Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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berrschend: ja die Preise stiegen sogar noch erheblich. 
Für sermentierte Ware fand man leicht Abnehmer zu 
61/ für Dezember-Abladung, 58/- für Januar= und 
57/6 für Februar-Abladung, während für kurante Ware 
56/ 54/ und 537 bezahlt wurden. 
Das Ausfuhrverbot, das von Frankreich im Jahre 
1914 für Waren, die nach den Niederlanden, der 
Schweiz und Italien bestimmt waren, erlassen worden 
war, trug dazu bei, die Stimmung für diese Kalao- 
sorte noch zu erhöhen. Die neuen Herbstzufuhren 
waren jedoch sehr groß und bestimmten die Verkäufer, 
im Preise etwas nachzulassen. Die in Liverpool sich 
anhäufenden Posten wurden dann auch gern zu 52/6 
bis 53/6 abgegeben. 
Mitte Januar wurde von Großbritannien ein 
Ausfuhrverbot für Kakao erlassen, was einen harten 
Schlag für den niederländischen Kakaohandel bedeutete. 
Begreiflicherweise wurden nunmehr die inzwischen noch 
angekommenen Ladungen zu rasch anziehenden Preisen 
(1# bis 45 Cent) aufgekauft, infolge des Ausbleibens 
neuer Zufuhren stieg der Kurs beständig. 
In Liverpool bingegen stapelten sich die Vorräte 
in so ungeheuren Massen auf, daß die Lagerräume zu 
klein wurden und die Schiffe ungelöscht im Hafen von 
Liverpool liegen mußten. Eine Folge hiervon war, 
daß die Preise mehr und mehr fielen und das Aus- 
fuhrverbot sich also somit gegen die Interessen Groß- 
britanniens selbst und des britischen Händlers richtete. 
Dieser Zustand hätte die schlimmsten Folgen haben 
können, wenn nicht die Britische Regierung das Aus- 
fuhrverbot aufgehoben hätte. Diesen Umstand machte 
sich am meisten Amerika zunutze, das sich Hanz im 
Gegensatze zu normalen Zeiten besonders als Lieferant 
von Kakaoerzengnissen enzpuppte. indem es eine große 
Menge der Liverpool-Anfuhren aufkaufte, während für 
die Niederlande gewisse erschwerende Bestimmungen 
und Klauseln für die Einfuhr von Kakao seitens Groß= 
britanniens bestehen blieben. Hatten die Preise infolge 
der Aufhebung des Ausfuhrverbots in Großbritannien 
zunächst etwas nachgelassen, so zogen sie kurz darauf 
rasch wieder an und stiegen für fair fermentierte Ware 
auf etwa 70/— (loco) und 67/ (Abladung)], für kurante 
Ware auf 68/- bezw. 66,, bis sie Anfang März eine 
Höhe von 72 für fair fermentierte Ware und 70. 
für kurante erreichten. 
Der Mangel an Schiffögelegenheit, eine natürliche 
Folge des Krieges, durch den die Zufuhren aus allen 
Erzengungsländern und Stapelplätzen nur ungenügend 
waren, bewirkte ein weiteres rasches Steigen des 
Preises für Accra-Kakgo bis auf etwa 78- und 80.— 
obwohl gerade zu dieser Zeit, etwa Mitte März, in 
Liverpool mehr als 50 Schiffe lagen, die ihre Ladung 
nicht löschen konnten. Die Aufhäufung aller möglichen 
Waren an den Kais und in den Packhäusern zusammen 
mit der auf dem Schiffahrtsgebiete herrschenden Ver- 
wirrung bewirkte, daß zunächst an ein Verfrachten von 
Gütern aus dem genannten Hafen nicht zu denken 
war. Anfang April kam endlich die erste große Ladung 
aus Liverpool an, die etwa 18.000 Ballen enthielt, 
und verschiedene kleinere Ladungen folgten. Die Preise 
hielten sich auf einer Höhe von 78/ bis 80/, während 
für fermentierte Ware loco Amsterdam, jedoch ohne 
irgendwelche beschränkende Bedingungen, sogar 56 Cent 
gefordert wurden. 
Mehr als in normalen Jahren war die Nachfrage 
nach Kakaofabrikaten von Einfluß auf die Preise der 
Rohstoffe. Daher stand denn auch der Monat April 
wegen Mangels an Nachfrage nach Kakaverzeugnissen 
im Zeichen des Preissturzes: sermentierte Ware stand 
mit etwa 70/J, kurante mit 68/ notiert, während die 
hier eingebrachten großen Vorräte zu 50 bis 52 Cent 
  
keine Käufer finden konnten. Inzwischen war die 
„Nederlandsche Overzee Trustmaatschappy“ eingerichtet 
worden, und Industrie und Handel mußten sich diesem 
neuen Stande der Dinge anpassen. 
Die allgemeine Aufmerksamkeit richtete sich nun- 
mehr auf die Ladungen, die bereits unterwegs waren, 
und von denen man hoffte, daß sie noch nicht den Be- 
stimmungen der N. O. T. unterworfen sein würden. 
Diese Hoffnung erfüllte sich jedoch, nicht, und von 
diesem Augenblick an trat die N. O. T. in Tätigkeit 
4um Wohle des Handels der Niederlande und ihrer 
Industrie, obwohl hiervon nach dem Bekanntwerden 
der Bestimmungen, an die sich Einfuhr= und Ausfuhr= 
händler zu halten hatten, zunächst niemand überzeugt 
war. Es folgten denn auch eine Reihe von Versamm- 
lungen und Besprechungen, die alle den Zweck hatten, 
die Verwirrung, welche durch die neuen Umstände und 
die veränderten Bedingungen entstanden war, abzu- 
wenden. Diese Bemühungen hatten Erfolg; bevor je- 
doch die Niederlande wieder mit der Einfuhr von 
Kakao aus dem Ausland beginnen konnten, fanden die 
in Amsterdam liegenden unverkauften Vorräte ge- 
bührende Beachtung. Für 18 bis 51 Cent gingen 
große Posten in die Fabriken, und in der ersten Hälfte 
des Juni stiegen die Preise sogar auf 55 bis 56 Cent. 
Für Abladung von Liverpool zahlte man zu dieser 
Zeit etwa 70/# zu N. O. T.-Bedingungen; der Preis 
stieg jedoch rasch auf 80.. Von diesem zeitpunkt an 
(Ende Juli) blieb der Markt, sest mit anziehenden 
Preisen und ließ sich auch nicht durch das Ausfuhr= 
verbot beeinflussen, das Großbritannien wieder für 
alle Länder, mit Ausnahme von Rußland, Frankreich, 
Italien, Spanien und Portugal, erlassen hatte. Natür- 
lich gab es noch besondere Schwierigkeiten für die in 
London und Liverpool Veeschlossenen Verträge, doch 
gelang es mit Hilfe der N. O. # ., diese zu überwinden. 
Trotzdem fiel der Preis für NX. O. T.-Posten auf 50 
bis 51 Cent. während der Kurs. für „freien“ Accra- 
Kakao langsam auf 69 bis 70 Cent für fermentierte 
Ware und 67 bis 68 Cent für kurante stieg. Dieser 
bereits sehr hohe Preis, der sogar die Notierungen 
des Kakaojahrs 1907 nicht übertraf, sollte in den fol- 
genden Monaten noch weitere Steigerungen erfahren. 
Die Abladungspreise blieben im großen ganzen un- 
verändert. Der Oktober brachte für X. O. T.-Accra 
eine Erhöhung von 4 Cent, wodurch der Preis sich 
auf etwa 54 Cent stellte, während „freier“ Accra den 
noch niemals dagewesenen Kursstand von 90 Cent und 
höher erreichte. In diesem Augenblicke traf unerwartet 
das niederländische Ausfuhrverbor für Kakaobutter alle 
Interessenten und legte für geraume Zeit das gange 
Geschäft brach. D Dieser neue Umstand würde unzweifel- 
haft einen erheblichen Preissturs zur Folge gehabt 
haben, wenn nicht gleichzeitig eine Regelung getroffen 
worden wäre, wonach die Einfuhr von Kakao aus den 
Erzeugungsländern und den Stapelplätzen in der Folge- 
zeit mit noch größeren Schwierigkeiten verbunden sein 
sollic. 
Diese Schwierigkeiten bestanden darin, 
einführende Fabrikant oder Händler nur mit Ein- 
willigung der N. . einführen konnte und daß die 
Schiffahrtsgesellschaften nur die Waren zur Verladung 
annehmen durften, für die Bewilligungen gewährt 
waren. 
Infolge dieses eigenartigen Zustandes stiegen die 
Preise schnell auf etwa 60 Cent, wofür verschiedene 
Loco- Hosten verkauft wurden. Gegen Ende November 
fiel der Preis infolge einer allgemeinen matten Stim- 
mung für alle Sorten auf etwa 58 Cent. Die neue 
UAccra-Ernte wurde mit etwa 45 Cent angeboten. 
während die flauere Stimmung und die damit ver- 
daß der
	        
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