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II. Turnen, Spiel und Sport
im Dienste der Erziehung und der Wehrkraft.
Auf der Dezember-Konferenz 1890 sprach Kaiser Wil-
helm II. in wirkungsvollem Zusammenhange aus: „Bedenken
Sie, was uns für ein Nachwuchs für die Landesvertei-
digung erwächst. Ich suche nach Soldaten; wir wollen
eine kräftige Nation haben!“ und legte den verantwort-
lichen Personen die Frage aufs Gewissen: „Was soll außer
dem rationelleren Turnen für die Schulhygiene geschehen ?“
Der eiserne Krieg, der plötzlich über Europa hereingebrochen
ist, hat seinen Worten einen hohen aktuellen Sinn verschafft.
Daß in der gesundheitlichen Erziehung und der militä-
rischen Ertüchtigung unseres Nachwuchses stetige Fortschritte
gemacht sind, lehren die bekannt gewordenen Zahlen über
Diensttauglichkeit im Heeresersatz. Mußte doch im Jahre
1885 von der gesamten heerespflichtigen Jugend über die
Hälfte zurückgesetzt werden, weil sie nicht felddienstfähig er-
schien. Und von’den Abiturienten der höheren Lehranstalten
waren bis 67 % zum Heeresdienst völlig untauglich. Die
Untersuchungen der Oberstabsärzte SCHWIENING und NICOLAT,
die sich auf 5260 zum einjährig-freiwilligen Dienst berechtigte
Wehrpflichtige erstreckten, über deren Militärverhältnis 1904 6
ein endgültiges Urteil zu fällen war, erbrachten als Tauglich-
keitsziffer 65 % der Abgefertigten, die der übrigen Militär-
pflichtigen im gleichen Jahre war 56,2%. Diese Prozentzahlen
haben freilich nur einen relativen Wert, da die Aushebungs-
ziffer gesetzlich festgelegt ist und mit der anwachsenden Be-
völkerungsziffer nicht parallel geht, so daß bisher manche
Pflichtige mit geringen Mängeln der Ersatzreserve und dem
Landsturm zugeteilt wurden. Gleichwohl sind darin wichtige
statistische Aufschlüsse über die gesundheitlichen Wirkungen
des Schulbesuches enthalten.
Unter Berücksichtigung der Länge des Schulbesuches bis
zum 16., bis zum 17. (bzw. 19.) oder bis zum 20. Lebensjahre