50 1Il. Das hygienische Gleichgewicht in der Erziehung.
der Schwere und sinkt nach vorn zusammen. Es kommt zur
fehlerhaften Haltung, die auf Atmung, Blutkreislauf, Stoff-
wechsel, beim jüngeren Schüler auch auf Wirbelsäulen- und
Augenentwicklung ungünstig einwirkt. Die Rippen werden bei
der Atmung nicht energisch gehoben, das Zwerchfell kann die
zusammengeschobenen Eingeweide nicht kräftig vordrücken,
die Lungen dehnen sich nur wenig aus, die Lungenspitzen er-
halten ungenügende Blutzufuhr. Der Schulhygieniker ist be-
strebt, der Kauerstellung durch zeitweilige Einfügung einer
Ruhe- und Erholungsstellung in der Schulbank mit völliger
Entspannung der willkürlichen Muskulatur vorzubeugen und
die Beengung der Atemtätigkeit durch Freiübungen wieder
wettzumachen.
Man hat die Ermüdung des Schülers mit physiolo-
gischen Methoden gemessen (Dynamometermethode, Ergo-
gsraphenmethode, Messung der Akkommodationsbreite des Auges).
Sie geben keine völlig sicheren Resultate, weil eine strenge
Proportionalität zwischen körperlicher und seelischer Ermü-
dung nicht besteht. Die Ästhesiometermethode stellt die Haut-
empfindlichkeit vor und nach einer geistigen Anstrengung [est,
d. h. eine psychische Größe. Man hat ferner von päda-
gsogischer Seite die zu verschiedenen Zeitlagen vorhandene
geistige Energie des Schülers durch kleine Aufgaben geprüft
(Diktate, Rechenstücke u. dgl.), die man zwischen oder in die
einzelnen Lektionen des Schulvormittags einfügte. Der Rechen-
unterricht ist wiederholt als Versuchsfeld benutzt worden. Das
Kopfrechnen gehört zu den eminent geistigen Arbeiten; moto-
rische Akte wie Sprechen und Schreiben fallen bei ihm fort,
es handelt sich nur darum, die akustisch dargebotenen Zahlen
im Gedächtnis festzuhalten und an ihnen den geforderten
Rechenakt zu vollziehen. Das schriftliche Rechnen erscheint
durch Einschalten der motorischen Akte, durch fortwährende
Unterstützung des Gedächtnisses mittels der Ziffern, durch
Zerlegung des Rechenaktes in mehrere einfache Akte bedeu-
tend leichter. Nun konstatierte BURGERSTEIN bei Schülern von
11—15 Jahren, daß nach 30 Minuten schriftlichen Rechnens,
das nach Art unserer Klassenarbeiten mit ziemlicher Geschwin-
digkeit stattfand, die beste Leistung bereits erreicht war. Die
Sensibilitätsmessungen von GRIESBACH ergaben das Resultat,
daß die Herabsetzung des Empfindungsvermögens nach den