10 I. Die militärische Jugendvorbereitung und Jugendpflege.
Die Schüler der Oberklassen höherer Lehranstalten wer-
den in Deutschland zu Jugendkompagnien zusammenge-
faßt, die Zöglinge der Lehrerseminarien, Fortbildungsschüler
und sonstige Jugendliche ebenfalls für sich örtlich in Kom-
pagnien vereinigt. In Berlin-Stadt sind gegenwärtig etwa 40
Kompagnien an höheren Schulen, 20 an Fortbildungsschulen
und Fachschulen, 6 in kaufmännischen Vereinigungen, 20 in
konfessionellen Vereinen, 20 in Turngemeinden, 10 bei der
Jugendwehr, zusammen über 100 Kompagnien gebildet; weitere
sind noch in Bildung begriffen. Eine Trennung nach Ständen
oder Konfessionen ist nach Möglichkeit zu vermeiden, viel-
mehr soll die deutsche Jugend bei ihren militärischen
Übungen ebenso wie später im Heere Schulter an Schul-
ter stehen. Kriegsspiele und Geländeübungen in größeren
Verbänden bieten hierfür hinreichend Gelegenheit. Die mili-
tärische Jugendvorbereitung kann dazu beitragen, soziale,
politische und konfessionelle Gegensätze zu überbrücken.
Auf Befehl des kgl. Generalkommissars für die Provinz .Bran-
denburg, Generals der Infanterie von Wachs, waren über
100 Jugendkompagnien mit rund 8000 Jungmannen am 14. Fe-
bruar 1915 auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin versammelt.
„Der bisherige Grad der Ausbildung, ja das ganze Programm
für die militärische Vorbereitung laden nicht ohne weiteres
zum Zusammenziehen großer Massen ein, und doch
sprechen gute Gründe dafür, gelegentlich der Jungmannschaft
zu zeigen, ihre Führer zu erinnern, wie ihre Einzelarbeit, ihre
kleinen Verbände zu Größerem zusammenwirken sollen. Ge-
legentliche größere Übungen erweitern das Verständnis, sie
heben Phantasie und Lust zur Sache bis in die Zuschauer
hinein, die noch Zurückstehenden oder die Eltern und Pfleger
der Jungmannen, bei denen allen Verständnis und ernste Teil-
nahme für das Tun der Jugend nebenbei geweckt und gefördert
werden soll.“ (Jungdeutschland-Post. 3. Jahrgang Nr. 5.)
Verantwortlich für die gesamte militärische Or-
ganisation der Jugend sind in Preußen das Kriegs-
ministerium und die stellvertretenden Generalkom-
mandos, die sich der staatlichen Bezirks-, Kreis- und Orts-
ausschüsse für die Jugendpflegel) bedienen. In verschiedenen
t) HEMPRICH, Handbuch u. Wegweiser f. d. Arbeit in d. Jugendpflege.
— HEMPRICH, Seminar-Öberlehrer, K., Die militärische Vorbereitung der