Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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nehmen die Nixe an, wenn sie ohne Veranlassung, wie dies bei Elter— 
lein geschah, ruhige Arbeiter und Spaziergänger erschrecken. 
Der Nix der Zschopau fordert jedes Jahr sein Opfer. Es ist 
dies eine Uberlieferung, welche auch der Lausitz nicht fehlt und die sich 
in gleicher Weise bei der Saale, Elster, Donau, Oder u. s. w. wie- 
derholt. In die Bode bei Quedlinburg warf man früher in bestimmter 
Frist einen schwarzen Hahn; geschah dies nicht, so forderte der Fluß 
ein Menschenleben. Wenn auch nicht bei allen Überlieferungen von 
den jährlich ein Menschenleben fordernden Flüssen die Nixe ausdrück- 
lich genannt werden, so ist doch immer dabei an heidnische Menschen- 
opfer, welche den Wassergeistern gebracht wurden, zu denken. (Haupt 
a. a. O., No. 45.) Als man die Opfer nicht mehr freiwillig brachte, 
holte sich diese der Flußgeist selbst. 
Schließlich mag noch auf die in unserem Sagenkreise etwas 
fremdartig erscheinende Seebergjungfer, welche zuweilen an den Hoder- 
wiesteich bei Seestadtl kam, um daselbst zu baden, hingewiesen werden. 
Sie erschien halb als Fisch und zur Hälfte als Mensch und erinnert 
durch diese Gestalt an die keltische Brunnennymphe Melusina, deren 
Namen wir aber in einer Sage aus dem böhmischen Teile des 
Erzgebirgs einer Luftgottheit beigelegt finden. Jac. Grimm ist ge- 
neigt, alle Vorstellungen von geschwänzten Nixen als echt deutsche an- 
zuzweifeln. (Deutsche Myth., S. 277.) — Der vielleicht bis zur euro- 
päischen Völkerwiege zurückreichende Glaube an Wasserdämonen hat 
bei den auseinandergehenden Völkerstämmen mancherlei Gestalt ange- 
nommen. Verwandt mit unsern deutschen und slavischen Nirxen und 
den keltischen Brunnennymphen sind die indischen Apsaras, d. h. die 
aus dem Wasser Entsprossenen. — Zur Dämonenwelt gehören auch die 
Riesen, welche nach der germanischen Mythe erst nach den Zwergen 
erschaffen wurden, um die Ungeheuer und Würmer zu erschlagen. Ab- 
gesehen von den chronikalischen Überlieferungen von Riesenknochen, 
welche da und dort gefunden wurden, fehlen im Erzgebirge eigentliche 
Sagen von Riesen und ebenso ist es jedenfalls auch bemerkenswert, 
daß sich bei uns nicht, wie dies in anderen Gebirgen der Fall ist, 
Riesensagen mit gewaltigen Felsmassen verknüpfen, welche nicht selten 
mauerartig aufgetürmt, die bewaldeten Höhen krönen, oder die durch 
ihre absonderliche Form — ich erinnere dabei an die granitischen 
„Hefenklöse“ bei Johanngeorgenstadt und den Rockenstein bei Schön- 
heiderhammer — die Aufmerksamkeit der Bewohner gewiß schon in 
früherer Zeit erregten. Die so häufig im oberen Erzgebirge auftre- 
tenden Blockwerke hat das Volk nüchtern betrachtet, während es z. B. 
im Vogtlande in ihnen die Hinterlassenschaft von Riesen erblickt, und 
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