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stätigt diesen Erfolg und bemerkt, daß sich der
Feind nach dieser Niederlage aus dem Ossidinge-
bezirk zurückgezogen, und daß die Niederlage der
Engländer einen großen Eindruck auf die Ein-
geborenen zu beiden Seiten der Nordwestgrenze
gemacht hat. Im Kampfe fielen auf unserer Seite
der frühere Hauptmann in der Schutztruppe,
Rausch, Bezirksamtmann von Dschang und
Leutnant d. R. Glock, Vorstand des Hauptzoll-
amts in Duala, zwei altbewährte Beamte des
Schutzgebiets, sowie der Pflanzer Schrader, der
als früherer Gefreiter des 18. Bayerischen Infan-
terie-Regiments eingezogen war. Auch unsere
farbige Truppe erlitt schwere Verluste.
An der Ost= und Südgrenze des Schutzgebiets
zeigten die Franzosen gleich nach Kriegsausbruch
große Angriffslust. Nach einem Berichte im
„ Courier Colonialz- vom 19. Oktober d. Is. ver-
suchte Oberst Largeau, jetzt zum General ernannt,
von Fort Lamy aus die am Logone fast gegen-
überliegende Station Kusseri zu nehmen. Kusseri
war früher der Sitz des Residenten der deutschen
Tsadseeländer. Da die Residentur im vergangenen
Jahre nach Mora verlegt worden ist, so wurde
hier nur eine Militärstation unterhalten. Nach
dem französischen Berichte wurde die Operation
durch heftige Wolkenbrüche gestört und mißlang
aus Mangel an großen Geschützen. Die franzö-
sischen Truppen mußten sich unter schweren Ver-
lusten zurückziehen. Nach der gleichen Quelle
wurde am 21. August das von den Franzosen
besetzte Behagle am Logone (gewöhnlich Lai
genannt) von den Deutschen angegriffen; nach
erbitterten Kämpfen, bei denen auf deutscher Seite
ein Leutnant und 13 Mann gefallen sein sollen,
mußten die Franzosen den Posten aufgeben und
zurückweichen. Fünf Tage später griffen die in-
zwischen verstärkten französischen Truppen wieder
an und eroberten den Platz. Eine Bestätigung
dieser beiden Unternehmungen durch den Gouver-
neur von Kamernn liegt nicht vor. Auf deutscher
Seite können nur unbedeutende Streitkräfte be-
teiligt gewesen sein. Wie immer in verlustreichen
Gefechten, geben auch hier die Franzosen ihre
eigenen Verluste, die schon nach ihren Angaben
„schwer“ waren, nicht genauer an. Der Sultan
von Logone, Karnak, der auf seiten der Deutschen
kämpfte, soll von französischen Truppen überrascht
und getötet, seine Anhänger sollen zerstreut sein.
Nach einer Nachricht des Gouverneurs von Ka-
merun haben Ende August die Engländer mit
drei Kompagnien den Ort Mora besetzt. Die
deutsche Mora-Kompagnie steht in Verteidigungs-
stellung auf dem Moraberg dicht bei der Stadt.
Anscheinend versuchen Engländer und Fran-
zosen sich im Tsadseegebiet zu vereinigen, um
unsere dortigen, an Zahl unterlegenen Truppen,
gemeinsam angreifen zu können. Soweit alle
Nachrichten reichen, ist ihnen das jedoch nicht
gelungen. Wie wir gesehen haben, ist eins der
drei in Nordnigeria stehenden Bataillone bei
Garua vollständig aufgerieben worden, und die
Franzosen geben zu, „infolge von Wolkenbrüchen“
bei Kusseri zurückgeschlagen zu sein. Da Oberst
— jetzt General — Largeau an der Spitze der
französischen Truppen stand, so ist der Schluß er-
laubt, daß auch die Franzosen hier in erheblicher
Übermacht gewesen sind. Unsere Schutztruppe
weiß also die mangelnde Kopfzahl durch erhöhte
Tapferkeit zu ersetzen, und wir können hoffen,
daß sie im Tsadseegebiet mit ihren Gegnern fertig
werden wird. Am Ubangi überfielen die Fran-
zosen gleich nach Kriegsausbruch (am 5. August)
den deutschen Posten in Singa. 300 Senegal-
Schützen unter dem Kommando des Hauptmanns
de Boem fuhren von Bangui ab, landeten in
der Nacht zum 7. August in Singa und über-
raschten den deutschen Stationsleiter. Die wenigen
deutschen Soldaten gaben einige Schüsse ab und
verwundeten drei französische Soldaten. Da wir
keine eigene Telegraphenverbindung nach Singa
haben, wußte der Postenleiter offenbar noch
nicht, daß ein Krieg ausgebrochen war, während
die Franzosen längst telegraphisch unterrichtet
waren. Der Erfolg der Franzosen war hier also
recht billig und wurde mit einem Aufgebote be-
werkstelligt, das für die Achtung zeugt, welche die
Franzosen vor unseren Schutztruppen haben.
300 Senegal-Schützen gegen einige 20 Soldaten
auf unserer Seite! In den französischen Zeitungen
wird die Beute von Singa wie nachstehend auf-
geführt: „Man fand beim Posten 4000 .7, zehn
Tonnen Reis, Mausergewehre und landwirtschaft-
liche Maschinen. Alles wurde nach Bangui ge-
schickt.“" Nach einem Berichte des Gouverneurs von
Kamerun haben die Franzosen von Singa aus den
Vormarsch auf Mbaiki angetreten und dieses am
15. August besetzt. In gleicher Weise wie Singa
wurde auch der deutsche Zollposten in Bonga am
6. August von französischen den Kongo aufwärts
kommenden Truppen überfallen. Ein Teil der Be-
satzung konnte sich Sanga aufwärts nach Ikelemba
zurückziehen. An der Südgrenze wurde im Muni-
bezirk der Posten Mondaberg") von den Fran-
zosen, die aus dem nahe gelegenen Libreville vor-
brachen, besetzt. Auch an der Grenze des Ojem-
bezirks zogen die Franzosen Verstärkungen der
dortigen Garnison zusammen. Hier hatte der
Leutnant Tamm ein glückliches Gefecht gegen eine
französische Erkundungsabteilung. Nach einem Be-
richte vom 14. September waren unsere Truppen
hier nach weiteren glücklichen Gefechten im Vor-
*) An der Grenze südlich Ukoko gelegen.