Vorwürttembergische Zeiten. 13
Walaho in Walheim. Hieher gehört auch die eigenthümliche Bildung mit
der Endsilbe — ingen, die wohl nirgends häufiger ist als im nördlichen
Schwaben, aber unter verschiedenen Formen (wie — ungen in Hessen, —
ing in Baiern, — igen in der Schweiz), auch bei den andern deutschen
Stämmen vorkommt und ursprünglich ein Dativ Pluralis mit fehlendem
Vorwort „zu, bei“ ist (z. B. Andelfingen, Münchingen ꝛc. der Ort, wo
die Angehörigen Andolfs, der Münche 2c. wohnen). Andere Ortsnamen
leiten sich her von der Lage der Niederlassung: Au (Ebene, Insel), Berg,
Tobel und das gleichbedeutende Klinge, Eck, Feld, Fels, Moos, Ruck,
Staufen, Steig, Stein, Thal, Wang (d. h. Ebene), Zabel (d. h. Tafel,
tafelförmiger Ort, z. B. Zavelstein); von Wassern: Aa, Ach, Bach, Born,
Laufen, Sulz, Hülbe (Lache, Sumpf, Cisterne), Urspring, Gmünd, auch
Vereinigung zweier Flüsse (Neckarrems, Neckarsulm); von Thieren: Gans,
Hase, Reh (Rechberg, Rechberghausen), Hirsch (Hirschau, Hirsau), Ochse,
Roß, Ur (Urach, Urbach), Wisont (Wiesensteig, ursprünglich Wisontessteiga),
Elch, althochdeutsch elaha, (davon Ellwangen), Wolf; von Bäumen und
Wäldern: Affalter (d. h. Apfelbaum), Birke, Buche, Eiche, Erle, Esche,
Fichte, Tanne, Hain, Hard, Holz, Wald, Schachen (d. h. Stück Waldes),
Loh oder Loch (d. h. Wald); von Boden= und Kulturverhältnissen: Reut,
Reuti, Rieden, Ried, Rieth, Roden, Rot, Schnait, Schwand, Schwendi,
Gschwend (schwenden d. h. ausroden), Schweig, Sölden, Stöck, Maden
(Heumaden), Korn, Roggen, Kraut; von der Kirche: Kirch, Kappel,
Münster, Mönch, Pfaff, Pfronn (d. h. Pfründe: Deckenpfronn, d. h.
Dechantenpfründ); von Einwanderungen: Sachsen, wohl auch Winden;
endlich von anderen Ursachen mehr (z. B. Marbach von Mark, d. h. Grenze
Frankens gegen Alemannien).
IV. Das Herzogthum Schwaben bis zum Untergang der Staufer.
Nach dem Aussterben der Karolinger wurde Deutschland ein Wahl-
königreich, jedoch in der Weise, daß, nachdem einmal ein Haus auf den Thron
berufen war, die Wahl sich in der Regel der Erbfolge anschloß, wenigstens
in der vorliegenden Periode (abgesehen übrigens von ihren letzten Zeiten), in
welcher so auf den von weiblicher Seite mit den Karolingern verwandten
ersten Herzog von Rheinfranken, König Konrad I., wenn man die Sache im
Ganzen betrachtet, drei Dynastieen nach einander folgten, die sächsische,
die fränkische oder salische und die schwäbische oder staufische. Otto I.,
der Große, brachte 962 die Kaiserwürde Karls des Großen an Deutsch-
land. Unter den beiden ersten Saliern, besonders dem zweiten, Hein-
rich III. (1039—1056), hatte die kaiserliche Gewalt ihre größte Stärke
erreicht. Aber schon unter seinem Sohne, Heinrich IV. (1056—1106),
begann der lange Kampf mit dem Papstthum, wobei zugleich die zuneh-