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Luluaburg—Kalamba, Trägertarif wie oben
4,50 Fr. bzw. 6,75 Fr.
Zu einem Marsch nach Angola find die Ein-
geborenen aus dem Innern des Bezirkes nur
schwer zu bewegen, da sie den dort vorkommenden
Kimputu, die Rückfallfieberzecke, fürchten.
Eine Etappenliste für einige Wege s. u.
Allgemeines Beförderungsmiteel für die Euro-
päer ist die „Tipoi“, die Hängematte, die von
2 Leuten auf der Schulter getragen wird. Die
Reitstiere, auf denen die ersten Reisenden mit
großem Erfolg ihre weiten Reisen zurücklegten,
find außer UÜbung gekommen. Einige Häupt-
linge allein befitzen noch Stiere. Pferde und
Maulesel halten sich nur bedingt. Die Missionen
befitzen einige, aber als allgemeines Be-
förderungsmittel dürften sie wegen der doch
immer wieder vorkommenden Tsetsefliege nicht in
Frage kommen. Der ganze Lastenverkehr erfolgt
durch Träger. Hauptrekrutierungszentren sind
Luebo, Luluaburg, Hemptinne, Tshitadi. Ist es
den Missionen und den privaten Gesellschaften
verhältnismäßig leicht, die erforderliche Träger-
zahl zu finden, so vermag die Regierung sich nur
durch Anwendung eines weitgehenden Druckes
die erforderliche Zahl zu beschaffen. Der Grund
ist nicht nur die weitgehende Abneigung gegen
den Bula Matari, es ist auch das Mißtrauen,
das sich auf häufigen Mißbrauch des guten
Glaubens der Eingeborenen gründet. Häufig sind
nach Angabe der Beamten selbst die für eine
bestimmte Strecke engagierten Träger nach Ankunft
an dem vereinbarten Ziel unmittelbar und trotz
ihres Widerspruches für einen weiteren sie häufig
noch weiter von der Heimat entfernenden Marsch
verwendet worden. Häufig hat man Träger auf
die Stationen rufen lassen und wenn sie gekommen
sind, hat man sie tagelang auf der Station warten
lassen und sie dann ohne Entschädigung nach
Hause geschickt, weil irgendeine andere Entschei-
dung den beabsichtigten Marsch überflüssig machte.
In einem Falle schickten die zum Tragen bereiten
Träger erst ihre Häuptlinge auf die Station, um
nachsehen zu lassen, ob die für sie bestimmten
Lasten auch wirklich vorhanden wären. Die Re-
gierung sieht sich daher zuweilen genötigt, zur
Beschaffung der von ihnen benötigten Träger die
Vermittlung der einflußreichen Missionen anzu-
gehen. Es kann daher kaum wundernehmen,
wenn die schließlich von der Regierung beschafften
Träger ohne jede Marschdiszivlin dem Reisenden
die größten Schwierigkeiten bereiten. Z. B. kam
bei einem auf etwa 1 Monat berechneten Marsch
von Luebo über Kalamba nach Luluaburg von
den durch die Regierung angeworbenen 84 Trägern
nur ein einziger am Ziel an: sämtliche übrigen
waren in den ersten Tagen entlaufen, trotz der
auf das leichteste bemessenen Lasten und einer
über das gewöhnliche Maß erheblich hinausgehen-
den guten Verpflegung. Die großen Gesellschaften
haben es dagegen verstanden, sich durch eine
peinliche Beachtung der einmal gegebenen Zu-
sicherungen und gute Verpflegung und Bezahlung
stets die erforderliche Zahl zuverlässiger Träger
zu beschaffen.
Der im Bezirk seitens der Regierung fest-
gesetzte Trägertarif beträgt 0,15 Fr. für zwei
Marschstunden, wobei in diesen Betrag die Kosten
für Verpflegung miteingerechnet find. Der Marsch-
tag wird zum mindesten mit sechs Stunden gerechnet,
so daß der einzelne Träger auf 0,45 Fr. pro Tag
einschließlich Verpflegung zu stehen kommt. Doch
dürfte der Privatmann mit diesem Satz kaum
auskommen, er wird immer 0,50 bis 0,55 Fr. pro
Tag und Kopf einschließlich Verpflegung rechnen
müssen. Die Verpflegung kann hierbei im Durch-
schnitt auf 0,05 Fr. veranschlagt werden. Nimmt
man selbst das zur Beschaffung der Lebensmittel
benötigte Salz mit, so kann man in diesen Betrag
noch die Aufwendungen für einmal in der Woche
Fleischnahrung einrechnen. Die Verpflegung ist
für kleine Expeditionen — bis etwa 30 Träger —
überall im Bezirk ohne jede Schwierigkeit zu be-
schaffen. Doch wird als Gegenwert durchweg noch
lieber Salz als Geld von den Eingeborenen
genommen, und zwar das pulverisierte, am besten
in Zinnfässern verpackte Salz. Das Plättchensalz,
an sich sehr praktisch, ist im Bezirk noch nicht
eingebürgert. In der Gegend zwischen Luebo
und Kasai ist es schwierig, die für den Europäer
benötigten Hühner und Eier zu erhalten. In
den anderen Teilen des Bezirks ist davon reich-
licher Überfluß vorhanden. Hauptnahrungsmittel
für die Träger ist ein Teig aus Maniok, Mais
oder Hirsemehl, der mit Palmölsauce und Maniok-
spinat gegessen wird.
Die besten Träger stellen die Baluba, im
Bezirk sehr im Gegensatz zu den Baluba des
Bezirks Tanganjika-Moero ein kräftiger Menschen-
schlag. Es ist ganz erstaunlich, was diese Leute
z. B. als Hängemattenträger leisten. Wesentlich
weniger wert sind die Lulua, die wohl durch
den übermäßigen Hanfgenuß in früheren Zeiten
degeneriert sind.
Das Normalgewicht für die Trägerlast ist
von der Regierung auch hier auf 25 kg fest-
gesetzt. Doch tragen im ganzen Bezirk die
Träger die Lasten nur zu zweien an einer etwa
2 bis 3 m langen Stange auf den Schultern.
Seine Erklärung findet dies in den Wegeverhält-
nissen des Bezirks. Auf den steilen Hängen der
Täler würde ein einzelner kaum mit der Last
vorwärts kommen. Zu zweien können sie sich