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Botha kam dann auf die Eingeborenen in
Südwest zu sprechen und über eine mögliche
Wiederholung des Aufstandes. Als ich in
diesem Zusammenhange auf die von einem Teil
unserer Volksvertretung gewünschte Verminde-
rung der Schutztruppe kam, riet er dringend
ab, im Interesse der Aufrechterhaltung der Ord-
nung unter die Zahl von 2000 als Stärke der
Schutztruppe herunterzugehen. Auch er sei der
Meinung, daß man Eingeborenen niemals
trauen könne und immer auf der Hut sein
müsse.
Deutsch-Südwestafrika hatte nach demselben
Statesman's Vearbocok im Jahre 1913 eine euro-
päische Bevölkerung von insgesamt 14 816 Köpfen.
Demgegenüber hatte die Südafrikanische Union
im gleichen Jahre eine europäische Bevölkerung
von 1278713 Köpfen, also beinahe das Hundert-
sache. Deutsch-Südwestafrika besaß keine schwere
und eine wenig zahlreiche sonstige Artillerie.
Zu 2. Die Behauptung, der Gouverneur
von Südwestafrika habe mit Maritz vor Beginn
des Krieges Verabredungen irgendwelcher Art ge-
troffen, ist durchaus unrichtig. Unsere Gegner
haben einen Beweis hierfür nicht einmal versucht.
Zu 3. Es ist unrichtig, daß die deutschen
Truppen alsbald nach Ausbruch des Krieges bei
Scuitdrift und bei Nakab-Süd englisches Gebiet
angegriffen haben. Richtig ist vielmehr, daß eng-
lischerseits von einer bei Scuitdrift im Oranjefluß
liegenden Insel auf deutsches Gebiet hinüberge-
schossen wurde. Deutscherseits ist lediglich dieses
Feuer erwidert worden. Der Angriff erfolgte
von englischer, nicht von deutscher Seite. Der
zweite Ort, Nakab-Süd, liegt überhaupt nicht auf
englischem, sondern auf deutschem Gebiet!
· Zum Beweise dafür, daß Nakab-Süd im eng-
lischen Gebiet liege und seine Besetzung eine Ver-
letzung englischen Gebiets sei, hat die Regierung
der Südafrikanischen Union am 9. September 1914
im Parlament in Kapstadt den Abgeordneten eine
englische Karte vorgelegt, auf welcher der Platz
Nakab-Süd auf englischem Gebiet eingetragen
war. Eine Betrachtung dieser Karte, von der
ein Originalstück in meinem Besitz ist, zeigt aber
deutlich, daß Nakab-Süd ursprünglich auf deutschem
Gebiet eingetragen war, daß diese Einzeichnung
durch Rasur entfernt und die Rasurstelle nach-
träglich mit brauner Farbe überdruckt und der
Ort Nakab-Süd auf englisches Gebiet verlegt ist.
Diese Fälschung, die sofort im Unions-Parlament
kestgestellt wurde, liefert vollen Beweis dafür, daß
von einer Verletzung englischen Gebiets durch Be-
setzung von Nakab-Süd keine Rede sein kann.
4 Um die Abneigung der burischen Kreise Süd-
afrikas gegen den geplanten Angriff auf Deutsch-
Südwestafrika zu überwinden, hat die Regierung
Bothas die Bevölkerung Südafrikas durch die
wahrheitswidrige Behauptung deutscher Angriffs-
absichten zur Aufnahme der Waffen zu bestimmen
gesucht. Der wahre Sachverhalt ist aber in-
zwischen in weiten Kreisen Südafrikas bekannt
geworden.
# 1#
*
Zu Punkt 3 der Antwort des Staats-
sekretärs ist noch folgendes zu bemerken:
Der Lauf des Oranjeflusses ist vollständig
englisch, da die Grenze vertragsmäßig am rechten
Ufer (nicht im Talweg) entlang läuft. Es be-
steht also kein Zweifel, daß alle im Fluß liegen-
den Inseln englisch sind, und daß, wenn von
einer bei Scuitdrift liegenden Oranje-Insel auf
das deutsche Ufer geschossen wurde, ein Angriff
vom englischen Gebiet her erfolgte.
Die dem 20. Meridian östl. Greenw. folgende
deutsch-englische Grenze ist bereits seit 1906 genau
vermessen und vermarkt. Es handelt sich also
keineswegs um eine ideelle Linie, über deren
örtlichen Verlauf Meinungsverschiedenheiten herr-
schen könnten. Die von den beiderseitigen Grenz-
expeditionen seinerzeit gemeinsam entworfene und
von beiden Regierungen anerkannte Grenzkarte
(siehe Kopie I) zeigt die dichte Vermarkung der
Linie mit eisernen Grenztafeln und die Lage der
Ortlichkeit „Nakab“ auf deutschem Gebiet.
Die Bezeichnung „Nakab-Süd“ ist einige
Jahre später zum Unterschied von einem nord-
westlicher liegenden Nakab-Nord von der deut-
schen Regierung eingeführt worden (siehe Kopie II,
Ausschnitt aus einer 1912 erschienenen deutschen
Karte mit den Orten Nakab-Nord und Nakab-
Süd).
Die Person, die Nakab-Süd in die für das
Parlament bestimmte englische Karte einsetzte, hat
die Eintragung zunächst genau nach der deutschen
Karte vorgenommen, also auch den deutschen
Namen „Nakab-Süd“ eingeschrieben. Nachträglich
wurde die Ortssignatur ausradiert und auf die
englische Seite der Grenze verlegt. Die deutsche
Bezeichnung „Nakab-Süd“ blieb aber un-
verändert stehen, während sie folgerichtig als
„Nakab- South“ ebenfalls auf die englische
Seite hätte gesetzt werden müssen; die durch die
Rasur entstandene Lücke wurde mit einem braunen
Pfeil überdeckt (siehe Kopie III, Ausschnitt aus der
dem Unionsparlament vorgelegten Karte).
Daß eine so plumpe Fälschung im Unions-
parlament nicht unbemerkt bleiben konnte, liegt auf
der Hand. Die Ausführungen der dortigen Presse
beweisen, daß man in der Union über den wahren
Sachverhalt völlig im klaren ist. So schreibt die
Zeitung „De Tranvaler“ am 16. Juli 1915: