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englischen Verwaltungsbehörde inzwischen eine
Kondensationsanlage geschaffen worden, so daß
dem dringenden Wasserbedürfnis in Rabaul in—
zwischen wohl abgeholfen sein wird.
Inselgebiet. Im Inselgebiet haben nach
den vorliegenden ausländischen Nachrichten in—
zwischen die Japaner die wichtigsten Stationen
besetzt. Es ist versucht worden, näheres darüber
zu ermitteln, welche Inseln von den Japanern
besetzt worden sind, und wo diese eine provisorische
Verwaltung eingerichtet haben. Die japanische
Regierung hat es aber aus militärischen Gründen
abgelehnt, hierüber eine Auskunft zu geben.
Nach später hierher gelangten Mitteilungen
eines dortigen deutschen Beamten ist jedenfalls
Jaluit von den Japanern am 29. September
mittags besetzt worden. Widerstand wurde der
anus fünf Einheiten bestehenden japanischen Flotte
nicht entgegengesetzt. Die Japaner erklärten zwar,
daß die Insel solange unter japanische Verwaltung
gestellt werden solle, als die deutsche Flotte sich
im Osten zeige, beließen jedoch alle deutschen
Beamten zunächst unter gewissen Bedingungen in
ihren Stellungen.
Während der Verhandlungen des Stations-
leiters mit dem Kommandeur des Landungskorps
durchsuchten die japanischen Soldaten fast sämtliche
Behansungen von Weißen und Eingeborenen.
Hierbei kamen zahlreiche Diebstähle und Zer-
störungen von Privateigentum vor. Auch die
Apotheke des Hospitals und das Postgebände
wurden erbrochen, alle Postsendungen geöffnet
und ihr Inhalt zerstreut.
Am 3. Oktober erschien wiederum ein japa-
nisches Geschwader vor Jaluit. Der Kommandant
ließ die japanische Flagge hissen und erklärte in
aller Form die Insel als von Japan besetzt.
Der Stationsleiter wurde als Kriegsgefangener
nach Japan gebracht, dort aber sofort gegen die
Verpflichtung freigelassen, sich im gegenwärtigen
Kriege nicht zu belätigen und Japan mit dem
nächsten Schiff zu verlassen.
Die japanische Regierung hat noch folgendes
bekannt gegeben: Am 3. Dezember sei Regie-
rungsarzt Dr. Kohl von Japan aus nach
San Franzgisko abgereist, begleitet von den
Herren Behrens, Criedlein, Reicke und
Ganeike. (Namen offenbar stellenweise ver-
stümmelt.) Die Familien der Herren Stations-
leiter Arbinger und Assessor Köhler blieben auf
unbestimmte Zeit wegen Krankheit. in Nagasaki
Von der Insel Angaur seien 17 Deutsche nach
Nagasaki gebracht worden und am 15. September
von dort nach Shanghai abgereist. Außerdem
seien am 12. September Bezirksamtmann Köhler
und 19 deutsche Untertanen aus Jaluit von
Yokohama nach San Franzisko abgereist. Eine
regelmäßige Schiffsverbindung mit dem Insel-
gebiet habe die japanische Regierung noch nicht
eingerichtet. Es sei aber dafür Sorge getragen,
daß die Transportdampfer den nötigen Proviant
für die Inselbewohner brächten und sich um deren
Unterhalt kümmerten. Im übrigen sei den auf
den besetzten Inseln wohnenden Deutschen voll-
kommen freigestellt, ob sie die Inseln verlassen
wollten oder nicht. Im ganzen seien 27 Per-
sonen von Jap und Jaluit einschließlich 2 Offi-
zieren und 7 Mann des Vermessungsschiffes
„Plauet“ der Obhut des amerikanischen Konsuls
in Nagasaki anvertraut worden. Von diesen
seien 9 am 6. September nach San Franzisko
abgereist und 18 nach Shanghai.
Zuverlässige Nachrichten aus deutscher Qnelle
sind auch aus dem Inselgebiet inzwischen nur
ganz spärlich eingegangen. Es war aus ihnen
zu entnehmen, daß die in Jap zurückgebliebenen
Beamten der Deutsch-Niederländischen Telegraphen-
Gesellschaft unbehelligt geblieben sind und sich in
gutem Gesundheitszustand befanden.
Aus Truck liegt, wie der Zeitschrift „Chinas
Millionen“ vom Dezember zu entnehmen war,
der Brief einer Missionsschwester vor, wonach der
Dampfer „Coblenz“ am 13. Angust, Nachricht
vom Ausbruch des Krieges nach Truck brachte,
die Insel für die nächste Zeit mit Proviant ver-
sorgte sowie bei dieser Gelegenheit die Mannschaft
eines kleinen, der Marine gehörigen Vermessungs-
bootes abholte.
Ob die vor einiger Zeit aufgetauchte Nachricht,
daß die Japaner das Inselgebiet an die
australische Regierung abgetreten haben,
richtig ist, konnte mit Bestimmtheit nicht festgestellt
werden. Nach der vor einiger Zeit veröffentlichten
Rede des japanischen Ministers der Auswärtigen
Angelegenheiten Kato müßteeigentlichangenommen
werden, daß die Japaner die Inseln vorläufig
besotzt halten wollen. Demgegenüber ist am
14. d. Mts. wieder eine Notiz in den „Times“
erschienen, worin erneut behauptet wird, Japan
habe die von ihm eroberten deutschen Südsee-
kolonien in gebührender Würdigung der in
Australien herrschenden Auffassungen einstweilen
in australische Verwaltung gegeben.
2. Samoa.
In diesem Schutzgebiet haben sich seit der
Besetzung durch neuseeländische Streitkräfte neue
kriegerische Ereignisse nicht zugetragen. Wie aus
der inzwischen hierher gelangten „Samoanischen
Zeitung“ und auch aus englischen Nachrichten
hervorgeht, war allerdings am 14. September
das deutsche Südseegeschwader vor Apia erschienen.
Es dampfte jedoch am Nachmittag wieder ab,