46 III. Das hygienische Gleichgewicht in der Erziehung.
aufsteigender Qualität und Quantität, was die Folge eines Wil-
lensantriebes oder auch ein Ingangkommen der Person, Ein-
arbeitung und Anregung sein kann. Es gesellen sich hinzu:
Gewöhnung und Übung, die längere arbeitssteigernde Wir-
kungen auslösen. ZUNTZ, SCHUMBURG, LOEWY wiesen nach, daß
infolge Übung auch der Energieaufwand und Stoffverbrauch
sich verringert; am ersten Marschtage ist er um 36%, am
vierten um 23°), höher als am dreizehnten bei gleicher Leistung
des Soldaten; es erfolgt eine Auslese im Gebrauch der Muskeln.
Umgekehrt steigt der Umsatz in der Ermüdung bis um 20%.
Bei jedem Arbeiter, insbesondere beim ungeübten Jugend-
lichen, macht sich mit fortschreitender Arbeit ein Gefühl der
Müdigkeit bemerkbar, wiewohl es noch nicht zum Sinken
der Arbeitsmenge kommt. Diese subjektive Ermüdung ist das
erste Warnungssignal des Organismus. Die objektive Er-
müdung äußert sich erst nach geraumer Zeit in Funktions-
schwächungen und der damit verbundenen qualitativen und
quantitativen Herabminderung der Leistung. Zugleich ver-
ringert sich dann jede Art von Aufmerksamkeit, es verlang-
samen sich die Denkprozesse und werden eintönig, Gedächtnis
und Reizempfindlichkeit erscheinen herabgesetzt.
Wird der Soldat auf dem Marsche müde, so pflegt er ge-
bückt zu gehen und zugleich unbewußt die Beine breiter aus-
einanderzustellen, um auf diese Weise den Schwerpunkt des
belasteten Körpers nach vorn zu verlegen und die Körperbasis
zu verbreitern. Auch haftet er mit den Füßen länger am Boden
und führt die Beine schneller vorwärts. Tritt eine kleine Unter-
brechung auf dem Marsche ein, so benutzt er sie zum Ausruhen
(Mosso).
In dem ermüdeten Muskel fanden RANKE, MOSSO, VERWORN, LANDOIS
Stoffe vor, die seine Kontraktionsfähigkeit lähmen, u. a. Milchsäure und
saures phosphorsaures Kali. Diese Ermüdungsgifte werden durch den Blut-
strom nach und nach fortgeschafft, so daß die Muskulatur in der Ruhe den
Normalzustand zurückerlangt. Bei sehr anstrengenden und ungewohnten
Ausschau, Die geistige Ermüdung der Schuljugend. Zeitschr. f. Hygiene
und Infektionskrankheiten. 69. Bd.
STROEDE, Die Schülerermüdung, ihre Ursache und ihre Messung. In
LorEnzz-Kensıes, Hygienische Unterweisung usw. Zickfeld, Osterwieck a. H.
1913.
Meusmann. Vorlesungen zur Einführung in die experimentelle Pädagogik.
Leipzig. W. Engelmann.