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nach dem Zweck, den das Unternehmen verfolgt,
wird bald ein Lager bevorzugt, bei dem alle Woh-
nungen, Bureaus, Magazine und Reparaturwerk-
stätten in fahrbaren Eisenbahnwaggons unter-
gebracht sind, und das an einem Tage seinen
Platz wechseln kann, oder das Lager wird gleich
für längere Zeit mit festen Häusern, kleinen
Gärten und Brunnen eingerichtet als Beginn
einer dauernden Ansiedlung").
Wo man auf schwarze Arbeiter angewiesen ist,
müssen die Unterkunftsräume für Neger und
Weiße getrennt werden. Im allgemeinen wird
aber der „lumber-jack“, der Amerikaner kana-
discher oder skandinavischer Abstammung, bevor-
zugt; denn auch hier ist die beste und am höchsten
bezahlte Arbeitskraft die billigste.
Steigerung der Leistungen. In
Amerika herrscht bekanntlich die Zahlen= und
Rekordwut; einen neuen Rekord aufzustellen in
bezug auf Besitz, Arbeitsleistung oder Spart, ist
das Streben jedes echten Amerikaners. Diese
Charaktereigenschaft macht sich auch die Holz=
industrie zu nutze. Wenn ein Unternehmen
mehrere logging-camps (Holzhauerlager) in Be-
trieb hat, so wird eines davon (Lager Nr. 1) mit
ausgesuchten Arbeitern belegt, die auch in bezug
auf Verpflegung usw. besondere Bevorzugung
genießen. Die Zahl der Arbeiter und Maschinen
ist in allen Lagern gleich. Die tägliche Arbeits-
leistung der einzelnen Lager wird in sämtlichen
Lagern jeden Abend angeschlagen, so daß durch
den Vergleich jedes Lager angespornt wird, die
Leistungen zu erreichen oder womöglich zu über-
treffen. Wenn das Lager Nr. 1 längere Zeit,
etwa einen Monat lang, von einem anderen in
seiner Arbeitsleistung übertroffen wird, so geht
seine bevorzugte Stellung auf das anderc, tüch-
tigere Lager über.
Damit ein Lager als ganzes konkurrenzfähig
gegenüber den anderen bleibt, muß jeder einzelne
Arbeiter bestrebt sein, eine Rekordleistung aufzu-
stellen: der Mann am fahrbaren Ladekrahn will
rascher fertig werden als der Skidder, der Skidder
rascher als die Holzhauer usw., so daß immer eins
das andere treibt.
Wie groß bei weitgehender Anwendung von
Maschinen die so erzielten Arbeitsleistungen sind,
mag man daraus ersehen, daß ein Holzhauer-
lager, das den Rundholzbedarf eines Sägewerkes
mit einer Leistungsfähigkeit von täglich 2500000 fr
bm. — 1700 fm stehendem Holz zu decken hat,
einschließlich aller Maschinisten, Reparaturschlosser
und Buchhalter nur 250 Mann beschäftigt. Mit
dieser Handvoll Arbeiter wird das Holz gefällt,
*) Eine ausführliche Beschreibung eines „logging
camp“ habe ich im „Forstwissenschaftl. Zentralblatt"
1909, S. 488 ff., veröffentlicht.
in Blöcher abgelängt, an die Bahn geschleift, auf-
geladen und in den Mühlweiher geworfen, da-
neben noch die öfter vorkommenden, kleineren
Reparaturen ausgeführt.
Bei farbigen Arbeitern, Negern und Mexika-
nern kommt diese Methode der Steigerung der
Arbeitsleistung durch Reizung des Ehrgeizes nur
in ganz beschränktem Maße in Betracht; da muß
das Treibsystem allein in Verbindung mit gut be-
zahlten Vorarbeitern und Aufsehern angewendet
werden.
Sägewerk.
Ursprünglich suchte man mit dem Sägewerk
den Wald auf: eine fahrbare Lokomobile lieferte
die Antriebskraft für eine große Kreissäge, dazu
kam noch eine Besäumkreissäge und eine Pendel-
säge zum Ablängen. Ein paar mit Klammern
verbundene Stämme bildeten das Fundament und
ein paar Schwartlinge das Dach. Das war alles.
Die Farmer der nächsten Umgegend lieferten die
auf ihrer „homestead"“ gefällten Bäume. Ver-
einzelt kann man solche Zwergbetriebe auch heut
noch sehen.
Mit der Zeit bemächtigte sich aber das Groß-
kapital der Sägeindustrie. Wo rein kapitalistische
Grundsätze maßgebend sind, drängt die Entwick-
lung zur Konzentration, zum Ersatz der teuren
menschlichen und tierischen Arbeitskraft durch
Maschinen und zum möglichst raschen Umsatz des
investierten Kapitals, — alles Voraussetzungen,
die nur der Großbetrieb erfüllen kann.
Platzfrage. Die erste und wichtigste Frage
ist die Platzfrage. Wohin soll das Werk zu stehen
kommen? Für den Export ist es am günstigsten,
wenn das Werk so gelegt werden kann, daß die
fertigen Produkte direkt in Seeschiffe verladen
werden können (in Florida die Sägewerke am
St. Johns-River, an der Pazifischen Küste vor
allem die Werke am Puget-Sound und am Co-
lumbia-River).
Bei zu großer Entfernung des Waldes von
der Küste, oder wenn der Absatz wenigstens zum
Teil ins Inland geht, muß das Sägewerk an eine
Hauptbahn gelegt werden. Gewöhnlich ist es so,
daß die Eisenbahngesellschaft am Sägewerk finan-
ziell beteiligt ist, oder umgekehrt; das ist die Regel
bei den großen Sägemühlen im Pitch-Pine-Gebiet.
Bei dem Mangel an Arbeitskräften und den
hohen Löhnen muß bei der Anlage eines in-
dustriellen Unternehmens, wie ein Sägewerk, die
Ersparung von menschlicher Arbeit der leitende
Gedanke sein. Da neue Industrien dieser Art
immer in ganz menschenleeren Gegenden an-
gesiedelt werden, macht jeder Arbeiter mehr eine
dauernde Mehrbelastung des Unternehmens für
Wohnung, Beköstigung und Fürsorge aus.