Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

« schlema sehen läßt (s. Ortssagen.) Als Lamm erscheint das -*Z 
gespenst am Tobelhötzli in der Aargauer Gemeinde, und hierher gehören 
wohl auch unsere Sagen vom weißen Schafe, das Menschen erschreckt, 
und vom weißen Widder mit goldenen Hörnern. 
Aus der Auffassung des Blitzes als Schlange sind zahlreiche 
mythologische Vorstellungen hervorgegangen. Wie der Blitz die Gewitter- 
wolke gleichsam spaltet, so daß dann die goldene Sonne wieder auf- 
leuchtet, so sollen die himmlischen Schlangen einen kostbaren Edelstein 
verfertigen. Diese Vorstellung wurde später auf die irdischen Schlangen 
übertragen. (Mannhardt, a. a. O., S. 103.) Weit verbreitet sind 
die Sagen von dem Schlangenkönige, welcher auf seinem Kopfe eine 
goldene Krone trägt. Es drängt sich hier auch die Vermutung auf, 
daß die gelben Flecke hinter den Augen der Ringelnatter bei der Häutung 
zu dem Glauben von einer goldenen Krone Veranlassung gegeben haben. 
Wie der Schlangenkönig von Lübbenau in der Niederlausitz seine Krone 
auf ein feines weißes, großes Tuch niederlegte, so erzählt auch die erz- 
gebirgische Sage gleiches von unserem Otternkönige oder unserer Schlan- 
genkönigin. Karl Haupt (Sagenbuch d. Lausitz, No. 84.) bemerkt dabei, 
daß die weiße Farbe, welche das Tuch haben muß, auf die Repräsen- 
tanten der Finsternis einen zwingenden und siegreichen Zauber ausüben 
muß, so daß sie nun ihre Schätze opfern. Nach einem anderen Volks- 
glauben aber, welchen Mannhardt (a. a. O., S. 103) anführt, legt der 
Schlangenkönig seine Krone auf ein rotes Tuch nieder. 
dd——°—*J* — — 
137. Die Zwerge des hohen Steins. 
(Joh. Böhm in der Erzgebirgs-Zeitung, 1881, S. 133.) 
Der hohe Stein zwischen Graslitz und Markneukirchen war der 
Aufenthalt der Zwerge, welche von hier aus die umliegenden Häuser 
besuchten, den Leuten bei ihren Arbeiten halfen und ihnen manche 
Wohlthat erwiesen. Als aber die Knödel in den Topf und die Brote 
in den Backofen gezählt wurden, verschwanden sie nach und nach aus 
der Gegend. 
Beim Baue der Steiner Pfarrkirche zeichneten sich dieselben be- 
sonders aus. Dieselbe sollte nämlich am Fuße des Berges, auf dessen 
Abhange sie sich gegenwärtig erhebt, zu stehen kommen, und viel Ma- 
terial hatte man bereits dorthin gebracht. Allein die Zwerge trugen 
des Nachts zu wiederholten Malen das Baumaterial auf die Anhöhe, 
bis man sich endlich entschließen mußte, dort das Gotteshaus aufzu- 
□ Der Bau schritt ungemein rasch vorwärts. Was die Maurer 
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