, heftigere 
Kämpfe am Westufer des Njassa-Sees statt. 
Der englische Bericht besagt, daß am 8. Sep- 
tember die deutsche Abteilung den englischen 
Kräften ausgewichen sei und dann am 9. 
Karonga, am Westufer des Sees gelegen, 
erfolglos angegriffen habe. Beim Herannahen 
der zu Hilfe eilenden englischen Abteilung seien 
die Deutschen über den Songwefluß (Grenzfluß) 
zurückgegangen, wobei sie die dortige Brücke 
zerstört hätten. In den, dem Rückzug vor- 
aufgehenden Kämpfen hätten die Deutschen an 
Europäern 7 Tote und 3 Verwundete gehabt. 
Letztere, darunter die Leutnants v. Veltheim 
und Kieckhoefer, seien in Gefangenschaft ge- 
  
raten. Die Engländer geben ihre Verluste ar 
Europäern auf 4 Tote und 7 Verwundete an. 
Es muß dazu erwähnt werden, daß — sowei 
bis jetzt bekannt — die Engländer an keiner 
Stelle unseren zurückgehenden Truppen über die 
Grenze in deutsches Gebiet gefolgt sind. Wäre 
es der Fall gewesen, und wären dabei seitens 
der Engländer Erfolge erzielt worden, so würde 
es die englische Presse sicherlich nicht verschwiegen 
haben. 
Über die Kämpfe an der Nordostgrenze be- 
richtet die „Daily Mail“ auf Grund amtlicher 
englischer Nachrichten folgendes: 
Im Laufe des September unternahmen di 
Deutschen längs der Grenze zwischen Deuts- 
und Britisch-Ostafrika Vorstöße zu dem Zweck, in 
britisches Gebiet einzudringen und die Uganda- 
bahn zu unterbrechen. Mit Ausnahme der Be- 
setzung einer unbedeutenden Grenzstation — ge- 
meint ist wohl Taveta an der Straße Moschi— 
Voi — durch eine schwächere deutsche Abteilung. 
deren Eindringen entgegenzutreten man zur zei 
nicht für angebracht hielt, seien alle Versuche 
deutscher Truppen, in Britisch-Ostafrika einzu- 
dringen, zurückgewiesen worden. Die britishen 
Garnisonen Ostafrikas und Ugandas seien seit 
Kriegsanbruch durch starke Truppennachschübe aus 
Indien, sowie durch berittene und unbrrittene 
Freiwilligenkorps aus der Kolonie selbst verstärt 
worden. Es bestehe somit kein Grund sich über 
die dortige militärische Lage zu beunruhigen. 
Über die einzelnen Gefechte wird folgendes 
gesagt: 
Am 6. September sei es westlich des Tsavo- 
flusses zu einem heftigen Zusammenstoß zwischen 
englischen Streitkräften, bestehend aus indischen 
Truppen und King's African Rifles (farbige Schutz 
truppe) einerseits und einer starken deutschen Ab- 
teilung anderseits gekommen. Letzztere sei heitig 
angegriffen und zurückgeworfen worden. In der 
folgenden Nacht seien die Deutschen in Berührung 
mit der englischen Flankenabteilung gekommen und 
hätten weitere Verluste erlitten. In diesem Kampie 
seien ein englischer und ein indischer Offizier ge- 
fallen. 
Es sei natürlich, daß die englischen Truppen 
Verluste durch heftiges Feuer unserer Maschinen- 
gewehre erlitten hätten, welche die Punjabs #in- 
dische Truppe) durch einen schneidigen Bajonen- 
angriff zu nehmen versuchten. Der Versuch sei 
erfolglos gewesen. Über weitere Verluste, auch 
die der Deutschen, wird nichts gesagt. 
Über die — leider mißlungenen — Versuche der 
deutschen Truppe, die Brücke der Ugandabahn bei 
Voi zu zerstören, liegen verschiedene kurze Privat- 
nachrichten vor. Danach drang schon Ende August 
eine deutsche Patrouille nach Voi vor, ohne ihren
	        
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