32 II. Turnen, Spiel und Sport im Dienste der ErZiehung und der Wehrkraft.
daß sie bis zur äußersten Erschöpfung fortgesetzt werden oder
in Roheiten ausarten.
Die täglichen Atemfreiübungen haben eine nicht geringe
Bedeutung. Bei jeder Sitzarbeit sind die oberen Lungenpartien
in der Atmung behindert und erlangen dadurch eine Disposition
für die Ansiedlung von Tuberkelbazillen; es werden aber auch
durch längeres Stillsitzen Haltung, Blutkreislauf, Verdauung
ungünstig betroffen. Durch Tiefatmung bis zur äußersten
Grenze des Möglichen sollen der Brustkorb erweitert, die
Lungenspitzen in Tätigkeit gesetzt, darin befindliche Fremd-
körper herausgeschafft, die Atmungsmuskeln gekräftigt, die
Herztätigkeit belebt werden. Die Lungengymnastik verlangt
tiefes Einatmen reiner Luft, Atemhalten und langsames Aus-
atmen, eventuell mit begleitenden Bewegungen der Arme.
Trotz ihrer Wichtigkeit könnten die Atemfreiübungen als solche
an Knabenschulen in Fortfall kommen, wenn die Schulen auf
tägliche Leibesübungen Bedacht nehmen, die sich wahrschein-
lich nach den jetzigen Erfahrungen und dem militärischen Er-
fordernis am besten als verbindliche Wehrübungen (Kriegs-
spiele, Geländeübungen, Exerzieren, Entfernungsschätzen usw.)
auszugestalten hätten.
‚Wenden wir unsere Betrachtung nunmehr den fakultativen
Leibesübungen zu, so werden wir nicht umhin können anzu-
erkennen, daß sie an erziehlichem Werte und Gesundheits-
förderung in nichts hinter dem Turnen und den Atemübungen
zurückstehen. Das Baden dient der Hautpflege, die in den
ärmeren Volkskreisen stark vernachlässigt wird. Die moderne
Volksschule hat daher neben der Begünstigung der Flußbäder
durch Einrichtung von Brausebädern oder Wannenbädern wei-
tere hygienische Fürsorge für ihre Zöglinge getroffen. Bäder
erhöhen zugleich die körperliche und geistige Frische, härten
den Körper ab und erwecken den Sinn für Reinlichkeit und
Körperpflege. Die Brausebäder haben eine Dauer von 2 Mi-
nuten, voraus geht die Reinigung des Körpers; der Baderaum
ist auf — 20° C erwärmt.
In der Zeit tiefster politischer Erniedrigung wurde das
Schwimmen als Mittel zur Erneuerung der Volkskraft ge-
priesen. Es findet heute seine Pflegestätte in Heer und Flotte,
in Schwimm-, Turn- und Sportvereinen. Die gesundheitlichen
Vorzüge liegen in der Muskel- und Atemgymnastik in Ver-