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griffen ein Ende gemacht würde, die sich die
Deutschen in letzter Zeit geleistet hätten.
Als gefallen geben die Engländer drei Offi-
ziere und einen Unteroffizier der Kings African
Rifles an und beziffern ihre Gesamtverluste an
Askari auf 82 Mann. Was dieser englische Be-
richt mit allem Beiwerk der Offentlichkeit über-
gibt, klingt mehr als unwahrscheinlich. Am auf-
fallendsten ist jedenfalls, daß die Engländer den,
nach Aussagen von Eingeborenen völlig „des-
organisierten und demoralisierten“" Gegner ruhig
abziehen ließen und den angeblich erlangten Er-
folg nicht vervollständigten, so z. B. durch Wieder-
einnahme der Station Schirati und Inbesitznahme
des deutschen Gebietes, sondern sich zurückzogen.
Ein weiterer Angriff der Engländer erfolgte
nach deutschen Meldungen am 29. März gegen
das von uns seit dem 15. August v. Is. besetzte
Taveta, südöstlich des Kilimandscharo. Sie setzten
hier zwei Inder= und zwei Askarikompagnien und
einige Maschinengewehre, die sie anscheinend zum
Teil mit Lastautos von Voi aus herangeholt
hatten, zum Angriff an. Der Angriff scheiterte
vollkommen. Nachdem die Feinde sich auf 250 m
herangearbeitet hatten, wurden sie von der deutschen
Besatzung Tavetas in kurzem Gegenangriff ge-
schlagen und zu schleunigem Rückzug ge-
zwungen. Sie verloren zehn Mann an Toten
sowie zwei Maschinengewehre, viel Munition, ein
Auto und einen Helioapparat.
Auch für diese Schlappe findet der englische
Bericht eine vorteilhafte Darstellung. Er verlegt
zunächst das Gefecht auf den 26. März und fährt
dann fort:
„Während der Angriff fortschritt, erhielt der
Feind Verstärkungen, und unsere Streitkräfte sahen
sich an Zahl übertroffen. Trotzdem wurde der
Feind zurückgeschlagen, aber wir verloren zwei
Maschinengewehre, da einige der eingeborenen
Träger wegliefen.“
Anscheinend hat in der zweiten Hälfte des
Februar noch ein Gefecht am Old Erok, nörd-
lich des bereits früher mehrmals erwähnten
Longido-Berges stattgesunden, über welches
Einzelheiten leider nicht bekannt geworden sind.
Eine amtliche deutsche Meldung vom 2. März
gibt nur bekannt, daß am Erok 57 englische Reit-
tiere erbeutet und ein Engländer gefangen wurden.
Aus der gleichen Meldung geht auch hervor,
daß bei einer Unternehmung auf dem Tangan-
jika-See ein englischer und ein belgischer Offi-
zier gefangen sowie ein Maschinengewehr und
anderes Material erbeutet wurden.
Im Laufe des Monats April kam es zu
einigen Zusammenstößen von Patrouillen und
kleineren Streifabteilungen. Sowurde am 11. April
am Loldureish, nordöstlich des Kilimandscharo,
eine englische Patrouille aufgerieben. Ein englischer
Major, sein Bursche, 3 Inder und 2 Askari
fielen, während deutscherseits ein Askari leicht
verwundet wurde.
Besonders zu erwähnen sind zwei deutscher-
seits mit Erfolg ausgeführte Vorstöße gegen
die Ugandabahnz; hierüber liegt folgende amt-
liche Nachricht vor:
„Am 20. April wurde von Streifabteilung öst-
lich der Station Simba der Ugandabahn Brücken-
posten überrumpelt, etwa 70 m lange Brücke
gesprengt und Telegraph zerstört, Telephonapparat
und einige Gewehre erbeutet, vier Inder gefangen.
Bei uns keine Verluste.“ Ferner:
„Abteilung Anger (7) beschoß bei Kibwezi an
der Ugandabahn vorüberfahrenden Militärzug,
enthaltend Inder und Maultiere, sprengte 8 m
lange Eisenbahnbrücke und zerstörte Telegraph."“
Mit dem deutschen Vorstoß bei Simba be-
schäftigt sich auch folgende Reuter-Mitteilung
vom 5. Juni:
„Reuter erhielt aus Britisch-Ostafrika brief-
lich Nachricht über einen erfolgreichen Hand-
streich deutscher Truppen. Die Regierung
von Nairobi berichtet, daß am 20. Mai eine aus
15 Weißen und einem Askari bestehende deutsche
Abteilung den Versuch machte, die Hängebrücke
bei Meilenstein 218 der Uganda-Eisenbahn
zwischen Makindu und Simba in die Luft zu
sprengen.
Die Brücke wurde von einem Pikett des
98. Infanterie-Regiments bewacht. Es gelang
dem Feinde, ungesehen durch den dichten Busch
heranzuschleichen und die Schildwache zu über-
raschen. Sie wurde gefangengenommen, bevor
sie den Rest der Wache, der weiter rückwärts beim
Schanzenbau tätig war, alarmieren konnte. Auch
die übrigen wurden gefangengenommen, ehe sie
zu ihren Gewehren greifen konnten.
Die Deutschen sprengten dann einen Teil der
Brücke, nahmen die Gefangenen eine Strecke weit
mit sich und ließen sie schließlich ohne ihre Waffen
wieder laufen. Der der Brücke zugefügte Schaden
wird als nicht beträchtlich bezeichnet. Sie wurde
am nächsten Tage wieder hergestellt."
Über den zweiten Angriff, der acht Tage später
an anderer Stelle stattfand, heißt es, ebenfalls
nach amtlichen Berichten aus Nairobi, bei Reuter:
„Die Deutschen haben einen neuen Angriff
auf die Uganda-Eisenbahn bei Meilenstein 192
unternommen. Am Nachmittag des 28. April
wurde ein gemischter Eisenbahnzug mit schwarzen
Reisenden und Mauleseln angegriffen. Der
Lokomotivführer hatte jedoch kurz entschlossen seine