34 II. Turnen, Spiel und Sport im Dienste der Erziehung und der Wehrkraft.
Ausatmung bis zu 2,5 cm bei ersteren machte ROEDER noch fol-
sende interessante Beobachtungen. Bei schwächlichen heran-
wachsenden Mädchen waren die Brustdrüsen 21/2 Monate nach
der Wanderung außerordentlich mehr entwickelt als zuerwarten
gewesen wäre, also eine Förderung der Pubertätsentwicklung,
die auch hinsichtlich späterer Mutterschaft und Stillfähigkeit
gute Aussichten gewährt. Bei den Knaben erfreute insbe-
sondere die Besserung der Muskulatur, namentlich des Brust-
korbes, des Rückens, der unteren Gliedmaßen. Mit besserer
Gesichtsfarbe, lebhafterem Gesichtsausdruck kehrten sie zurück.
Auf der ersten Tagung des Jungdeutschlandbundes pries
Lehrer SCHIRRMANN-Altena das Jugendwandern auf Grund
seiner Erfahrungen: Dieses Wandern, das im Sinne von JAHN
und GUTSMUTHS den jungen Wanderern alle Verweichlichung
in Kleidung und Nahrung fernhält, das sie von der Bequem-
lichkeit und dem Luxus unserer Tage unabhängig macht, das
ihren :Willen gegen die Begehrlichkeit der Sinne stählt, das
sie lehrt, ihren Stolz einzusetzen, Hunger und Durst zu er-
tragen, Müdigkeit und Abspannung durch Willenskraft zu über-
winden und aller Unbill von Wind und Wetter festen Mutes
zu trotzen — dieses Wandern ist Körperpflege durchgreifendster
und edelster Art, eine neue scharfe Quelle für Volkskraft,
eine Hochschule für zähes Wollen und starkes Tun. Der Bla-
siertheit der Jungen und der Frühreife unserer Mädchen wird
wirksam vorgebeugt. Die Erziehung zur Sparsamkeit und
Bedürfnislosigkeit wird die heranwachsende Generation vor
der Gier nach Geld und flachen Vergnügungen bewahren.
Marschübungen, wie sie in den Richtlinien für die mili-
tärische Vorbereitung der Jugend seitens des Kriegsministe-
rıums vorgesehen sind, Dauer- und Schnellaufen, die der Kultus-
minister für die Turnstunden empfiehlt, sind demnach für die
gesundheitliche Entwicklung der Jugend von durchgreifender
Bedeutung. Sie bringen zahlreiche Muskelgruppen in PBe-
wegung, gewöhnen Blutgefäße und Herz an vermehrte Wider-
stände und trainieren auch das Nervensystem. Die Marsch-
fähigkeit läßt sich allmählich steigern, gleichzeitig das Ge-
wicht des Gepäcks. Jede Überanstrengung des Anfängers ist
jedoch entschieden zu vermeiden. Gewöhnliche Tagesleistun-
gen der Truppen betragen 30—40 km; an der Ostfront haben
unsere Armeen in 4 Tagen 150 km zurückgelegt; einzelne