Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Briof eines Teilnehmers an diesem 
auab, dem wir folgendes entuehmen: „Die be- 
rittene Infamerie verließ Kano am 8. August 
und langte nach 17 tägigem Marsch in Vola 
an. Von hier rückte sie als Avantgarde des 
2. Bataillons der West African Frontier-Forces 
gegen die deutsche Grenze vor. Am 25. August 
kam sie bei Tepe (auf deutschem Gebiet) in Be- 
rührung mit den Deutschen und trieb diese mit 
dem Verluste von 3 Offizieren und einem Unter- 
offizier zurück.“ (Nach obigem Telegramm des 
Gonverneurs sind auf unserer Seite 2 Offiziere 
und 1 Unteroffizier gefallen.) 
Nach diesem Gefecht rückten die Engländer 
auf Garna vor, und es kam zu dem bekannten 
Gefecht dicht bei Garna, in dem die Cugländer 
geschlagen wurden. Die „African World“" bringt 
über diese Niederlage der Engländer einen aus- 
führlichen Bericht aus dem VBriefe eines Mit- 
kämpfers, den sie selbst für glaubwürdig be- 
zeichnet, und der deshalb in Ulbersetzung hier 
wiedergegeben sei: « 
Gefecht 
„In der Nacht vom 30. auf den 31. August 
erhielt das 2. Bataillon der West African Frontier— 
Forces den Befehl, sein Lager zu verlassen, gegen 
das nur 7 km entfernte Garna zu marschieren 
und den Platz angzugreisen. Der Leiter diesos 
Angriffs war der Oberstleutnam P. Maclear von 
den Dubliner Füsilieren. Die Truppe erreichte 
die bereits vorher angelegten Schützengräben kurz 
nach Mitternacht und begann zu schießen; aber 
der Befehlshaber befahl bald, das Fenern bis 
zum Morgengraunen einzustellen. Um ½5 Uhr 
früh am 31. August begaun der eigentliche Rampf, 
und nun ereigneten sich rasch furchtbare Szenen. 
Die englischen Stellungen waren kaum 400 m 
von den deutschen Befestigungen entsernt. Da 
die Deutschen die ganz genaue Cutfernung wußien, 
konnten sice ihre Maschinengewehre mit größter 
Sicherheit gegen die Engländer richten. Der 
Erfolg dieses mörderischen Feuers war, daß unsere 
armen Leute wie Gras niedergemäht wurden 
und viele unserer besten Soldaten allzu schnell 
aus dieser Welt ins Zenseits befördert waren. 
Das Feuer der Teutschen wurde über 
alle Beschreibung schrecklich, so daß sich 
unsere eingeborenen Truppen ohne jeden 
Befehl umdrehten und für ihr Leben 
zurückrannten, so schuell sie laufen 
konnten, nur noch die Offigiere und die 
Unteroffiziere in den Schützengräben zurücklassend. 
Aber auch sic mußten bald darauf weichen; als 
sie das Lager erreichten, fand man, daß von den 
21 Offizieren des Bataillons nur noch zehn da 
waren. Die anderen elf, die zurückgeblieben 
waren, waren getötet, verwundet oder gefangen. 
  
Von den eingeborenen Truppen fehlten über 
40 v#O. Und da in den vier Kompagnien mehr 
als 600 Soldaten gewesen waren, so ist der 
Verlust an Mannschaften auf wenigstens 250 Mann 
zu berechnen. Wenige Stunden warteten wir im 
Lager auf Vermißte, aber nur ganz wenige fanden 
sich ein. Schließlich wurde der Rückzug über die 
Grenze auf englisches Gebiet angetreten, und nur 
die geschickte Führung des Hauptmanns Adams 
vom West Survey-Regiment reitete uns. Würden 
die Deutschen ihre sesten Stellungen verlassen 
haben und uns gefolgt sein, dann wäre ihnen 
wohl schwerlich einer von uns entronnen. Der 
Führer der Truppe, Oberstlemmant Maclear, war 
unter den Toten, ebenso Major Puckle und Haupt- 
mann Aubin; andere Offigiere starben in der 
deutschen Gefangenschaft an ihren Wunden, noch 
andere blieben in deutscher Gefangenschaft. Es 
gereicht den Deutschen nur zur Chre, wenn ich 
erwähne, daß sic Briefe von Brown, Trumper 
und Lindsay (gefangenen Offizieren, die letzteren 
beiden Argte, die bei der Pflege der verwundeten 
deutschen und englischen Soldaten in Garna 
halfen) nach Vola schickten und später die Ringe 
sandten, die Anbin und Brown (letzterer an 
schwerer Kuieverletzung gestorben) an den Händen 
getragen haben.“ 
Aus einem Bericht des dergeitigen Residenten 
von Garna, Hauptmanns Freiherrn v. Crails- 
heim, an das Gonvernement von Kamerun geht 
hervor, daß das britische Gonvernement 
von Nigerien bereits eine bis zwei Wochen 
vor der Kricegserklärung Euglands an uns 
mit einem baldigen Ausbruch der Feind- 
seligkeiten gerechnet haben muß. So wurde 
z. B. oin nach Cöln adressierter, am 23. Juli 
aus Garna abgegangener Postsack in Yola 
geöffnet und die Briefpost am 30. Juli 
lose an den Vertreter der Nigerkompagnie 
in Garua, nicht an die Residentur, zurück- 
gesandt. Aus weiteren, im Frieden unerhörten 
Anzeichen, wie Anhalten dentscher Boten in Ni- 
gerien, Festsetung deutscher Cingeborener in Yola 
und ähnlichem, hat Frhr. v. Crailsheim dann 
geschlossen, daß in Yola in irgendeiner Weise 
zum Kriege gerüstet würde, und daraufhin am 
13. August 10 Uhr vormittags im Bezirk Garua 
den Kriegszustand erklärt. Gleichzeitig versicherte 
or sich der Mithilfe des Lamidos von Garua, 
dessen Herrschaft an das Lamidat Yola grenzt 
und von dessen loyalem Verhalten im Kampfe 
gegen die Volatruppen und vor allem bei Er- 
kundung der gegnerischen Anmarschrichtung und 
Stärke Wesentliches abhing. Hauptmann v. Crails- 
heim berichtet hierüber, wie folgt: „Nachdem 
ich den Kriegszustand erklärt hatte, ließ ich mir
	        
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