Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

vielmehr rumorte die Puppe mehr als je, und es schien ihr gar —* 
in der zugenagelten Lade zu gefallen. Kurze Zeit darauf kam auch das 
letzte Stündlein der Hexe und sie starb eines rätselhaften Todes. In 
seiner Not wandte sich nun der geplagte Erbgerichtsbesitzer an den 
Ortsgeistlichen in Erbisdorf. Der Pastor erschien, las einige lateinische 
Gebete vor, beschwor die Gestalt und schloß mit den Worten apage 
satanas! Darauf entfernte sich der Geistliche. Unterwegs aber hörte 
er ein leises Husten und als er sich umdrehte, tanzte die Puppe 
spottend hinter ihm her, so daß er voll Grausen eilends nach Hause lief und 
Thür und Thor fest zuschloß. Und so blieb denn die Puppe unge— 
bannt im Hause. Lange Zeit wohl mochte sich dieselbe ruhig verhalten 
haben, bis sie dann endlich wieder mit ihrem Spuke auftrat. Ihrem 
Treiben sollte aber nunmehr ein baldiges Ende bereitet werden. An 
einem sonnenhellen Nachmittage wurde die Lade mit allem Zubehör 
auf einen Schubkarren geladen und von einem Tagelöhner dem dunklen 
Spitalwalde zugefahren. Je näher er demselben kam, desto schwerer 
wurde die Lade, so daß ihm der Schweiß von der Stirne rann. 
Unter einer Birke machte er ein Loch, einige Fuß tief; doch war ihm 
bei dieser Arbeit nicht ganz wohl, denn der Himmel umzog sich mit 
dunklen Wolken, Blitze leuchteten durch des Waldes Düster und in 
der Ferne rollte der Donner. In aller Eile setzte er die Lade in das 
gegrabene Loch, schaufelte Erde darauf, bedeckte es mit Rasen und be- 
gab sich nun eiligst auf den Rückweg. Je näher er an Brand kam, 
desto eiliger hörte er hinter sich trippeln und trappeln und als er sich 
auf einen Augenblick umsah, erblickte er zu seinem Entsetzen die be- 
grabene Puppe mit hellleuchtenden Augen. Außer sich vor Schreck 
kam er halbtot nach Hause, aß und trank nicht und legte sich zu Bette. 
Das hitzige Fieber übermannte ihn und schon nach drei Tagen war 
er eine Leiche. 
Seit jener Zeit hat man von der gespenstischen Puppe nicht mehr 
viel vernommen. Als jedoch das Erbgericht neu aufgebaut wurde, 
wollen einige Bauleute dieselbe gesehen haben, wie sie auf den halb- 
vollendeten Mauern herumgesprungen sei, und man sagt, daß sie 
heimlich samt der Lade wieder aus dem Spitalwalde hereingeschafft 
worden wäre. 
  
133. Gespensterspuk in einer Binge bei Eibenstock. 
(Mündlich.) 
Im Dinitzgrunde bei Eibenstock, in welchem noch die Uberreste 
früherer Zinnseifen zu sehen sind, zeigt man auch eine alte Bunge. 
  
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