I 25 20
die nicht im Bereich unserer Schiffsgeschütze lagen. Am
27. September kapitulierte Duala. Als die deutschen
Truppen landeinwärts gezogen waren, hörte der Wider-
jtand ganz auf. Zwei große Geschütze mit Munition
wurden in cinem der Forts noch vorgefunden. Die
Deutschen hatten die Verschlußstücke entfernt, jedoch
wurden diese später in einem Abflußrohr des Gou-
vernementsgebäudes gesunden. Ein Teil dieses Ge-
bandes wurde durch ein Geschoß des „Challenger“ zer-
trummert. Die Engländer machten 300 Gefangenc,
unter denen sich 50 Frauen und Kinder befanden.
Nach Privatberichten soll unseren Unterhändlern
vom englischen Befehlshaber vor der Hissung
der britischen Flagge am 27. September nach-
mittags erklärt worden sein: „er müüisse sich hin-
sichtlich seiner Anordnungen alles vorbehalten,
Männer und Frauen könnten beisammen
bleiben, Privateigentum werde geschützt
werden;“ auch habe er die Absicht kundgegeben,
keinerlei schwarze Truppen landen zulassen.
Am folgenden Morgen seien indessen Un-
mengen schwarzer Truppen eingetroffen; neben
der englischen sei die französische Flagge
gehißt worden, weil der französische Befehls-
haber, Admiral Fourichon, der Rangältere ge-
wesen sei. Es sei alles anders gekommen,
alle Europäer seien zusammengetrieben und, ohne
etwas mitnehmen zu können, auf Schifse gebracht
worden. Anstatt das Privateigentum zu
schützen, hätten sich Franzosen und Eng-
länder an den Plünderungen durch die
Eingeborenen beteiligt“.
Weitere übereinstimmende Privatmitteilungen
schildern die Lage in Duala nach der Besetzung
wie folgt: „Die Männer und Frauen sind, wie
sie gingen und standen, in ihren Wohnungen oder
von der Straße weg durch schwarze Soldaten
mit aufgepflanztem Seitengewehr, davon nur ein
Teil unter weißer Führung, einzeln und in
Trupps in den großen Garten des Regierungs-
krankenhauses gebracht worden, teilweise unter
der Aufforderung, sie sollten ihre Namen im
Regierungskrankenhaus zwecks Feststellung der
Bewohnerzahl Dualas eintragen, teilweise, ohne
ihnen einen Aufschluß über den Zweck ihres Ab-
führens zu geben. Mit den schwarzen Soldaten,
die zum Teil nicht englisch verstanden, konnten
sich einzelne nicht verständigen, so daß die Be-
troffenen durch unweigerliche Zeichen dieser Sol-
daten wohl oder übel mitgehen und ihren Haus-
halt ohne Schutz offen zurücklassen mußten. Die
Frau eines Unterbeamten des Gouverne--
ments konnte bei bem überaus schroffen
Vorgehen der Engländer nur mit Mühe
erreichen, daß sie ihr in der Wohnung
zurückgelassenes Kind dort abholen durfte.
Viele der Gefangenen hatten nur das Not-
wendigste bei sich und trugen nur Tropen-
kleidung auf dem Leibel Im Hospitalgarten
wurden die Gefangenen, Männer, Frauen und
Kinder, von vormittags bis in den Nachmittag
hinein unter freiem Himmel in der tropischen
Mittagssonne von schwarzen Soldaten mit auf-
gepflanztem Seitengewehr in einem großen Haufen
bewacht. Die Betroffenen lagen oder standen,
wie sie es sich gerade auf diesem freien Platz
bequem machen konnten; Essen und Trinken
wurde ihnen nicht gereicht. Von denen, die sich
darum bemühten, gelang es nur einzelnen, durch
ihre schwarze Dienerschaft, die wohl um den
Hospitalgarten herumstand, sich etwas zu ver-
schaffen. Dabei war es wohl einzelnen auch
möglich geworden, die notwendigsten Sachen, wie
Kleidungsstücke, sich aus der Wohnung holen zu
lassen. Ubrigens soll es den Frauen freigestellt
gewesen sein, unter Garantie ihrer Sicherheit in
Duala zu bleiben. Diese Zusicherung konnte aber
nach Lage der Verhältnisse, ohne Schutz durch
ihre Männer, den erregten Duala-Leuten und den
feindlichen schwarzen Soldaten gegenüber kein Ver-
trauen erwecken. Beim Abtransport durfte nur
das Gepäck mitgenommen werden, was der ein-
zelne selbst tragen konnte. Die hilfsbereite farbige
Dienerschaft wurde von den schwarzen Soldaten
zurückgewiesen, so daß viele Gepäckstücke im Hospital-
garten liegen bleiben mußten. Als z. B. die
Frau eines Beamten ihre Wolldecke aufnehmen
wollte, wurde sie von einem Soldaten weggestoßen.
Auch in der katholischen Kirche und anderen
Häusern in Deido sind viele Gepäckstücke zurück-
gebliebee. Ein Teil dieser Sachen ist allerdings
auf die Bemühungen einer englischen Dame aus
der Mission in Lagos den Gefangenen später in
Lagos ausgeliefert worden.
Vom Hospitalgarten aus mußten die
deutschen Bewohner Dualas, Männer und
Frauen — je zwei und zwei — unter zahl-
reicher schwarzer militärischer Bedeckung
durch eine der belebtesten Straßen Dualas
unter Drohungen, Hohn und Beschimp-
fungen der Dualaneger nach dem Hafen
zur Landungsbrücke ziehen! Unter diesem
Trupp befanden sich auch der derzeitige Bezirks-
amtmann von Duala, Wieneke, der Leiter
des Postwesens von Kamerun, Postdirektor
Schmidt, Missionare, angesehene Vertreter der
Kaufmannschaft und sonstiger Unternehmungen.
Man erkennt hieraus von neuem die wohl-
berechnete Absicht der Feinde, das Ansehen
der Deutschen vor der Eingeborenen-
bevölkerung möglichst zu erniedrigen.
Allenthalben, wo sich während dieses
Krieges eine Gelegenheit dazu geboten
hat, ist von Engländern und Franzosen
nach diesem Grundsatz gehandelt worden.