Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Luluaburg—Kalamba, Trägertarif wie oben 
4,50 Fr. bzw. 6,75 Fr. 
Zu einem Marsch nach Angola find die Ein- 
geborenen aus dem Innern des Bezirkes nur 
schwer zu bewegen, da sie den dort vorkommenden 
Kimputu, die Rückfallfieberzecke, fürchten. 
Eine Etappenliste für einige Wege s. u. 
Allgemeines Beförderungsmiteel für die Euro- 
päer ist die „Tipoi“, die Hängematte, die von 
2 Leuten auf der Schulter getragen wird. Die 
Reitstiere, auf denen die ersten Reisenden mit 
großem Erfolg ihre weiten Reisen zurücklegten, 
find außer UÜbung gekommen. Einige Häupt- 
linge allein befitzen noch Stiere. Pferde und 
Maulesel halten sich nur bedingt. Die Missionen 
befitzen einige, aber als allgemeines Be- 
förderungsmittel dürften sie wegen der doch 
immer wieder vorkommenden Tsetsefliege nicht in 
Frage kommen. Der ganze Lastenverkehr erfolgt 
durch Träger. Hauptrekrutierungszentren sind 
Luebo, Luluaburg, Hemptinne, Tshitadi. Ist es 
den Missionen und den privaten Gesellschaften 
verhältnismäßig leicht, die erforderliche Träger- 
zahl zu finden, so vermag die Regierung sich nur 
durch Anwendung eines weitgehenden Druckes 
die erforderliche Zahl zu beschaffen. Der Grund 
ist nicht nur die weitgehende Abneigung gegen 
den Bula Matari, es ist auch das Mißtrauen, 
das sich auf häufigen Mißbrauch des guten 
Glaubens der Eingeborenen gründet. Häufig sind 
nach Angabe der Beamten selbst die für eine 
bestimmte Strecke engagierten Träger nach Ankunft 
an dem vereinbarten Ziel unmittelbar und trotz 
ihres Widerspruches für einen weiteren sie häufig 
noch weiter von der Heimat entfernenden Marsch 
verwendet worden. Häufig hat man Träger auf 
die Stationen rufen lassen und wenn sie gekommen 
sind, hat man sie tagelang auf der Station warten 
lassen und sie dann ohne Entschädigung nach 
Hause geschickt, weil irgendeine andere Entschei- 
dung den beabsichtigten Marsch überflüssig machte. 
In einem Falle schickten die zum Tragen bereiten 
Träger erst ihre Häuptlinge auf die Station, um 
nachsehen zu lassen, ob die für sie bestimmten 
Lasten auch wirklich vorhanden wären. Die Re- 
gierung sieht sich daher zuweilen genötigt, zur 
Beschaffung der von ihnen benötigten Träger die 
Vermittlung der einflußreichen Missionen anzu- 
gehen. Es kann daher kaum wundernehmen, 
wenn die schließlich von der Regierung beschafften 
Träger ohne jede Marschdiszivlin dem Reisenden 
die größten Schwierigkeiten bereiten. Z. B. kam 
bei einem auf etwa 1 Monat berechneten Marsch 
von Luebo über Kalamba nach Luluaburg von 
den durch die Regierung angeworbenen 84 Trägern 
nur ein einziger am Ziel an: sämtliche übrigen 
  
waren in den ersten Tagen entlaufen, trotz der 
auf das leichteste bemessenen Lasten und einer 
über das gewöhnliche Maß erheblich hinausgehen- 
den guten Verpflegung. Die großen Gesellschaften 
haben es dagegen verstanden, sich durch eine 
peinliche Beachtung der einmal gegebenen Zu- 
sicherungen und gute Verpflegung und Bezahlung 
stets die erforderliche Zahl zuverlässiger Träger 
zu beschaffen. 
Der im Bezirk seitens der Regierung fest- 
gesetzte Trägertarif beträgt 0,15 Fr. für zwei 
Marschstunden, wobei in diesen Betrag die Kosten 
für Verpflegung miteingerechnet find. Der Marsch- 
tag wird zum mindesten mit sechs Stunden gerechnet, 
so daß der einzelne Träger auf 0,45 Fr. pro Tag 
einschließlich Verpflegung zu stehen kommt. Doch 
dürfte der Privatmann mit diesem Satz kaum 
auskommen, er wird immer 0,50 bis 0,55 Fr. pro 
Tag und Kopf einschließlich Verpflegung rechnen 
müssen. Die Verpflegung kann hierbei im Durch- 
schnitt auf 0,05 Fr. veranschlagt werden. Nimmt 
man selbst das zur Beschaffung der Lebensmittel 
benötigte Salz mit, so kann man in diesen Betrag 
noch die Aufwendungen für einmal in der Woche 
Fleischnahrung einrechnen. Die Verpflegung ist 
für kleine Expeditionen — bis etwa 30 Träger — 
überall im Bezirk ohne jede Schwierigkeit zu be- 
schaffen. Doch wird als Gegenwert durchweg noch 
lieber Salz als Geld von den Eingeborenen 
genommen, und zwar das pulverisierte, am besten 
in Zinnfässern verpackte Salz. Das Plättchensalz, 
an sich sehr praktisch, ist im Bezirk noch nicht 
eingebürgert. In der Gegend zwischen Luebo 
und Kasai ist es schwierig, die für den Europäer 
benötigten Hühner und Eier zu erhalten. In 
den anderen Teilen des Bezirks ist davon reich- 
licher Überfluß vorhanden. Hauptnahrungsmittel 
für die Träger ist ein Teig aus Maniok, Mais 
oder Hirsemehl, der mit Palmölsauce und Maniok- 
spinat gegessen wird. 
Die besten Träger stellen die Baluba, im 
Bezirk sehr im Gegensatz zu den Baluba des 
Bezirks Tanganjika-Moero ein kräftiger Menschen- 
schlag. Es ist ganz erstaunlich, was diese Leute 
z. B. als Hängemattenträger leisten. Wesentlich 
weniger wert sind die Lulua, die wohl durch 
den übermäßigen Hanfgenuß in früheren Zeiten 
degeneriert sind. 
Das Normalgewicht für die Trägerlast ist 
von der Regierung auch hier auf 25 kg fest- 
gesetzt. Doch tragen im ganzen Bezirk die 
Träger die Lasten nur zu zweien an einer etwa 
2 bis 3 m langen Stange auf den Schultern. 
Seine Erklärung findet dies in den Wegeverhält- 
nissen des Bezirks. Auf den steilen Hängen der 
Täler würde ein einzelner kaum mit der Last 
vorwärts kommen. Zu zweien können sie sich
	        
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