IV. Vaterländische Erziehung und Wehrübungen. 71
stens einmal in jeder Woche in geeigneter Form, nötigenfalls
unter Zurückstellung des eigentlichen Lehrstoffs, die jeweiligen
wichtigsten "Geschehnisse der Jugend zu Gemüte zu führen.
In erster Reihe soll der Unterricht im Deutschen, in der Re-
ligion und Geschichte benutzt werden, um das Verständnis für
die Leistungen und Opfer von Heer und Flotte zu wecken.
In den Volksschulen dürfte in den Mittelklassen die
lebendige Darstellung hervorragender Persönlichkeiten, ein-
zelner Schlachten und Ruhmestaten angemessen erscheinen,
in den Oberklassen das Verständnis der Völker und ihrer großen
Zusammenhänge, der Ursachen und Wirkungen des Krieges
anzubahnen sein. „Kriegsgeschichte verfehlt ihre die Jugend
begeisternde Wirkung niemals, wenn vor dem mit wenigen
Strichen in großen Zügen gezeichneten Hintergrunde der
großen Ereignisse sich ein Einzelschicksal, ein einzelnes Er-
eignis, ein Einzelunternehmen abhebt, das schlicht, aber an-
schaulich und lebenswahr vor die Seele gestellt wird.“ Die
Abteilung für Kirchen- und Schulwesen der Kgl. Regierung in
Posen hat nachstehende Verfügung ergehen lassen: Wir legen
besonderen Wert darauf, daß während des großen Krieges die
Geschichtsstunden in erster Linie dazu benutzt werden, um den
Schulen mit Hilfe von Skizzen den Verlauf des Krieges klar-
zumachen. Der Stoff, wie er vom Lehrplan vorgeschrieben ist,
kann dabei zurückgestellt werden. Es soll in den Kindern das
Verständnis für die ernste und erhebende Zeit, die sie durch-
leben, geweckt werden. Wenn auch von der Schule alles fern-
gehalten werden muß, was in die Herzen der Kinder Selbst-
überhebung oder Verachtung und Haß gegen andere Völker
pflanzen könnte, so sollen sich doch die Kinder mit freudigem
Stolze dessen bewußt werden, daß sie Glieder eines großen
Volkes sind, das in gerechtem Kampfe gegen erdrückende
Übermacht heldenhafte Opfer bringt.
In der Fortbildungsschule und in der militärischen
Jugendpflege sind Deutschlands Einigung, Wachstum und
Größe aus nationalen, kulturellen und wirtschaftlichen Fak-
toren, die bei den Volksschülern noch keine tiefere Wirkung
erzielen, anschaulich zu machen.
In allen Schulen soll nach MATTHIAS!) der Unterricht auf
weltgeschichtliches Wissen sich einstellen, auf die sich stetig
1) MATTHIAS, ]. c.