II. Turnen, Spiel und Sport im Dienste der Erziehung und der Wehrkraft. 37
Rudern zur Last gelegt hat, bei ihnen eintreten könnte, er-
langten in wenigen Monaten eine korrekte Haltung im Boot
und führten einen korrekten Ruderschlag. Die Skoliose bringen
schwächliche Schüler zuweilen mit, und gerade durch Rudern
kann ihr mit Erfolg entgegengewirkt werden. Bei korrekter
Haltung schwingt der Rumpf in der Kielebene des Bootes, bei
inkorrekter Haltung, die bei Anfängern leicht vorhanden ist,
erst rechts, dann links aus dieser Ebene heraus oder umge-
kehrt, wobei die eine Schulter gesenkt, die andere gehoben
wird. Man wirkt der falschen Bewegungsart entgegen, wenn
man den Anfänger abwechselnd auf Steuerberd und Backbord
bringt. Bei vorhandener Rückgratsverkrümmung setzt man
den Schüler so, daß die Wirbelsäule gezwungen wird, eine
kompensatorische Bewegung zu machen.
Infolge der enormen Muskelarbeit, die eine mehrstündige
Übung erfordert, ist der Stoffwechsel ein äußerst lebhafter,
und der Appetit kommt nicht erst beim Essen, sondern ist
schon lange vor dem Essen da. Denn es tritt eine starke Aus-
scheidung von gasförmigen und unter Umständen flüssigen
Stoffen aus der Haut auf, die den Stoffwechsel steigert. Die
Lungen werden zu ergiebigen Atembewegungen veranlaßt und
gründlich ausgelüftet. Das Herz wird durch die Übungen der
Skelettmuskulatur ebenfalls gekräftigt und widerstandsfähig
gemacht. Freilich dürfen junge Leute mit organischen Herz-
erkrankungen dem Sport nicht obliegen, ebensowenig wie sie
sich an allen Turnübungen beteiligen dürfen. Leichte Herz-
neurosen, die wiederholt bei Primanern vorgefunden sind, ver-
hindern in der Regel nicht die Teilnahme an gewöhnlichen
Ruderübungen, schließen jedoch vom Wettfahren aus. Das
Training vor öffentlichen Schaustellungen ist bei den Gym-
nasiasten niemals so intensiv betrieben worden, daß es Stö-
rungen der Herztätigkeit hätte zur Folge haben können, wo-
vor man ja von ärztlicher Seite gewarnt hat; außerdem findet
stets eine ärztliche Untersuchung aller Ruderer statt, die sich
am Wettfahren beteiligen wollen. Alkoholhaltige Getränke
werden vermieden; in der Erziehung zur Mäßigkeit und Ent-
haltsamkeit kann der Rudersport schöne Erfolge aufweisen.
Eingeschränkt ist auch das Rauchen, es ist allgemeine Ruder-
praxis, daß im fahrenden Boot nicht geraucht werden darf,
es verbietet sich gewissermaßen von selbst.