Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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genen in einem Hause der Basler Missionshand- 
lung interniert. Später verbrachte man uns in 
ein besonderes Haus, wo wir nicht direkt von 
Soldaten bewacht waren und auch auf einer 
kurzen, genau abgegrenzten Wegestrecke spazieren 
durften. Wenn wir nun auch als frei erklärt 
wurden, waren wir deswegen noch lange nicht 
frei. War ja doch die Bewegungsfreiheit sehr 
eingeschränkt, auch durften wir mit den andern 
Gefangenen und mit den freien Eingeborenen 
nicht sprechen. Von Herrn Paul, der im 
Auftrage des Generals mit den Zivilgefangenen 
zu unterhandeln hatte, wurden wir gefragt, wohin 
wir gehen möchten. Man hätte uns gerne auf 
die spanische Insel Fernando Po abgeschoben, 
von wo aus wir mit einem spanischen Dampfer 
nach Europa hätten fahren können. Dieser Weg 
war für uns aber schon deswegen verschlossen, 
weil wir das nötige Geld zur Bezahlung der 
Passage nicht hatten. Wie den deutschen Gefan- 
genen wurde auch uns Schweizern das Geld bis 
auf 100 ./ pro Person abgenommen. Allerdings 
bekamen wir Neutrale das Geld wieder zurück, 
bevor wir Kamerun verließen. Wir baten Herrn 
Paul, uns auf unsere Station zurückzubringen, 
was rundweg abgeschlagen wurde. Somit blieb 
nur noch der Weg offen, in die Heimat zurück- 
zukehren, da man uns ja doch aus der Kolonie 
hinaus haben wollte. Um nach Europa zu 
kommen, bot man uns auf einem englischen 
Passagierdampfer Fahrgelegenheit an, aber unter 
der Bedingung, daß wir die Reisekosten selbst 
bezahlten, was wir ja nicht konnten und auch 
nicht wollten. Da sie uns von unseren Posten 
weggenommen hatten, so daß wir alle unserer 
Habe verlustig gingen, sollten sie uns auch auf 
ihre Kosten nach Hause bringen. Das sollte aber 
nur auf dem Wege möglich sein, daß wir mit 
den deutschen Internierten auf einem Hilfskreuzer 
nach Europa fuhren, wo wir unter den gleichen 
harten Bedingungen und Gefahren zu reisen 
hätten, wie jene. Als es sich darum handelte, 
mit dem armierten Schiffe „Laurentic“ abzufahren, 
weigerte sich Herr Dr. Häberlin, mit Frau und 
Kind diese Reise nach Europa auf einem Kriegs- 
schiffe anzutreten. Ich hörte es selbst, wie nach 
einigen Unterhandlungen Dr. Häberlin von 
Herrn Paul den ausdrücklichen Befehl erhielt, 
auf diesem Schiffe mitzureisen. Somit wußten 
wir, daß eine Weigerung nichts nützte. Man 
wollte uns eben hinaus haben, damit sie uns 
nicht mehr füttern müßten, wie Herr Paul auch 
ganz offen sagte. 
Nachdem wir drei Wochen in Duala zuge- 
bracht hatten, kamen wir am 5. Januar aufs 
Schiff. Die Gefangenen wurden in zwei Abtei- 
lungen geteilt. Die obere Abteilung war etwas 
  
besser einlogiert und hatte sich sonst noch anderer 
Vergünstigungen zu erfreuen. Als Dr. Häberlin 
vor dem Obersten der Schiffsbesatzung der Ver- 
wunderung Ausdruck gab, daß wir Neutralen gleich 
behandelt würden wie die Deutschen, bekam er 
zur Antwort, er dürfe es als eine Ehre ansehen, 
mit diesem Schiffe fahren zu können, und wir 
Schweizer würden zu den kirst class prisoners- 
gezählt! Als solche hatten wir das Vergnügen, 
im Speisesaal dritter Klasse zu essen, wir Männer 
in Kabinen zweiter Klasse und unsere Frauen in 
solchen dritter Klasse zu schlafen, eine Einrichtung, 
die wir Männer zugunsten unserer Frauen gerne 
geändert hätten nach dem Worte: Ladies first! 
Recht satt essen konnte man sich selten. Die Be- 
dienung am Tische war sehr mangelhaft und 
unfreundlich. In den Kabinen war man selber 
Kammermädchen. Drückend war für manche Ehe- 
männer, daß es sehr erschwert war, selbst bei 
schweren Krankheitsfällen in die Kabinen ihrer 
Frauen und Kinder zu gehen, um sie zu pflegen. 
Ich habe meine Frau während zwei Tagen, da 
sie infolge schwerer Erkältung das Bett hüten 
mußte, nicht sehen dürfen, konnte auch das Kind 
nicht zu seiner Mutter begleiten oder es dort 
abholen. 
Die Reise mitten im Winter aus dem heißen 
Afrika in das nordische Klima mit ungeeigneter 
Bekleidung hat meiner Frau schlimm zugesetzt, 
indem sie schon auf dem Schiffe krank wurde 
und, in Bern angekommen, eine Lungen- 
entzündung zu überstehen hatte. 
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1 
Nachtrag: Aussage eines Holländers. 
Im Anschluß hieran seien noch die proto- 
kollarischen Aussagen eines weiteren Neutralen, 
eines Pflanzers und holländischen Staats- 
angehörigen aus Kamerun, wiedergegeben: 
Am 11. Dezember 1914 wurde Bare von 
den Engländern besetzt. Alle an der Nordbahn 
in Gefangenschaft geratenen Europäer, einschließlich 
von uns Holländern, wurden fortgeschafft und 
trafen nach mehrtägigem Aufenthalt in Nkong- 
samba am 18. in Duala ein. Mein Antrag, 
auf meiner Pflanzung verbleiben zu dürfen, war 
abgelehnt worden, ohne daß ein militärischer 
Grund erkennbar gewesen wäre. Ich und ein 
Landsmann von mir sowie drei deutsche Ange- 
hörige des Roten Kreuzes sind auf unseren Wunsch 
nach Santa Isabel gebracht, alle anderen 
Deutschen aber, einschließlich Frauen und Kinder, 
dagegen ausschließlich einer Wöchnerin und einer 
Schwangeren, sind auf dem Transportschiff „Lau- 
rentic“ eingeschifft worden und sollen, soviel uns 
gesagt wurde, nach England geschafft werden.
	        
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